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11.11.2025, 19:00 - 20:30

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Veranstalter Alumni-Club

Expert Insights | Walter Seböck

Sicherheit um jeden Preis? Der schmale Grat der Demokratie

Online-Vortrag | Assoz. Prof. Mag. Dr. Walter Seböck, MAS MSc

Das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit gehört zu den zentralen Fragen jeder Demokratie. Beide Werte sind eng miteinander verknüpft – und stehen doch immer wieder in einem Spannungsverhältnis. Sicherheit ist die Voraussetzung dafür, dass Freiheit überhaupt gelebt werden kann. Ohne Schutz vor Gewalt, Willkür oder sozialer Not bleibt Freiheit ein theoretisches Ideal. Gleichzeitig kann ein Zuviel an Sicherheitsdenken dazu führen, dass Freiheitsrechte eingeschränkt und Menschen stärker überwacht werden. Demokratie bedeutet daher, ständig nach einem fairen Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Freiheit zu suchen.


Sicherheit hat viele Dimensionen. Sie meint den Schutz vor Kriminalität und Terrorismus ebenso wie die Verlässlichkeit von Institutionen und Gesetzen. Sie schließt soziale Sicherheit ein – also Zugang zu Bildung, Gesundheit und sozialer Gerechtigkeit – und umfasst heute zunehmend auch digitale Sicherheit: den Schutz persönlicher Daten, der Privatsphäre und vor Cyberangriffen. Freiheit wiederum zeigt sich in den Grundrechten – in Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, im Recht auf Selbstbestimmung und in der Möglichkeit, politisch mitzugestalten.

Spannungen entstehen dort, wo staatliche Sicherheitsmaßnahmen in diese Freiheitsrechte eingreifen. Das war etwa bei Überwachungsmaßnahmen, Quarantänepflichten oder Ausgangsbeschränkungen sichtbar. Solche Eingriffe können notwendig sein, um Gefahren abzuwehren – sie müssen aber immer verhältnismäßig bleiben. Demokratische Kontrolle durch Parlamente, Gerichte und Medien ist entscheidend, um Missbrauch zu verhindern. Und ebenso wichtig ist Transparenz: Menschen müssen nachvollziehen können, warum bestimmte Maßnahmen gesetzt werden. Nur so entsteht Vertrauen – und Vertrauen ist die Grundlage für Akzeptanz.

Freiheit bedeutet aber auch, ein gewisses Maß an Risiko zu akzeptieren. Wer totale Sicherheit fordert, läuft Gefahr, schrittweise Freiheit zu verlieren. Eine reife Demokratie braucht deshalb Risikokompetenz – also die Fähigkeit, Gefahren realistisch einzuschätzen, ohne in Angst oder Überreaktion zu verfallen.

Das Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit lässt sich auf zwei Arten betrachten: Wir können fragen, wo Sicherheit endet und Freiheit beginnt – oder umgekehrt, wie viel Sicherheit Freiheit eigentlich braucht. Die erste Perspektive betont den Gegensatz, die zweite die wechselseitige Bedingtheit. Beide Sichtweisen sind richtig – sie beleuchten nur unterschiedliche Aspekte derselben Beziehung. Eine Leitfrage könnte also lauten: In welchem Verhältnis stehen Sicherheit und Freiheit – wann geraten sie in Spannung, und wann ergänzen sie sich?

Am Ende bleibt: Sicherheit und Freiheit sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Eine Demokratie muss Risiken aushalten können, ohne ihre Freiheit aufzugeben. Das richtige Maß zu finden, ist keine einmalige Entscheidung, sondern eine dauerhafte Aufgabe – für Politik, Institutionen und jede und jeden Einzelnen. Nur wenn beides zusammengedacht wird, kann eine offene Gesellschaft bestehen.

Details zur Veranstaltung

Assoz. Prof. Mag. Dr. Walter Seböck, MAS MSc
Sicherheit um jeden Preis? Der schmale Grat der Demokratie

Wann: Dienstag, 11. November 2025
Uhrzeit: 19:00–20:30 Uhr
Wo: virtuell via Zoom

Die Teilnahme ist kostenlos (Anmeldung erforderlich).

Anmeldung

Zur Person | Assoz. Prof. Mag. Dr. Walter Seböck, MAS MSc

Walter Seböck ist Leiter des Departments für Sicherheitsforschung an der Universität für Weiterbildung Krems. Er promovierte in Politikwissenschaft an der Universität Wien, schloss einen MBA in Informationstechnologie an der US-amerikanischen Alaska Pacific University ab und in Krems das Weiterbildungsstudium Telematik. Weiters ist er Mitglied in verschiedenen Gremien, u.a. Vorstand im Kompetenzzentrum Sicheres Österreich und A-SIT. Seine Forschungsschwerpunkte sind Infrastruktur- und gesellschaftliche Sicherheit, Konflikt- und Terrorismusforschung, Cybersecurity, Desinformationssysteme und ihre politischen Effekte, Radikalisierung und KI-Sicherheit.

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