Das Unterrichtsprogramm des Universitätslehrgangs „Integrative Therapie im Kontext von Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen“ umfasst 425 Unterrichtseinheiten und wird vom Department für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Gesundheit der Universität für Weiterbildung Krems in Entwicklung und Durchführung verantwortet. Im Rahmen des Unterrichtsprogramms des Universitätslehrgangs „Integrative Therapie im Kontext von Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen“ sind die folgenden Pflichtfächer in Form von Block-Lehrveranstaltungen zu absolvieren.
Fächer
Integrative Therapie im Kontext von Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen
Theoretische Grundlagen der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Inhalte
Grundlagen der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
In dieser Lehrveranstaltung werden theoretische Grundlagen aufgezeigt, die für eine hinreichend gute psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unabdingbar sind.
Entwicklungspsychologische Grundlagen
In den entwicklungspsychologischen Grundlagen der Integrativen Therapie wird von einer lebenslangen Entwicklung der Persönlichkeit ausgegangen. Entlang dieses „LifeSpan-Development“-Ansatzes werden die entwicklungspsychologischen Positionen der Integrativen Therapie ausdifferenziert.
Prozessuale Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen
Integrative Therapie ist an einer biopsychosozialen und prozessualen Diagnostik ausgerichtet. In einem gemeinsamen therapeutischen Prozess werden PatientInnen in ihrer Lebensspanne (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft), in ihrer Lebenssituation, unter Einbezug ihrer subjektiven Sichtweisen sowie die TherapeutIn-PatientIn-Interaktion phänomenologisch wahrgenommen und tiefenhermeneutisch durchdrungen. Die Besonderheiten des diagnostischen Vorgehens bei Kindern, Jugendlichen und deren Umfeld stehen dabei im Mittelpunkt dieser Lehrveranstaltung.
Klinische Störungsbilder, Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und -psychopathologie bei Kindern und Jugendlichen
Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen sind im Steigen begriffen. Für eine zielorientierte Vorgehensweise benötigen PsychotherapeutInnen deshalb ein fundiertes Wissen zur Entwicklungs-psychopathologie sowie zu unterschiedlichen Störungsbildern. Um der Komplexität dieser Phänomene gerecht zu werden, ist zudem ein mehrperspektivischer Blick auf der Grundlage des biopsychosozialen Modells notwendig.
Lernergebnisse
Grundlagen der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Die Studierenden können zentrale metatheoretische Grundlagen der Integrativen Therapie in Bezug auf die Integrative Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie darlegen. Sie sind in der Lage, den soziokulturellen Wandel unserer Gesellschaft bezüglich relevanter Auswirkungen von Entwicklungsbedingungen auf Kinder und Jugendliche zu reflektieren. Ausgehend von den ethischen Positionen der Integrativen Therapie können die Studierenden spezielle Situationen in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie fokussiert beschreiben und adäquat bewerten und haben Kenntnisse von rechtlichen Grundlagen, basierend auf dem österreichischen Psychotherapiegesetz und nachfolgenden Richtlinien, und können diese in der Praxis anwenden.
Entwicklungspsychologische Grundlagen
Die Studierenden können die Ergebnisse der empirischen Säuglings- und Kleinkindforschung in konkreten Interventionen anwenden. Entlang sensibler Phasen in der Entwicklung vom Säugling bis zur Adoleszenz können die Studierenden Risikofaktoren sowie protektive Faktoren benennen.
Prozessuale Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen
Die Studierenden haben Kenntnis von Grundlagen prozessualer Diagnostik unter Einbezug auf Defizite, Störungen und Risikofaktoren sowie auf Ressourcen und Potenziale und können diese in der Integrativen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie anwenden. Sie sind in der Lage, semiprojektive Diagnostikverfahren, die das Aufstellen von Realszenen aus dem Lebensalltag und darüber hinaus das Herstellen von Symbolszenen mit projektiven Aussagegehalt ermöglichen, anzuwenden. Die Studierenden können die Verortung und biopsychosoziale Kontextualisierung diagnostisch gewonnener Erkenntnisse in den ICD-10 durchführen
Klinische Störungsbilder, Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und -psychopathologie bei Kindern und Jugendlichen
Die Studierenden sind in der Lage, klinische Störungsbilder, ihren Verlauf und mögliche Ursachen zu identifizieren. Sie können auf der Grundlage eines individuums- und störungsorientierten Vorgehens konkrete Interventionen bei häufigen Formen von Verhaltensauffälligkeiten in der Praxis anwenden. Die Studierenden haben Kenntnis von der Notwendigkeit, intersubjektiv ausgehandelte Therapieziele festzulegen und nutzen altersadäquate Möglichkeiten in der Umsetzung.
ECTS-Punkte
7
Methodische Zugänge zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Inhalte
Methodische Zugänge in der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern
In der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern sind besondere methodische Zugänge zu den kindlichen Lebenswelten zu wählen, die sich teilweise grundlegend von einer Psychotherapie mit erwachsenen PatientInnen unterscheiden. Als Hauptmedium fungieren dabei das „Spiel“ sowie der Einsatz „kreativer Medien“, die im Wissen um die entscheidende Bedeutung der therapeutischen Beziehung intersubjektiv eingesetzt werden.
Methodische Zugänge in der psychotherapeutischen Arbeit mit Jugendlichen
Psychotherapie mit Jugendlichen bedeutet, einen Entwicklungsraum im Sinne einer zweiten Chance zur Individuation bereitzustellen, um (Re-)Inszenierungen, narrative Interaktionen, kreative Ausdrucksmöglichkeiten sowie funktionales Üben zu ermöglichen. Die Integrative Therapie greift dabei auf einen breiten Fundus an Interventionsstrategien zurück.
