Das Unterrichtsprogramm des Universitätslehrgangs „Klinische Psychologie (Aufbaumodul)“ umfasst 120 Unterrichtseinheiten und wird vom Department für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität für Weiterbildung Krems in Entwicklung und Durchführung verantwortet.

Fächer

Differentialdiagnostik

Inhalte

Viele psychische Erkrankungen zeigen hohe Komorbiditätsraten. Eine wesentliche Aufgabe der klinisch-psychologischen Diagnostik stellt die Differentialdiagnostik verschiedener Störungsentitäten dar. Über die gängige Syndromaldiagnostik sind dafür spezielle diagnostische Algorithmen erforderlich. Sehr häufige, klinisch differentialdiagnostische Fragen (DD: Demenzformen, DD: AACI/MCI :: Demenz, DD: Demenz :: Pseudodemenz/Depression, DD: Depression :: chronische Fatique, DD: Depression :: psychotische Erkrankung, DD: organische Psychose :: schizophrene Erkrankung, DD: Persönlichkeitsstörung u.a. Borderlinestörung :: psychotische Erkrankung, DD: ADHS :: bipolare Störung etc.) werden anhand von Fallvignetten und Videosequenzen bearbeitet und entsprechende diagnostische Strategien und Kriterien werden präsentiert. Darüber hinaus werden neuere Entwicklungen in der klinisch-psychologischen Differentialdiagnostik anhand des kognitiven Endophänotypen der Schizophrenie dargestellt: Neuropsychologische Befunde, welche für die meisten psychischen Störungen existieren, stellen eine weitere Informationsquelle dar und liefern wichtige Entscheidungshilfen. Weiter wird eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Multidimensionalität klinischpsychologischer Diagnostik durchgeführt. Biographie orientierte, entwicklungspsychopathologische und Lebensweltdiagnostik sowie Verfahren der Ressourcenanalyse werden vorgestellt.

Lernergebnisse
  • Metastrategien für differentialdiagnostische Fragestellungen entwickeln können.
  • Abgrenzungskriterien für die häufigsten differentialdiagnostischen Fragestellungen benennen können.
  • Verschiedene Klassifikationssysteme (ICD-10, DSM-V, OPD) und spezifische klinischpsychologische Verfahren für differentialdiagnostische Fragestellungen einsetzen können.
ECTS-Punkte

5

Befunderstellung

Inhalte

Die Erstellung von klinisch-psychologischen Befunden gehört zu den Hauptaufgaben, sowohl freiberuflicher als auch im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses angestellter Klinischer PsychologInnen. Eine qualitativ hochwertige Befunderstellung zählt somit zu den wichtigsten Aufgaben. Anhand von Fallvignetten wird dieser Prozess für verschiedene Störungsbilder und wesentliche Differentialdiagnostiken erarbeitet. Sachverständige sind im allgemeinen Experten aus verschiedenen Fachbereichen der Psychologie (u.a. Klinische Psychologie, inkl. Suchtmittel, Traumatisierung, Neuropsychologie usw.), die in die Sachverständigenliste der Gerichte als "allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige" eingetragen sind. PsychologInnen müssen als Anwärter für eine Eintragung als gerichtlich beeidete Sachverständige eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung wird auf folgende gutachterlichen Fragen eingegangen:

  • zur Beurteilung der Auswirkungen körperlicher Erkrankungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit und auf die Stimmungslage
  • zur Beurteilung der Gründe und Bedingungen von psychischen Störungen, Ängsten und depressiven Verstimmungen
  • zur Einschätzung der psychologischen Folgen eines Unfalls oder einer Erkrankung
  • im Bereich des Arbeits- und Sozialrechtes, z.B. Beurteilung der Arbeitsfähigkeit
  • zur Beurteilung der Art einer psychischen Erkrankung und des Ausmaßes der Beeinträchtigung
  • zur Verlässlichkeitsprüfung gemäßWaffengesetz (sieheWaffengesetz)

In dieser Lehrveranstaltung wird nochmals der Unterschied zwischen psychologischem Befund und psychologischem Gutachten im klinischen Kontext herausgearbeitet. Anhand von Fallbeispielen wird der diagnostische Prozess für die Sachverständigentätigkeit bei ausgewählten Fragestellungen exemplifiziert.

