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Ende des Jahres 2021 wurde an der Universität für Weiterbildung Krems die Arbeit an der Projektstudie DigFinds („Interdisziplinäre Entwicklung neuer Methoden zur Digitalisierung archäologischer Funde musealer Sammlungen“) zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Finanziert wurde das Projekt über eine Förderung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. Die Durchführung erfolgte in Absprache mit den Landessammlungen Niederösterreich, der Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamts, dem Universalmuseum Joanneum sowie der TU Wien.
Anlass für die Projekteinreichung war, dass in vielen österreichischen Museen und Institutionen große Mengen archäologischer Funde verwahrt sind, vor allem aus Ausgrabungen, die aufgrund ihres Umfangs nur notdürftig gelagert, jedoch nicht zufriedenstellend erforscht und präsentiert werden können. In der Studie wurde untersucht, ob und wie diese Situation mit digitalen Methoden verbessert werden kann, verbunden mit dem Ziel, Konzepte für innovative interdisziplinäre Folgeprojekte zu schaffen.


Stakeholdergespräche
Um den Status quo zur Digitalisierung archäologischer Funde zu erheben, wurden im Rahmen der Studie ca. 50 Stakeholdergespräche in Form qualitativer Interviews durchgeführt. Neben Forscher*innen und Ansprechpartner*innen von Universitäten, Museen, Archiven, Firmen und Verwaltungsorganisationen zählten dazu auch allgemein historisch/archäologisch interessierte Privatpersonen, Sammler*innen und Reenactor.


Projektwunsch 3D-Digitalisierung
Schon zu Projektbeginn beabsichtigt war eine Untersuchung, ob es möglich ist, ein System zur beschleunigten Dokumentation großer Mengen an Ausgrabungsfunden zu schaffen, das eine 3D-Digitalisierung mit einer (semi-)automatischen Visualisierung und ggfs. auch Klassifikation vereint. Bei den Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass beim derzeitigen Stand der Scantechnologien, die Kompromisse zwischen Auflösung, Texturqualität und Ressourcenaufwand erfordern, eine 3D-Digitalisierung ausgewählter Einzelobjekte nachhaltiger ist.

 

Projektwünsche zu Datenbeständen
Viele Ideen und Projektwünsche aus den Stakeholdergesprächen betrafen die Struktur, Zugänglichkeit, Aufbereitung und Verknüpfung von archäologischen Datenbeständen bzw. Tools für den Umgang damit, mit denen zeitaufwendige Tätigkeiten, etwa Recherchen, beschleunigt werden könnten. Als relativ einfach umsetzbares Beispiel mit vergleichsweise hohem Mehrwert ist zum Beispiel eine „Dating-Plattform“ für Fundkomplexe zu nennen, mit Informationen, welche archäologischen Funde in Sammlungen für Forschungsprojekte überhaupt zur Verfügung stehen und wo zugehöriges Probenmaterial für naturwissenschaftliche Analysen gelagert ist. Die oftmalige Aussage, dass es hilfreich wäre, bestehende Datenbanken („Datensilos“) mit archäologischen Inhalten und Digitalisaten miteinander zu vernetzen, entspricht einem wichtigen aktuellen Trend der Digital Humanities, für dessen Umsetzung unter anderem das Konzept von „Linked Open Data“ sowie die Verwendung kontrollierter Vokabulare von Bedeutung ist.

Inventarisierungsmaske einer musealen archäologischen Sammlung Inventarisierungsmaske einer musealen archäologischen Sammlung (Screenshot © Landessammlungen Niederösterreich).

 

Standardisierung musealer Inventare
Im Zuge der Studie wurde offensichtlich, dass die Terminologien und Eingabemasken digitaler Inventarsysteme archäologischer musealer Sammlungen in Österreich größtenteils unabhängig voneinander entwickelt wurden, was die zukünftig zu erwartende Zusammenführung vieler digitalisierter Objektbestände im virtuellen Raum massiv erschwert. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Studie durch Lukas Kerbler eine Zustandserhebung zu Inventaren archäologischer Sammlungen durchgeführt und an einem Modelldatensatz geprüft, wie gut die HERIS-Fundstellennummer des Bundesdenkmalamts in diesen als „Gazetteer“ genutzt werden kann. Dies dient als Basis für zukünftige innovative Projekte zur Verknüpfung von Datenbeständen und für einen zeitnah vor allem für neu beginnende Inventarisierungen zur Verfügung stehenden Standardisierungsvorschlag. Eine erste Version des im Projekt gestalteten Vokabulars InventARCH wurde Anfang 2022 im Repositorium der Universität für Weiterbildung Krems veröffentlicht.

InventARCH. Vorschläge für Datenfelder und Thesauruseinträge zur Inventarisierung archäologischer SammlungsbeständeInventARCH. Vorschläge für Datenfelder und Thesauruseinträge zur Inventarisierung archäologischer Sammlungsbestände. https://doi.org/10.48341/tqyf-fx25


Ausblick
In der Studie wurde auf der Basis von Stakeholdergesprächen und technischen Recherchen eine Anzahl von Projektkonzepten und Themenblöcken mit Vorschlägen für innovative Projektentwicklungen zum Thema Digitalisierung archäologischer Funde ausgearbeitet. Dies ist die Grundlage für die Einreichung und Durchführung von Folgeprojekten. Um eine möglichst nachhaltige Umsetzung derselben sicherzustellen, wurde bei der Ausarbeitung der Studie auch auf den Umgang mit Herausforderungen und Problemen struktureller Natur geachtet, die bei bestehenden Digitalisierungsprojekten und Datenbeständen des Öfteren zu erkennen sind.

 

 

Details

Projektzeitraum 01.11.2020 - 31.12.2021
Fördergeber Bund (Ministerien)
Förderprogramm
Department

Department für Kunst- und Kulturwissenschaften

Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften

Projekt­verantwortung (Universität für Weiterbildung Krems) Mag. Jakob Maurer

Team

Vorträge

Zum Projekt "DigFinds": Wünsche & weiteres Digitales aus der Archäologie musealer Sammlungen

Runder Tisch Archäologie 2024, 18.01.2024

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