23.01.2017

Krems (kpr). Univ.-Prof. Dr. Peter Baumgartner von der Donau-Universität Krems zeigt sich erfreut über die Aussagen von Unterrichtsministerin Dr.in Sonja Hammerschmid, SchülerInnen bereits ab der Volksschule digitale Kompetenzen vermitteln zu wollen. Damit setze Hammerschmid Erkenntnisse aus der Forschung um, so der Professor für technologiegestütztes Lernen und Multimedia sowie Co-Autor des Nationalen Bildungsberichts. Als typische Querschnittsmaterie müsse sich Medienkompetenz durch sämtliche Unterrichtsbereiche ziehen und auch die Ausbildung der PädagogInnen einbeziehen.

In der heutigen Pressekonferenz vom 23. Jänner 2017 machte sich Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid einmal mehr für die Stärkung der sogenannten "Digital Literacy" von österreichischen SchülerInnen stark. Hammerschmid verweist zwar auf ausgeprägte technische Kompetenzen unter Kindern und Jugendlichen, diese müssten aber im Zeitalter von Cybermobbing und Fake-News lernen, mit diesem Wissen auch verantwortungsvoll umzugehen.

Digitale Grundbildung bereits aber der fünften Schulstufe verbindlich

Digitale Kompetenzen finden sich seit einigen Jahren in vielen österreichischen Lehrplänen. Im Informationserlass 2010 des BMUKK und einem Grundsatzerlass zur Medienbildung 2014 des BMBF wurde ihre Wichtigkeit explizit hervorgehoben. Hammerschmid erweitert dies nun, indem sie u.a. bereits ab der fünften Schulstufe eine verbindliche Übung zur "Digitale Grundbildung" initialisiert. Peter Baumgartner, Leiter des Departments für interaktive Medien und Bildungstechnologien, begrüßt diese Maßnahme: "Erwachsene unterliegen oft der Fehleinschätzung, Kinder und Jugendliche würden als ‚digital Natives‘ ohnehin medienkompetent aufwachsen. Dabei müssen diese sich die Kompetenzen unter anderem in den Bereichen Datenschutz, Bewertung von Wahrheitsgehalt oder Ethik erst erarbeiten – und das kann nicht allein im Informatikunterricht geschehen."

Es braucht digital kompetente PädagogInnen

Ganz besonders wichtig sei es aber, wie Experte Baumgartner betont, dass auch PädagogInnen auf diese neue Aufgabe mit entsprechenden (Weiter)Bildungsmaßnahmen vorbereitet werden. "Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass – im internationalen Vergleich – die österreichischen LehrerInnen recht gute digitale Kompetenzen besitzen. Bisher wurden diese aber in erster Linie für die eigene Arbeit und Unterrichtsvorbereitung genutzt, nicht aber für den didaktisch sinnvollen Einsatz in den jeweiligen Fächern. Was LehrerInnen aber brauchen, sind nicht nur allgemeine Kenntnisse zur Computernutzung, sondern vor allem Kompetenzen zur digitalen Fachdidaktik." Das soll sich jetzt durch die Einführung eines Pflichtportfolios, das den Erwerb von didaktischen und digitalen Kompetenzen nachweisen soll, ändern.

Fachdidaktische Einsatzszenarien als modifizierbare Beispiele

Zusätzlich wird es zur Unterstützung der PädagogInnen über die Eduthek, eine Sammlung digitaler Unterrichtsmaterialien, auch qualitätsgeprüfte inhaltliche Medienangebote unterschiedlicher Anbieter geben. "Damit wird eine weitere wichtige Empfehlung, die wir im Nationalen Bildungsbericht gegeben haben, umgesetzt", freut sich Baumgartner.
Neben all diesen Maßnahmen braucht es aber auch niederschwellige Angebote wie die EDUdays, die am 5. und 6. April 2017 an der Donau-Universität Krems stattfinden. Ihr Ziel ist es, Impulse fürs Lehren und Lernen mit digitalen Medien an österreichischen Bildungseinrichtungen zu geben. Auch ein Ausbau der themenbezogenen E-Learning-Angebote, etwa über Webinare (Online-Seminare), hält Baumgartner für sinnvoll.

Baumgartner weiter: "Besonders hervorheben möchte ich, dass mit der Eduthek auch didaktische Hilfestellungen angeboten werden sollen, denn ohne Angaben zum praktischen Einsatz wie z.B. inhaltliche Voraussetzungen, zeitlicher Umfang, Gestaltung des Lernarrangements (= didaktisches Szenario) würden die Angebote der Eduthek wirkungslos bleiben."
"Meiner Meinung nach sollte sich die Eduthek in Richtung einer nationalen Bildungscloud entwickeln, wie wir das im Bildungsbericht empfohlen haben. Ich bin gespannt und noch ein wenig skeptisch, inwieweit dem Aufruf nach freien Bildungsressourcen (‚Open Educational Resources‘), der mit der Einrichtung der Eduthek verbunden ist, auch unsere Schulbuchverlage folgen werden", schließt Baumgartner seine grundsätzlich positive Einschätzung der ministeriellen Maßnahmen.

Nähere Informationen: www.donau-uni.ac.at/imb

 

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Wolfgang Rauter, MSc

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