Lernergebnisse
  • Klinisch-psychologische Befunde und Gutachten für verschiedene Fragestellungen erstellen können.
  • Qualitätsmerkmale klinisch-psychologischer Befunde nennen können (anhand der „Richtlinie für die Erstellung von klinisch-psychologischen und gesundheitspsychologischen Befunden und Gutachten“ des BMG, 2012).
  • Rechtliche Voraussetzungen für die klinisch-psychologische Sachverständigentätigkeit nennen können.
  • Fallstricke und Schwierigkeiten dieser anspruchsvollen Tätigkeit identifizieren können (in dieser aufbauenden Lehrveranstaltung eingehender als in der Grundlagenveranstaltung).
ECTS-Punkte

2

Behandlung und Beratung

Inhalte

Techniken und Interventionsstrategien der klinisch-psychologischen Behandlung
Im Zentrum der Arbeit Klinischer PsychologInnen steht die adäquate Intervention in der jeweiligen Lebenssituation der KlientInnen bzw. PatientInnen. Am Beginn steht eine adäquate Wissensvermittlung als PsychologIn zur/zum PatientIn über die entsprechenden Krankheiten im Sinne von Psychoedukation, daran anschließend werden für die wichtigsten Diagnosegruppen entsprechende, empfohlene Interventionen vorgestellt und praktisch demonstriert bzw. geübt. „Dementielle Erkrankungen“ (Selbsterhaltungstherapie sensu Romero, Validation sensu Feil), „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ (Motivational Interviewing und Motivational Enhancement Therapy), „Schizophrene Erkrankungen“ (Integrierte Psychologische Therapie, Integrierte Neurokognitive Therapie), „Affektive Störungen“ (Elemente der Interpersonellen Psychotherapie –IPT), Bearbeitung kognitive Dysfunktionen, Genusstraining, Suizidabklärung), „Angst- /Zwangserkrankungen“ (Expositionsverfahren, systematische Desensibilisierung, Atemtechniken, Biofeedback), „Essstörungen“ (Achtsamkeitsbasierte Verfahren), „Intelligenzstörungen“ (PRÄ-Therapie sensu Pörtner, timeout Verfahren, cost-control Verfahren), „Entwicklungsstörungen“ (Treatment and education of autistic and communication related handicapped children – TEACCH- Programm). Es wird auf eine Klärung des Übergangs bzw. eine Abgrenzung von Krisenintervention und Behandlung eingegangen. Neben wissenschaftlich fundierten Methoden der klinisch-psychologischen Behandlung, werden Theorien der Veränderung und des Fallbezugs und die Vermittlung differenzieller Gesprächsführung in unterschiedlichen klinischen Problemstellungen, Zielsetzungen, Kontexten und mit unterschiedlichen Personengruppen und Erkrankungsbildern, diskutiert. Auch die Integration von Angehörigen und Erziehungsberechtigten in die Behandlung wird erarbeitet.

 

Techniken und Interventionsstrategien der klinisch-psychologischen Beratung

Im Kontext der Klinischen Psychologie versteht man unter Beratung kommunikativunterstützende Maßnahmen, Informationsvermittlung oder auch Übungen zur Prävention oder Bewältigung von psychischen Problemen und belastenden Lebens- und Entscheidungssituationen. Im Zentrum dieser Lehrveranstaltung stehen erprobte Beratungsformen und –techniken für PatientInnen und Angehörige. Es werden die Techniken der zirkulären Fragen, der Schemaanalyse, des Sokratischen Dialoges, Reflexionstechniken, Paradoxe Interventionen, Debattiermethoden und die Technik des Change Talk und des Confidence Talk (Motivierende Gesprächsführung) dargestellt. Vertiefend wird auf die Interventionsfelder onkologischer Erkrankungen, psychosomatischer Erkrankungen, psychiatrische Erkrankungen, Beratung von Menschen mit Behinderung und die Vermittlung von krankheits- und behandlungsrelevanten Informationen im Rahmen medizinischer Interventionen eingegangen. Es werden entsprechende (manualisierte) Psychoedukationsprogramme und PatientInnenschulungsprogramme zum funktionalen Umgang mit der Erkrankung und der Förderung von Compliance, Selbstwirksamkeit oder Bewältigung vorgestellt. Einen weiteren Schwerpunkt stellen standardisierte Interventionen zur Ressourcenarbeit dar. Es erfolgen eine vertiefte Auseinandersetzung und ein differenziertes Eingehen auf die Besonderheiten bei verschiedenen Altersgruppen. Dazu gehören auch Beziehungsdynamiken in der Beratung und Methoden differenzieller Gesprächsführung mit schwieriger Klientel (Einzelne, Gruppen und Familien etc.).