Netzwerkorientierte Behandlungsansätze, Familien- und Umfeldgespräche, soziales Sinnverstehen
Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen kann nicht unabhängig von den sie umgebenden Lebenswelten verstanden werden. Sie leben in realen Abhängigkeiten von diesen Bezugspersonen, wobei Netzwerke sowohl salutogene wie auch pathogene Potentiale in sich tragen. Der Einbezug dieser Bezugspersonen ist ein wesentlicher Bestandteil einer Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen.
Identitätsentwicklung als PsychotherapeutIn für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (SE)
Die Selbsterfahrung dient dem Zweck, den eigenen Zugang zu Themen der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zu reflektieren, um methodische Zugänge in der psychotherapeutischen Arbeit mit Jugendlichen mehrperspektivisch zu fundieren. Die Geschichte der eigenen Spielerfahrungen wird in Selbsterfahrungsprozessen ebenso zur Sprache und zum Ausdruck gebracht, wie der eigene Zugang zu Jugendkulturen oder einverleibte Erinnerungen an die Schulzeit.
Lernergebnisse
Methodische Zugänge in der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern
Die Studierenden haben Kenntnis vom kindlichen Spiel als Symbolsprache und sind in der Lage, diese in konkreten Interaktionen zu übersetzen sowie auf dieser Ebene zu antworten. Sie können die Besonderheiten der psychotherapeutischen Beziehungsgestaltung mit Kindern reflektieren und in der Praxis darauf reagieren. Die Studierenden können das Konzept des „Safe Place“ darstellen und verfügen über die Fertigkeiten, dieses Konzept situationsadäquat einzusetzen und sind in der Lage, einen Ebenenwechsel von der Symbol- auf die Realebene (und umgekehrt) durchzuführen und die Beziehungsebene rollenflexibel zu den kindlichen PatientInnen zu gestalten. Die Studierenden können spezielle Settingfragen in der Psychotherapie mit Kindern reflektiert und theoriefundiert darlegen.
Methodische Zugänge in der psychotherapeutischen Arbeit mit Jugendlichen
Die Studierenden kennen spezielle Interventionen für die psychotherapeutische Arbeit mit Jugendlichen und sind in der Lage, diese umzusetzen. Sie sind in der Lage, die Besonderheiten der psychotherapeutischen Beziehungsgestaltung mit Jugendlichen zu reflektieren und adäquat darauf zu reagieren. Die Studierenden haben Kenntnis von der Wichtigkeit „Neuer Medien“ für Jugendliche, benennen mögliche pathogene Auswirkungen und nutzen „Neue Medien“ als Ressource und zur Unterstützung psychotherapeutischer Prozesse. Die Studierenden können spezielle Settingfragen in der Psychotherapie mit Jugendlichen reflektiert und theoriefundiert darlegen.
Netzwerkorientierte Behandlungsansätze, Familien- und Umfeldgespräche, soziales Sinnverstehen
Die Studierenden haben Kenntnis von der Notwendigkeit der psychotherapeutischen Arbeit mit Bezugspersonen und setzen familien-, umfeld- und netzwerktherapeutische Interventionen um. Sie wissen über die Möglichkeiten zur Diagnostik sozialer Netzwerke Bescheid und verfügen über die Fertigkeiten, die Methode des „soziales Sinnverstehens“ in der Behandlungspraxis einzusetzen. Die Studierenden sind in der Lage, Familien- und Umfeldgespräche im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung zu führen.
Identitätsentwicklung als PsychotherapeutIn für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (SE)
Die Selbsterfahrung dient dem Ziel, den eigenen Zugang zu Themen der Kinderund Jugendlichenpsychotherapie zu reflektieren und methodisch zu fundieren.
ECTS-Punkte
8
Praktikum/Praxisstunden
Inhalte
Parallel zur Weiterbildung muss die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen (inkl. begleitender Eltern- und Umfeldarbeit) im Ausmaß von mindestens 200 protokollierten Stunden nachgewiesen werden. Davon sind bis zu 100 Stunden aus dem Fachspezifikum anrechenbar.
Nachweis der Supervision des Praktikums
Die Supervision der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erfolgt im Ausmaß von mindestens 50 UE, wobei mindestens 20 UE in einer Supervisionsgruppe absolviert werden müssen. Supervisionen, die bereits im Fachspezifikum absolviert wurden und die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen zum Inhalt hatten, können im Ausmaß von 15 UE anerkannt werden. Die Supervision ist ausschließlich bei Lehrbeauftragten für Integrative Therapie bzw. bei Lehrbeauftragten für den Universitätslehrgang „Integrative Therapie im Kontext von Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen“ zu absolvieren.
ECTS-Punkte
13
Literaturstudiengruppe und Feldforschung
Inhalte
Anhand der vorgegebenen Literaturliste wird in Kleingruppen die für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen notwendige Literatur mit Exzerpten und Kurzreferaten selbständig erarbeitet sowie diskursiv reflektiert. Zudem wird jeweils ein Säugling und / oder ein Kleinkind in einem Feldforschungsprojekt beobachtet, die Beobachtungen in einem Protokoll verschriftlicht und im Anschluss daran in der Peergroup gemeinsam diskutiert.
Nachweis eines Wahlpflichtfaches
20 UE Wahlpflichtfach sind nachzuweisen. Als Wahlpflichtfach können absolvierte Veranstaltungen, die einen eindeutigen Bezug zur Psychotherapie mit Säuglingen, Kindern und Jugendlichen haben, anerkannt werden.
ECTS-Punkte
2