Krems (kpr). Der im März gestartete neue Lehrgang "Neo-Salafistischer Islamismus" der Donau-Universität Krems versteht sich als Pionierprojekt für einen universitären Diskurs in Österreich über den politischen Islam und Salafismus. Ziel ist die Vermittlung von Präventions- und Deradikalisierungsstrategien. Erste Erfahrungen daraus zeigen den großen Bedarf an Wissen über radikale Islamströmungen und den Austausch darüber.
Mit 33 TeilnehmerInnen startete am 26. März der neue Lehrgang “Neo-Salafistischer Islamismus”, Certified Program, am Department Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems. Zwei Semester lang beschäftigen sich die Studierenden mit Aspekten des militanten Salafismus oder Djihadismus, vor allem mit dem Phänomen der Unterstützung dieser Bewegungen durch Jugendliche in Europa. Dr. Ernst Fürlinger, Leiter des Zentrums für Religion und Globalisierung: "Die starke Nachfrage nach dem Lehrgang zeigt den enorm hohen Bedarf in Österreich, nicht nur Wissen über Neo-Salafismus zu erwerben, sondern sich Strategien zum Umgang damit im Alltag – sei es die Schule, der Arbeitsplatz oder der behördliche Bereich – anzueignen. Der Lehrgang der Donau-Universität Krems ist damit ein wichtiger Beitrag, den Diskurs in Österreich über das Phänomen des radikalen Salafismus bzw. Djihadismus auf eine sachliche und wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen", so Fürlinger weiter.
Führende Vortragende internationaler Herkunft
Für den Lehrgang konnten führende ExpertInnen aus der Djihadismusforschung, der empirischen Forschung zu Radikalisierungsprozessen und zur Präventions- und Deradikalisierungsarbeit im Kontext der neo-salafistisch-djihadistischen Anwerbung und Mobilisierung gewonnen werden, u.a. Univ.‐Prof. Dr. Rüdiger Lohlker, Institut für Orientalistik, Universität Wien; Dr. Petter Nesser, Norwegian Defence Research Establishment (FFI) Kjeller; Bacem Dziri und Dr. Michael Kiefer, Universität Osnabrück; Claudia Dantschke, Beratungsstelle Hayat, Berlin; Dr. Harald Weilnböck, Radicalisation Awarenes Network der EU (RAN), Berlin; Dr. Cengiz Günay, Österreichisches Institut für Internationale Politik und Moussa Al-Hassan Diaw, RAN.
Die Studierenden stammen aus Berufsfeldern und Organisationen, in denen sie mit Radikalisierungsprozessen unter Jugendlichen in Österreich konfrontiert sind: Jugend- und Sozialarbeit, weiterführende schulische und berufliche Bildung, darunter Schulpsychologie, Bewährungshilfe, kommunale Integrationsarbeit, Asyl- und Flüchtlingswesen sowie öffentliche Sicherheit. Das Ziel des Lehrgangs ist es, die transnationalen Vorgänge und Bewegungen aus einer wissenschaftlichen Perspektive genauer zu verstehen, MultiplikatorInnen weiterzubilden, die einen professionellen, sachkundigen Beitrag zu einer hochwertigen Prävention leisten können, und den fachlichen Austausch zwischen Fachkräften aus unterschiedlichen Feldern in Österreich zu fördern.
Zweiter Durchgang bereits in Planung
Für den deutschsprachigen Raum bildet dieser akademische und praxisorientierte Weiterbildungslehrgang ein Pionierprojekt. Vor allem nach den Attentaten in Paris und Kopenhagen entwickelte sich eine intensive Nachfrage nach dem Weiterbildungsangebot, so dass nicht alle BewerberInnen aufgenommen werden konnten. Ein zweiter Durchgang ist geplant. Der Österreichische Integrationsfonds hat Stipendien für den Lehrgang eingerichtet, ebenso wird die Teilnahme von Fachkräften aus der Schulpsychologie durch das Bildungsministerium gefördert.
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