Lernergebnisse

Techniken und Interventionsstrategien der klinisch-psychologischen Behandlung

  • Die TeilnehmerInnen können für verschiedene klinische Fragestellungen die State-of-the-Art Interventionen benennen.
  • Sie können entsprechende Interventionspläne entwerfen.
  • Sie können verschiedene Gesprächsführungstechniken im Rollenspiel anwenden

 

Techniken und Interventionsstrategien der klinisch-psychologischen Beratung

  • Die TeilnehmerInnen können die wichtigsten Interventionsgebiete klinisch – psychologischer Beratung benennen.
  • Sie können zwischen Beratung und Behandlung im klinisch-psychologischen Kontext anhand von Kriterien differenzieren.
  • Sie beherrschen verschiedene Beratungstechniken und können diese im Rollenspiel einsetzen.
  • Sie können manualisierte Programme zur PatientInnenschulung und Angehörigenberatung durchführen.
  • Sie können schwierige und unerwartete Gesprächssituationen (er-)kennen und konstruktiv handhaben, sowie ein breites methodisches (erlebens-, verhaltens-, beziehungs- und zielorientiertes) Spektrum kritisch reflektieren und adäquat anwenden.
ECTS-Punkte

5

Klinisch-psychologischer Mitteleinsatz

Inhalte

Klinisch-psychologische Interventionen zielen auf verschiedene Eben des Verhaltens und Erlebens ab. Dementsprechend kommen differenzierte psychologische Mittel zur Anwendung. Nachdem gängige psychologische Mittel (z.B. klinisch-psychologisches Gespräch, Methoden des Beziehungsaufbaues und –erhaltes, Krisenintervention etc.) bereits erlernt wurden, werden diese in dieser Lehrveranstaltung noch ergänzt. Auf der Ebene der psychischen Funktionen werden exemplarisch die gängigsten kognitiven Funktionstrainings (Problemlösetrainings, Aufmerksamkeits- und Gedächtnistrainings, Wahrnehmungstrainings) und affektive Trainings (z.B. Affektkontrolltraining) vorgestellt. Anhand dieser Verfahren wird deren Einsatz bei KlientInnen oder PatientInnen geübt. Sowohl paper-pencil Verfahren (Materialien nach SIMA©P, Klauer, Frostig-Programme) als auch computergestützte Verfahren (RehaCom, CogniPlus, Cogpack) werden bearbeitet. Anhand von Fallvignetten werden trainingstheoretisch fundierte (Fragen der Frequenz/Dauer, Generalisierungs- und Diskriminationseffekte, Alltagsrelevanz und –transfer etc.) Therapiepläne erstellt. Auf der Ebene der Funktionsmuster werden beispielhaft die Anwendung von Methoden zur Selbstregulation und Entspannung (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Bio- und Neurofeedback und Elektromyogramm, Stressverarbeitungstraining) geübt. Die Ebene -Interpersonelle Systeme- beinhaltet klinischpsychologische Interventionen wie z.B. soziales Kompetenztraining, familienbezogene Interventionen bei Schizophrenie, Emotionserkennungstrainings u.a. Weiter werden Fragen des Einsatzes von Einsichts- vs. erlebnisorientierten Methoden, von individuellen vs. gruppenbasierten Methoden und von übenden vs. bewältigungsorientierten Methoden diskutiert.
In Abgrenzung zu medizinischen Aspekten und bei multiprofessioneller Zusammenarbeit werden auf der Grundlage eines biopsychosozialen Entstehungsmodells psychischer Auffälligkeiten und Erkrankungen verschiedene Ursachen, Faktoren zur Aufrechterhaltung und besondere Risikofaktoren in der klinisch psychologischen Behandlung erarbeitet. Für die optimale Behandlung von komplexen Erkrankungen ist die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team unerlässlich. Daher sind die Klärung der jeweiligen Aufgaben, Kompetenzen und Beiträge zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels in der Behandlung sowie die Klärung der verschiedenen Rollen der unterschiedlichen Berufsgruppen in verschiedenen Settings notwendig. Wissen und Kompetenzerwerb tragfähiger und sinnvoller Kooperationsstrukturen gehören zu den Inhalten der Lehrveranstaltung.

