In der 4-semestrigen  Masterstufe des Universitätslehrgangs Psychosoziale Beratung werden berufs- und schulenübergreifende Fragen der Beratungslandschaft anwendungsbezogen vorgestellt und diskutiert. Es wird eine neue, alle Beratungsberufe umfassende Vertiefung ermöglicht, um einen Überblick über die vielfältigen Beratungsangebote und neue Entwicklungen zu erhalten, übergreifende Grundfragen zu diskutieren und Forschungstätigkeiten voranzutreiben, Management- und Führungsqualitäten für Beratungseinrichtungen zu fördern, multiprofessionelle Kooperationsformen weiter zu entwickeln, sowie verantwortliche Rollen in der Aus- und Weiterbildung für Beratungsberufe zu übernehmen.

Die Masterstufe des Universitätslehrgangs Psychosoziale Beratung kann nur im Anschluss an eine psychosoziale Beratungs-Grundausbildung (Lebens- und Sozialberatungsausbildung) bzw. nach einer gleichwertigen Beratungsqualifikation begonnen werden.

Fächer / Module

Übergeordnete Beratungsthemen und Forschung

Inhalte

Beratung und Kultur

Die Beratungslandschaft als soziokulturelles Phänomen: Beratungsbedürftigkeit als Schande bzw. Beratung als Luxus, Beratung als Ausdruck von Professionalität; neue Trends und Entwicklungen: interkulturelle Beratung, gender-, schicht- und milieuspezifische Beratung; ganz neue Beratungsthemen. Beratung als Ausdruck und Vermarktung von Zeitgeist. Status und gesellschaftliche Bedeutung von den verschiedenen Beratungsberufen.

Metatheoretische Modelle für Beratung.

 

Beratung und Spiritualität

In unserer rationalen Gesellschaft und dem oft routinemäßig verlaufenden Alltag suchen viele den außergewöhnlichen „ekstatischen Kick“ oder die „Tiefendimension“ in ihrem Leben. Die Suche nach Selbstverwirklichung wird spirituell „unterlegt“. Obwohl das Religiöse längst totgesagt ist, spricht man wieder von „religionsproduktiven Tendenzen“ (H.-J. Höhn), die unsere moderne Gesellschaft hervorbringt. Auf dem inzwischen unübersichtlich gewordenen Markt der Sinnangebote und der neuen Religionen zwischen Esoterik und spiritueller Psychologie nehmen mitunter auch Beratungs- und Therapieformen quasireligiöse Funktion an bzw. werden ihnen von den „Kunden“ zugeschrieben.

Die Dimension der Spiritualität spielt aber auch im Kontext der Beratung eine fundamentale Rolle: Einerseits – gleichsam verborgen –, wenn es um Fragen des Menschen- und Weltbildes geht und darum, von wem oder wodurch wir Heil und Sinn erwarten. Andererseits begegnet uns die religiöse Dimension explizit dort, wo KlientInnen Fragen nach Schuld, nach Sterben und Tod (auch Suizid), nach Sinn und Sinnlosigkeit, nach Macht und Ohnmacht, nach Werten und ethischer Verantwortung stellen. Wir stoßen an Grenzen, die methodisch nicht auflösbar bzw. therapierbar sind, weil sie mit der menschlichen Existenz als solcher gegeben sind. Damit kommt unsere eigene Spiritualität bzw. Religiosität ins Spiel. Es geht um den Umgang mit Fragen nach dem Grund unserer Existenz.

 

Beratung in der Lebensspanne – Verstehensmodelle für Prozesse zwischen Gesundheit, Krisen und Störungen

Alles professionelle Handeln in der Beratungssituation wird beeinflusst von dem allgemeinen, expliziten und impliziten Menschenbild, das wir in uns tragen. Hier kommen salutogenetische Vorstellungen zum Tragen - was der Entwicklung von gesunden und funktionsfähigen Potentialen dienlich ist -, aber auch ätiologische Vorstellungen - Annahmen über das, was der psychischen und körperlichen Gesundheit abträglich ist. Klinische Entwicklungswissenschaften und Longitudinalforschungen vermitteln auf empirischer Basis ein Verständnis der synergetisch wirkenden menschlichen Erfahrungsdimensionen - zwischen Kultur, Familiengeschichte, Netzwerkbeziehungen und eigener Biografie -, die diesen Prozessen zwischen Gesundheit, Krisen und Krankheit in der Lebensspanne zugrunde liegen. In dieser Lehrveranstaltung sollen die Teilnehmer/innen für dieses lebenslange, prozesshafte Verarbeitungsgeschehen selbst sowie für die Nutzbarmachung dieser Erkenntnisse in der psychosozialen Beratung sensibilisiert werden.

