26.11.2018

Beim vierten Kremser Versicherungsforum, das vom Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen der Donau-Universität Krems am 20.11.2018 veranstaltet wurde, informierten sich rund 180 VertreterInnen namhafter VersicherungsmaklerInnen und -gesellschaften sowie JuristInnen aus Österreich und Deutschland über aktuelle Fragen zu den Bereichen Haftpflicht, Rechtsschutzversicherung und Versicherungsvertriebsrecht. Das Forum fand in Kooperation mit dem Fachverband für Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten der Wirtschaftskammer Österreich statt.

Die um fast 30 Prozent gestiegene Zahl der TeilnehmerInnen belegt laut der Organisatorin des Kremser Versicherungsforums, Dr.in Arlinda Berisha, LL.M. vom Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen der Donau-Universität Krems, dass sich die Konferenz als Plattform des Austauschs etablieren konnte. „Das zahlreiche Erscheinen bestätigt, dass wir mit den Vortragsthemen den richtigen Nerv getroffen haben. Ob die Solvency II Richtlinie mit ihrer grundlegenden Reform der Versicherungsaufsicht, die Insurance Distribution Directive, die die Versicherungsvermittlung und den Versicherungsvertrieb auf völlig neue Beine stellt, oder auch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die mit Mai dieses Jahres in Kraft getreten ist, all diese regulatorischen Neuerungen zeigen, wie dynamisch der Versicherungssektor ist und sich den neuen Entwicklungen anpassen muss“, sagt Arlinda Berisha, Leiterin des Fachbereichs Versicherungsrecht und der fünf versicherungsrechtlichen Universitätslehrgänge an der Donau-Universität Krems. 

Von Haftpflichtversicherung über Versicherungsvertrieb bis zur DSGVO
Zentrale Inhalte der vierten Auflage des Versicherungsforums waren aktuelle Themen zur Haftpflichtversicherung, zum digitalen Versicherungsvertrieb und zum Schadenersatzrecht. Auch die Versicherungsvertriebsrichtlinie (Insurance Distribution Directive, kurz IDD) und der damit verbundene Veränderungs- und Anpassungsbedarf für Versicherungsvermittler standen im Fokus des Forums.

Dr. Ilse Huber, ehemalige Senatsvorsitzende und Vizepräsidentin des Obersten Gerichtshofes, erläuterte die aktuelle OGH-Judikatur insbesondere zur Betriebs- und Privat- sowie der Berufshaftpflichtversicherung. Auf die Direktklage des Geschädigten in der Haftpflichtversicherung ging Univ.-Prof. Dr. Martin Schauer ein und hielt fest, dass der Anspruch gegen den Versicherer einem doppelten Filter unterliege: dem Schadenanspruch gegen den Schädiger und „im Rahmen des bestehenden Versicherungsvertrags“.

Im zweiten Block referierte zum Produktrückruf in der Haftpflichtversicherung Dr. Karin Hartjes, die unter anderem auf die Kosten rund um die Gefahrenabwehr bei Kraftfahrzeugen einging. „Versicherungsfall und zeitlicher Geltungsbereich in der Rechtsschutzversicherung“ war Thema bei Mag. Erwin Gisch, MBA. An Beispielen illustrierte er die Judikatur des BGH zur Verstoßtheorie, insbesondere in Bezug auf den aktuellen Diesel-Abgasskandal.

Den Vertriebsprozess nach der IDD legte Dr. Klaus Koban, MBA dar und stellte die Frage, ob der Versicherungsmakler Bundesgenosse des Kunden bleibe oder ob er Vertriebsorgan des Versicherungsunternehmens werde. Dr. Ludwig Pfleger informierte zu Compliance und Marktverhaltensrisiko im Versicherungsvertrieb, wobei er den Folgen der Non-Compliance, von Verwaltungsstrafen über Anordnungs- und Unterlassungsbescheiden bis hin zum Naming und Shaming, nachging.

Im vierten Block beschäftigte sich Mag. Markus Kajaba mit den Herausforderungen im digitalen Versicherungsvertrieb. Als Problemfelder machte er, gerade bei Onlinevergleichsportalen, die Zuordnung der Gewerbeberechtigung, Fragen der Irreführung des Konsumenten und die Einhaltung des Markenrechts aus. „Dem Datenschutzbeauftragten im Regime der DSGVO“ widmete sich Mag. Wolfgang Fitsch. Zum Bereich Haftung und Schadenersatz konstatierte er, dass der Datenschutzbeauftragte nicht (primärer) Normadressat zum Thema „Haftung“ sei, sondern allenfalls über einen Regress in Anspruch genommen werden könne.

Fünfte Auflage des Kremser Versicherungsforums für Herbst 2019 geplant
Der Rektor der Donau-Universität Krems, Mag. Friedrich Faulhammer, nahm die Eröffnung der Veranstaltung vor. Moderiert wurde das Kremser Versicherungsforum durch Dr. Klaus Koban, Geschäftsführer der Koban Südvers Group GmbH und Dr. Arlinda Berisha LL.M., Fachbereichsleiterin Versicherungsrecht. Die Veranstaltung fand unter Mitwirkung des Fachverbands der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten der Wirtschaftskammer Österreich statt und kann als Veranstaltung zum Erwerb des Weiterbildungszertifikats angerechnet werden.
Die fünfte Auflage des Kremser Versicherungsforums ist für Herbst 2019 geplant. Ein Tagungsband zum 4. Kremser Versicherungsforum wird im Manz-Verlag vorbereitet.

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