04.05.2017

Welche Behandlungen und Untersuchungen nützen den PatientInnen wirklich, welche können sogar schaden? Welche werden zu häufig, welche zu selten eingesetzt? Um evidenzbasierte Antworten auf diese Fragen zu erarbeiten, startet nun in Österreich die Initiative „Gemeinsam gut entscheiden“. Wissenschaftlich unterstützt wird das Projekt durch eine Kooperation des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Empidemiologie der Donau-Universität Krems mit dem Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz.

Ob PatientInnen eine bestimmte Behandlung oder Untersuchung erhalten oder nicht, hängt häufig von eingebürgerten Gepflogenheiten ab bzw. von den Erfahrungen jener ExpertInnen, die darüber entscheiden. „So kommt es zu Unterschieden in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung, zu Überversorgung auf der einen und Unterversorgung auf der anderen Seite“, fasst Dr. med. Anna Glechner von der Donau-Universität Krems den Hintergrund der neuen österreichischen Initiative „Gemeinsam gut entscheiden“ zusammen.

Fehlversorgung entgegensteuern

Ziel ist es, die Entscheidungen im medizinischen Alltag mit evidenzbaiserten Empfehlungen zu unterstützen, um einer Fehlversorgung der PatientInnen entgegenzusteuern. Dazu werden gemeinsam mit medizinischen Fachgesellschaften Listen von präventiven, diagnostischen und therapeutischen Verfahren erstellt, die entweder wenig bis gar keinen nachweisbaren Nutzen haben oder sogar Schaden verursachen können und somit hinterfragt bzw. vermieden werden sollten.

Von ÄrztInnen für ÄrztInnen und PatientInnen

Vorbild für das Projekt ist die US-Kampagne „Choosing Wisely“ („Weise entscheiden“), die 2011 ins Leben gerufen wurde und mittlerweile mit 70 medizinischen Fachgesellschaften kooperiert. Auf ähnliche Initiativen z. B. in Deutschland („Gemeinsam klug entscheiden“), der Schweiz („Smarter Medicine“) und Italien („Slow Medicine“) folgt nun Österreich mit „Gemeinsam gut entscheiden“. Im Rahmen dieser neuen Initiative erarbeitet die Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie als erste Fachgesellschaft des Landes eine Liste von Empfehlungen für ihre Mitglieder.

„Mit ,Gemeinsam gut entscheiden’ möchten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität in der medizinischen Versorgung leisten.“

Dr. med. Anna Glechner

„Um zu gewährleisten, dass diese Liste auf der besten verfügbaren Evidenz aus internationalen Studienergebnissen basiert, wird die Fachgesellschaft methodisch unterstützt“, umreisst Glechner den Projektanteil des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie der Donau-Universität Krems, den sie betreut. Dabei arbeitet sie mit dem wissenschaftlichen Team des ebenfalls an der Donau-Universität Krems angesiedelten Netzwerkes „Cochrane Österreich“ zusammen. Die wissenschaftliche Leitung der Initiative obliegt Priv.-Doz. Dr. med. Karl Horvath vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz.

„,Gemeinsam gut entscheiden’ ist ein Projekt von ÄrztInnen für ÄrztInnen und PatientInnen“, so Glechner und Horvath abschließend. „Wir möchten damit einen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität in der medizinischen Versorgung leisten.”

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