 

Beratung und Forschung / Beratung als Forschung

  • Definition von „Beratungsqualität“ vor dem Hintergrund der eigenen Praxis
  • Dokumentation und Evaluation als Werkzeuge von Beratungsforschung und Qualitätssicherung
  • Merkmale der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in der Beratung
  • Überlegungen zum KlientInnen- und KundInnenbegriff in der Beratung
  • Qualität in psychosozialen Dienstleistungen: von der ISO-Norm zu TQM
  • Ansätze und Methoden der Beratungsforschung
  • Ausgewählte Studienergebnissen in diesem Bereich
  • Qualitätssicherung in benachbarten Feldern (Psychotherapie, Supervision)

 

Die Lehrveranstaltung findet in zwei Blöcken statt (eine kurze Einführung bereit beim 2. Termin). Die TeilnehmerInnen haben so die Möglichkeit, Qualitätskriterien zu entwickeln und in die eigene Beratungspraxis zu integrieren. Beim zweiten Blocktermin werden diese Erfahrungen gemeinsam analysiert und weiterentwickelt.

 

Beratung und Sozialpolitik

Teil 1:

  • Gesetzliche Grundlagen des Gesundheits- und Sozialwesens in Österreich
  • Berufe im psychosozialen Feld und deren rechtliche Verankerung oder „Nichtverankerung“ (insbesondere Psychotherapeut, klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe, Arzt, Lebens- und Sozialberater, Sozialarbeiter, Musiktherapeut, Mediator)
  • Überblick über die wesentlichen Regelungsinhalte wie Berufsbild, Ausbildung, Erlangung der Berufsberechtigung, Berufspflichten, Vorbehalte, Abgrenzung und Vergleich, insbesonders:
  • Psychotherapiegesetz
  • Psychologengesetz
  • Ärztegesetz 1998
  • Gewerbeordnung 1994
  • Lebens- und Sozialberatungsverordnung 2003
  • Abgrenzung zwischen „Beratung“, „Behandlung“ und „Betreuung“ und deren rechtliche Bedeutung; Rechtliche Fragen der multiprofessionellen Zusammenarbeit
  • Rechtliche Positionierung von Absolventen des Universitätslehrgangs „Psychosoziale Beratung“ (Grund- und Aufbaustufe)
  • Gesetzliche Verankerung von Beratung im psychosozialen Feld und in verwandten Bereichen, z. B. Familienberatungsförderungsgesetz, Psychologische Studentenberatung, Gentechnikgesetz, Fortpflanzungsmedizingesetz
  • Allfälliger Überblick über steuerrechtliche Aspekte psychosozialer Beratung

 

Teil 2:

  • Grundfragen der Sozialpolitik wie „Gleichheit“, „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“ in ihrem Bezug zur Beratungslandschaft
  • Soziologische Fragestellungen und Beobachtungen zur Beratungslandschaft
  • Sozialpolitische Positionierungen von BeraterInnen.

 

Projektentwicklung und Management

Institutionalisierte Beratung wird wesentlich von den organisatorischen Rahmenbedingungen geprägt. Organisation ist mehr als äußere Rahmenbedingungen für die Arbeit. Sie hat inhalts-konstitutive Bedeutung. Die Qualität der Arbeit ist wesentlich mitbestimmt von ihrer Organisation.

Die Organisationen sind mit einer dreifachen Anforderung konfrontiert, die Leistungsprozesse effizienter zu gestalten, die Qualität zu sichern bzw. zu erhöhen und sich auf neue Umweltanforderungen einzustellen. Dazu braucht es die Kompetenz, die Veränderungsfähigkeit der Organisation zu sichern. Projektentwicklung ist dazu ein geeignetes Instrument, das zugleich hohe Ansprüche an das Management stellt.

 

Rollenentwicklung für Führungskräfte

Führungskräfte multiprofessioneller Beratungsteams sind zumeist mit einer doppelten Anforderung konfrontiert: als ExpertInnen die fachliche Seite der Arbeit voranzutreiben und gleichzeitig die Entwicklung der Organisationseinheiten, für die sie Verantwortung tragen, zu managen. Professionelle Beratung ist geknüpft an hohe Eigenständigkeit der Beratenden und an soziale Unterstützung im Team. Aufgabe der Leitung von Beratungseinrichtungen ist es, für beides zu sorgen und auf die oft widersprüchlichen Erwartungen von außen angemessen zu respondieren. Dies erfordert ein spezifisches Leitungsverständnis, das Autonomie und fachliche Entwicklung der MitarbeiterInnen fördert und zugleich die Anbindung der ExpertInnen an die Ziele der Organisation garantiert.

 

Standorte, Vernetzung und Berufspolitik

Die gesellschaftspolitische Positionierung von BeraterInnen und Beratungseinrichtungen.

Die organisatorische Vernetzung in der eigenen Berufsgruppe, Kollegialität und Loyalität als berufspolitische Fragen. Medienarbeit.

Standorte – Zusammenfassungen und Ausblicke:

Ein zweites Thema für diese Lehrveranstaltung sind die Chancen und Gefahren schulenübergreifender Konzepte, Methoden und Techniken: Handelt es sich hier nur um einen marktfreundlichen Eklektizismus, in dem alles Modische vermischt wird, oder gibt es plausible Schritte zu einer allgemeinen Theorie und Praxeologie von „Psychosozialer Beratung“?

