15.01.2016

Krems (kpr). Schlaganfallzentren, sogenannte Stroke Units, haben sich in Österreich und weltweit bewährt. Rund die Hälfte der 38 bisher in Österreich errichteten Stroke Units müssen nun mit Kathetertechnik aufgerüstet werden. Dies ist die einstimmige Meinung der ExpertInnen, die ab 21. Jänner bei der 19. Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft an der Donau-Universität Krems zusammen kommen. Mit der neuen Technik können noch mehr Leben gerettet und schwere Folgebehinderungen vermieden werden, meint Prof. Michael Brainin, Organisator der Tagung und Präsident Elect der Weltschlaganfall Organisation.

2014 und 2015 haben eine Reihe von klinischen Studien belegt, dass im Falle eines akuten Verschlusses eines großen Hirngefäßes die Entfernung des Gefäßgerinnsels durch eine Kathetertechnik, die sogenannte endovaskuläre Thrombektomie, zusätzlich zur intravenösen Gerinnselauflösung die optimale akute Schlaganfallbehandlung darstellt. Professor Werner Hacke, Präsident der World Stroke Organisation und führender Schlaganfallexperte aus Heidelberg, Deutschland, wird den neusten Wissenstand zu dieser Therapietechnik bei der 19. Jahrestagung der österreichischen Schlaganfallgesellschaft, kurz ÖGSF, darlegen. Die Tagung wird unter der Ägide des Departements für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau-Universität Krems vom 21.-23. Jänner organisiert.

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin aus Krems, Organisator der Tagung dazu: "Die endovaskuläre Thrombektomie ist bei den geeigneten Patienten eine Therapie erster Wahl, mit deutlichen höheren Chancen, einen schweren Schlaganfall mit keiner oder nur geringer Behinderung zu überstehen. Es ist enorm wichtig, in Österreich Strukturen zu schaffen oder auszubauen und Ressourcen zu bündeln, um diese Therapie den Patienteninnen und Patienten möglichst bald rund um die Uhr anbieten zu können. Mit der interventionellen Therapie ist eine neue Ära der Schlaganfall Behandlung angebrochen, zugleich stellt sie für alle in der Schlaganfallmedizin Tätigen und für das Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar." Mitorganisator Prof. Lang aus Wien bestätigt diese Einschätzung: "Schlaganfall ist in Österreich nach wie vor der Killer Nummer zwei und die Ursache häufiger Behinderungen im Alltag. Es ist Zeit, dass neue Therapieoptionen dieser Krankheitsursache zu Leibe rücken."
Weitere Vorträge und Diskussionen widmen sich den internationalen Konsensempfehlungen sowie dem gegenwärtigen Stand dieser sogenannten interventionellen Schlaganfallbehandlung in Österreich.

 

Neue Ansätze zum Thema Hirnblutungen

Weiters am Programm: neue Ansätze und Entwicklungen zum wichtigen Thema Hirnblutungen, bei der die Behandlungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkter sind. Unter anderem trägt Prof. Daniel Hanley aus Baltimore vor, er führt mehrere multizentrische klinische Studien dazu im Auftrag der National Institutes of Health in den USA durch.

Prof. Bart van der Worp aus Utrecht wird über den Stand der klinischen Untersuchungen zur Nützlichkeit der Temperaturabsenkung beim akuten Schlaganfall berichten, eine Therapieform, die in einer groß angelegten EU geförderten Studie geprüft wird.

Neben der Akutbehandlung sind die Diagnose und Therapie von Spätfolgen wie beispielsweise kognitive Störungen von Schlaganfall und die Prävention wichtige Themen der Konferenz. Vorbeugung bei Vorhofflimmern und das Konzept der umfassenden Lebensstilmodifikation stellen hier aktuell sehr relevante Bereiche dar. Genderaspekte der Medizin finden bei fachspezifischen Tagungen oft nur am Rande einen Platz, so ist es umso erfreulicher, dass in Krems Prof. Valeria Caso aus Perugia, gegenwärtig Präsidentin der europäischen Schlaganfallgesellschaft ESO, über Frauen und Schlaganfall eine Keynote Lecture halten wird.

 

Begleitendes Symposium für Pflegepersonal

Begleitend zur wissenschaftlichen Tagung widmet sich ein eigenes zweitägiges Symposium für Pflegepersonen und TherapeutInnen unter anderem den Themen Schulterrehabilitation, Schluckstörungen oder Kommunikation mit SchlaganfallpatientInnen. Erstmals wird auch ein gemeinsam für Pflegepersonen, TherapeutInnen und ÄrztInnen gedachtes Minisymposium zum Thema "Der verwirrte Patient auf der Stroke Unit" stattfinden, mit der Intention, diese verschiedenen Berufsgruppen zum Wissensaustausch und zur Weiterbildung zusammen zu bringen.

Eine Industrieausstellung begleitet die Veranstaltung und gibt den Teilnehmern Gelegenheit, die neuesten Produkte kennen zu lernen.

 

19. Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft an der Donau-Universität Krems
Wann: 21-23. Jänner 2016
Veranstaltungsort: Audimax der Donau-Universität Krems
Termin: 21. – 23.01.2016

 

Rückfragen

Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin

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