Lernergebnisse
  • TeilnehmerInnen können für die entsprechenden Ebenen, die adäquaten klinischpsychologischen Intervention für Fallbeispiele aufstellen.
  • Sie können wichtige klinisch-psychologische Mittel für jede Ebene anwenden.
  • Es ist Ihnen möglich bei verschiedenen psychischen Störungsbildern die Abgrenzung zu medizinischen Interventionen zu benennen und Gemeinsamkeiten bzw. Überschneidungen zu nützen.
  • Sie verfügen über genügend Kenntnisse der interdisziplinären Kooperationsformen.
ECTS-Punkte

5

Patienten- und Schnittstellenmanagement

Inhalte

Schnittstellenmanagement bezeichnet die aktive Gestaltung des Versorgungsprozesses der PatientInnen vor, parallel zur und nach der Leistungserbringung im Gesundheitswesen. Ziel ist es dabei, die Versorgungssituation zu verbessern und Schnittstellenprobleme im sektorierten Gesundheitssystem zu lösen.
Die Lehrveranstaltung „Patientenmanagement und Schnittstellenmanagement“ widmet sich explizit der Vermittlung von Kenntnissen und Kompetenzen des Managements in klinischen (multidisziplinären) Arbeitskontexten auf Fall- und Systemebene. Wesentliches Ziel ist die Klärung der einzelnen Aufträge unterschiedlicher Institutionen und Berufsgruppen. Nur bei kritischer Auseinandersetzung kann hier eine Schnittstellenkompetenz erworben werden. Dazu gehören auch die Klärung von spezifischen Kriterien zur Indikation für die Behandlung von PatientInnen in den unterschiedlichen Institutionen und die Vermittlung von wesentlichen Prozessabläufen. So soll anhand des Beispiels einer neurologischen Station ein Behandlungsprozess inklusive Indikationsstellung, Aufnahmeprocedere, Behandlungsplanung, dessen Evaluierung (sowohl im Sinne von Effektivitätskriterien als auch der formativen Evaluierung), Zielanpassung, Entlassungsmanagement und die entsprechenden Entscheidungsbefugnisse der unterschiedlichen Berufsgruppen erarbeitet werden. Des Weiteren werden bestehende Erwartungen sowohl an unterschiedliche Einrichtungen als auch an die unterschiedlichen Berufsgruppen in den Fokus genommen und zum Teil relevante berufs- und versorgungspolitische Themen besprochen. Entsprechend dem Positionspapier zum Schnittstellenmanagement zwischen ambulanter und stationärer Versorgung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG, 2005) stehen die grundlegenden Prinzipien der Patientenorientierung,Transparenz, systematische Verbesserung der Versorgung sowie quantitativ und qualitativ optimaler Mitteleinsatz im Zentrum der Betrachtung. Die Studierenden lernen psychologische und soziologische Theorien zu Gruppen und Organisationen sowie deren Dynamik in Konflikten und Krisensituationen kennen, formelle und informelle Prozesse und ihre Wirkungen in Organisationen einordnen und auf Aufgabenstellung sowie Praxiskonstellationen der Klinischen Psychologie übertragen und anwenden. Dabei finden auch interkulturelle und Genderaspekte (Diversitymanagement) einen Platz.

Lernergebnisse
  • Die TeilnehmerInnen können potenzielle Bruchstellen im klinisch-psychologischen Versorgungsprozess benennen.
  • Sie können spezifischen Kriterien zur Indikation für die Behandlung von PatientInnen in den unterschiedlichen Institutionen nennen.
  • Sie können Instrumente zur Verbesserung der Kommunikation zwischen verschiedenen Anbietern von Gesundheitsleistungen anwenden.
  • Sie können klinische Prozesse selbstverantwortlich organisieren, durchführen und evaluieren.
ECTS-Punkte

2

Fallstudie 1 und 2

Inhalte

Zur Beurteilung des Erwerbs der besonderen theoretischen und praktischen fachlichen Kompetenzen sind zum Abschluss des Aufbaumoduls zwei selbst durchgeführte Fallstudien zu erstellen.
Die Fallstudien dienen der Dokumentation selbständiger und anwendungsorientierter wissenschaftlicher Arbeit. Die Fallstudien haben einer vom Bundesministerium für Gesundheit vorzugebenden Struktur zu folgen. Die Fallstudien sind einer (einem) Lehrenden der Ausbildungseinrichtung gemäß zur Beurteilung vorzulegen und dienen bei positiver Beurteilung als Grundlage für die mündliche kommissionelle Abschlussprüfung (§ 12 Abs 5 Z 1, PG 2013).

ECTS-Punkte

11

Termine

Hier finden Sie in Kürze aktuelle Termine

Zum Anfang der Seite