Details
Beim Klimanotstand handelt es sich um die größte und komplexeste globale Herausforderung, vor der die Menschheit je gestanden ist. Er steht im Kontext mehrerer „planetarer Grenzen“, die durch die Industriezivilisation bereits überschritten werden oder überschritten zu werden drohen. Vor allem was die Biodiversität – und damit die natürlichen Lebensgrundlagen – betrifft, hat die Menschheit den „sicheren Handlungsraum“ (Rockström et al, „A Safe Operating Space for Humanity“: Nature, 2009) längst verlassen.
Die menschengemachte Störung des Klimasystems der Erde wird primär durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht. Die weitere Erwärmung der Atmosphäre und ein katastrophaler Klimawandel - vor allem das Auslösen von Kipppunkten im Klimasystem - kann nur durch einen möglichst raschen weltweiten Stopp der Treibhausgasemissionen verhindert werden kann.
Die Staaten stehen vor der menschheitsgeschichtlichen Herausforderung, das bisherige Paradigma für Gesellschaft und Wirtschaft - die Erhöhung der Produktion, das permanente Wachstum - innerhalb weniger Jahrzehnte zu ändern. Es ist lebensnotwendig, die gesamte Orientierung der Industriezivilisation umzukehren, weil diese mit der „Zerstörung der Bewohnbarkeitsbedingungen des Planeten“ (Latour/ Schultz: Zur Entstehung der ökologischen Klasse, 25) einhergehen.
Das globale Problem des Klimanotstands wirft zahlreiche moralische Fragen auf, vor allem aufgrund der grundlegenden Asymmetrie zwischen den Hauptverursachern der Treibhausgasemissionen - den reichen Industriestaaten - und den derzeitigen Hauptbetroffenen der Erderwärmung und ihrer gravierenden Folgen, nämlich den Ländern des globalen Südens, ua den Pazifikstaaten.
Die Seminarreihe beschäftigt sich mit zentralen, ausgewählten Aspekten der Problematik:
- aktuelle naturwissenschaftliche Grundlagen auf Basis des jüngsten Berichts des Weltklimarats (IPCC, AR6)
- Einführung und Auseinandersetzung mit der moralischen Dimension der Problematik („Klimagerechtigkeit“), ua Klimafinanzierung und Reform des globalen Finanzsystems
- Klimanotstand als Herausforderung der Religionen: Klimaaktivismus und ziviler Ungehorsam aus theologisch-spiritueller Perspektive
- Klimapolitik auf internationaler, europäischer und österreichischer Ebene
- wissenschaftliche gestützte und innovative Formen einer wirksamen Klimakommunikation: wissenschaftliche Grundlagen und Praxistraining Klimakommunikation
- Perspektiven der politischen Ökologie: Kritik der „imperialen Lebensform“ (Brand/ Wissen)
- Aspekte der sozial-ökologischen Transformation: Theorien und Praxis des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels; Vorstellung von Initiativen (Schwerpunkt: Ernährungssystem und Landwirtschaft).
Neben der Vermittlung von wissenschaftlichem Wissen bilden der persönliche Austausch und die Frage nach dem individuellen Umgang mit der überwältigenden Herausforderung des globalen Klimanotstands als Teil der gegenwärtigen „Polykrise“ (Edgar Morin) wichtige Elemente. Dabei geht es um den konstruktiven Umgang mit den eigenen Emotionen (Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, Überforderung, Trauer, Resignation, Depression, Wut, Verzweiflung, usw.). Wie kann die persönliche Resilienz gestärkt werden? Was ist Lebenskunst in Zeiten des kollabierenden Klimasystems, kollabierender Ökosysteme, globaler Ungerechtigkeit und einer nach wie vor völlig unzureichenden, zögernden Klimapolitik auf allen Ebenen?
Die Seminarreihe richtet sich primär an Personen, die sich in diesem Themenbereich engagieren bzw. noch kompetenter engagieren wollen und die sich wissenschaftlich und persönlich weiter vertiefen und dabei mit Menschen aus verschiedenen Bereichen austauschen und vernetzen wollen. Ziel ist die Stärkung der fachlichen Kompetenz, sich für Klimaschutz und Transformation zu engagieren, die gegenseitige Ermutigung und das Empowerment.
Neben den vier zweitägigen Präsenzphasen ist die Bearbeitung von Vorbereitungsliteratur und die Erarbeitung von Inhalten in Teams Teil des Weiterbildungsprogramms. Die Seminarreihe umfasst keine Prüfungen; ein Teilnahmezertifikat wird von der Universität ausgestellt.
Die Seminarreihe findet im Rahmen der Mitgliedschaft der Universität für Weiterbildung Krems in der „Allianz Nachhaltiger Universitäten“ statt.
Facts
Leitung: |
PD Mag. Dr. Ernst Fürlinger |
Dauer: |
8 Tage in der Zeit von 20. November 2023 bis 16. Mai 2024 |
Form der Seminare: |
Präsenz-Seminar; vorwiegend Deutsch, fallsweise Vorträge in Englisch |
Veranstaltungsort: |
Kardinal König-Haus |
ECTS-Punkte: |
Mit dieser Seminarreihe können optional, mit einer zusätzlichen Modularbeit (ca. 15 Seiten), 7 ECTS erarbeitet werden. |
Teilnahmegebühr für vier Seminare: |
€ 150,00 |
Ermäßigungen: |
Freiplätze für junge KlimaaktivistInnen (SchülerInnen, StudentInnen und Lehrlinge) auf Anfrage. Anfrage wegen Freiplätzen an: ernst.fuerlinger@donau-uni.ac.at |
Veranstalter: |
Universität für Weiterbildung Krems, Research Lab Democracy and Society in Transition in Kooperation mit Allianz für Klimagerechtigkeit, Ökumenischer Rat der Kirchen Österreich und Kardinal König Haus
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Termine
1. Seminar: 20. - 21. November 2023
naturwissenschaftliche Grundlagen / persönliche Resilienz in Zeiten des Klimanotstands
2. Seminar: 16. - 17. Jänner 2024
Einführung Klimagerechtigkeit / Religionen vor der Herausforderung des Klimanotstands (u.a. Frage des zivilen Ungehorsams)
3. Seminar: 13. - 14. März 2024
Klimapolitik / Grundlagen und Praxis Klimakommunikation
4. Seminar: 15. - 16. Mai 2024
Sozial-ökologische Transformation: Theorien des Wandels / Schwerpunkt Ernährungssystem und Landwirtschaft
Wissenschaftliche Leitung / Seminarleitung
Information und Kontakt

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