Vom 19. bis 21. Februar 2024 traf sich das Projektkonsortium in den Laboratorien des Instituts für angewandte und theoretische Mechanik der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag zur Vorbereitung des Testlaufs der im Rahmen des Projekts entwickelten Methoden und Instrumente. In der letzten Maiwoche dieses Jahres werden diese unter realen Bedingungen mit Beteiligung der zuständigen Verantwortlichen aus Politik und von Behörden wie auch der lokalen Bevölkerung auf deren Eignung geprüft.
Mit der physischen Zerstörung historischer Siedlungsräume wird auch das immaterielle Erbe, kollektive Erinnerungen und ungeschriebenes Wissen massiv beeinträchtigt. Genau diese Informationen sind für den Wiederaufbau von hoher Relevanz. Die Wertigkeiten, Bedeutungen und Funktionen der einzelnen Bauwerke, Plätze und Infrastrukturen spielen in der Konzeption der Rekonstruktion eine entscheidende Rolle. Träger dieser Informationen ist die lokale Bevölkerung.
Einbezug des Kollektivwissens in den Planungsprozess
Im Rahmen des ComPaRe-Projekts werden Planungsmethoden und -instrumente entwickelt und getestet. Die Modelle reichen von begleiteten Fachexkursionen durch die Rote Zone, über photogrammetriebasierte 3D-Rekonstruktionen, „Building Information Modeling“ bis hin zur interaktiven „Augemented Reality“. Dabei sind die gewonnenen Informationen zu dokumentieren, auszuwerten und für die Planung aufzubereiten. Der Einbezug dieses Wissens mittels genannter Technologien stellt die eigentliche Innovation des Projekts dar. Die Zwischenergebnisse werden am Freitag, den 31. Mai 2024 in Accumoli erstmals öffentlich vorgestellt.
Handbuch im Entstehen
Die finalen Projektergebnisse werden in einem mehrsprachigen Handbuch erscheinen, welches gerade in den Projektpartnern erarbeitet wird. Einen wesentlichen Teil des Arbeitstreffens in Prag nahm die inhaltliche Koordination dieser Publikation ein. Diese wird im Februar 2025 in Papierform erscheinen und auch einen virtuellen, interaktiven Publikationsteil enthalten. In der Projektabschlusskonferenz im März 2025 werden die Projektergebnisse in Accumoli präsentiert und diskutiert.
Fallstudien in Prag
Gegenstand themenspezifischer Besichtigungen in Prag stellten die Laboratorien des Instituts für angewandte und theoretische Mechanik dar. Diese enthalten mechanische Versuchseinrichtungen zur Simulation von Erdbebenereignissen. Auch weitere mechanische Belastungen an Tragwerkelementen oder Tragstrukturen von Bauwerken lassen sich untersuchen. Mittels Computertomographen lässt sich der Zustand von Baumaterialien nach Lasteinwirkungen analysieren.
Das Projekt beschäftigt sich nicht nur mit Erdbebenereignissen, sondern auch mit anderen Katastrophen. In diesem Zusammenhang erfolgt im Stadtteil Prag Troja die Besichtigung der Hochwasserschutzverbauung mit mobilen Elementen. In diesem Kontext wurden bei den Treffen in Banská Štiavnica der Wiederaufbau nach Brandkatastrophen und in Südmähren die Rekonstruktion nach dem Tornado kontextualisiert.
Zum von der Universität für Weiterbildung Krems koordinierten internationalen Partnerkonsortium zählen die Universität La Sapienza Rom, die Universität Camerino, die Tschechische technische Universität Prag, die Masaryk-Universität in Brünn, die Slowakische Technische Universität Bratislava, Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest wie die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Als assoziierte Partner beteiligen sich die Gemeinde Accumoli, das Päpstliche Athenaeum Sant’Anselmo in Rom und der Verein „Venti di Cultura“ am Projekt.