Reflexion der beruflichen Identitäts- und Rollenentwicklung der TeilnehmerInnen. Professionalität und Seriosität in der Beratung werden diskutiert und gemeinsame Standards erarbeitet. In der Lehrveranstaltung werden sowohl Gruppenbilanz als auch persönliche Bilanz gezogen sowie in einem Ausblick weitere Schauplätze der Beratung in den Fokus genommen.

 

Beratung lehren und lernen

In welchem Maß ist „der Weg das Ziel“, lernen wir die Methode durch die Methode? Ist Psychotherapieausbildung demnach auch Psychotherapie? Eine Supervisionsausbildung zugleich Supervision? Lehren wir Lebensberatung durch Lebensberatung?

Bisher wurden erfahrene PraktikerInnen und geschätzte TheoretikerInnen fast automatisch als qualifizierte LeiterInnen von Aus- und Weiterbildung gesehen. In Zukunft werden didaktisches Knowhow sowie transparente Rahmenbedingungen für seriöse Lehre erforderlich sein.

Alle wesentlichen Schritte einer Qualifizierung für Beratung von Auswahlverfahren bis Prüfung werden vorgestellt und diskutiert.

 

Wissenschaftliches Arbeiten 1 und 2

Diese Lehrveranstaltungen werden departmentübergreifend angeboten.

Inhalt und nähere Informationen, Termine etc. sind bitte folgender Homepage zu entnehmen: www.donau-uni.ac.at/psymed/wa

Lernergebnisse

Beratung und Kultur

Die Beratungslandschaft soll als komplexes soziokulturelles Phänomen der heutigen Zeit erfasst werden, Grundannahmen sowie aktuelle Trends sollen erkannt und daraus zukünftige Entwicklungen in der Beratungslandschaft abgeleitet werden.

 

Beratung und Spiritualität

Die prinzipiellen und die aktuellen Funktionen von Spiritualität im Rahmen von Beratungsfeldern soll erkannt und diskutiert werden, um die eigene Beratungspraxis daraufhin zu überprüfen.

 

Beratung in der Lebensspanne – Verstehensmodelle für Prozesse zwischen Gesundheit, Krisen und Störungen

Ergebnisse der lebenslaufbezogenen Klinischen Entwicklungspsychologie sowie der Longitudinalforschung werden vorgestellt und in Hinblick auf die Beratungspraxis anwendungsbezogen diskutiert.

 

Beratung und Forschung / Beratung als Forschung

Erfassen von grundsätzlichen Fragen an die Schnittstelle von Beratungspraxis, Forschung und Qualitätssicherung.

 

Beratung und Sozialpolitik

Im Teil 1: Rechtliche Rahmenbedingungen von „Psychosozialer Beratung“: Vertiefung der Kenntnisse über die rechtlichen Grundlagen von Beratungstätigkeiten im Vergleich der verschiedenen Beratungsberufe.

Im Teil 2: Sozialpolitik: Grundfragen der Sozialpolitik in ihrer Bedeutung für die Beratungspraxis sollen erfasst und diskutiert werden.

 

Projektentwicklung und Management

Projektentwicklung als umfassendes Instrument kennenlernen, welches das Management von Veränderungen ermöglicht.

 

Rollenentwicklung für Führungskräfte

Reflexion der zu lösenden Anforderungen in der Führung von Beratungseinrichtungen und –teams.

 

Standorte, Vernetzung und Berufspolitik

Diskussion der Prinzipien und Möglichkeiten von Berufspolitik sowohl für gesellschaftliche als auch für standespolitische Positionierungen und Qualitätsdiskussion im psychosozialen Feld. Chancen und Grenzen schulenübergreifender Konzepte werden bewusst.

 

Beratung lehren und lernen

Erfassen der besonderen Anforderungen in der Didaktik von Aus- und Weiterbildungen für Beratungsberufe.

 

Wissenschaftliches Arbeiten 1 und 2

Den Studierenden wird ein grundlegendes und kritisches Verständnis von Wissenschaft und wissenschaftlichen Arbeitsmethoden vermittelt. Sie sollen dazu angeleitet werden, selbstständig eine, den wissenschaftlichen Standards entsprechende Arbeit zu verfassen.

Die Lehrgangsleitung kann Personen, die nachweislich den Inhalt dieser Lehrveranstaltung anderweitig absolviert haben, die Teilnahme daran erlassen.

ECTS-Punkte

27

Master Thesis

Inhalte

Erstellung einer Master Thesis. Das Thema der Master Thesis ist aus dem Bereich der Beratung auszuwählen. Die Master Thesis muss von zwei BegutachterInnen positiv beurteilt werden.

Umfang: mind. 18.000 Wörter (Detailliertere Informationen werden den Studierenden in der Moodleplattform „Unterlagen allgemein – FBI“ zur Verfügung gestellt).

ECTS-Punkte

20

Termine

Info-Veranstaltung

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