15.12.2014

Für Margarete Friedl sind interkulturelle Kompetenzen nicht nur Teil ihrer täglichen Arbeit, sondern auch eine besondere Lebenseinstellung, die sie der Welt vermitteln will. Einblicke in eine globalisierte Welt und Ausblicke über den Tellerrand.

Margarete Friedl„Alles und jeder hat einen spannenden Aspekt“ – mit dieser Einstellung, Vertrauen in sich selbst und einer großen Offenheit für die Menschen konnte Margarete Friedl bisher immer die richtigen Entscheidungen treffen, ob es sich nun um private oder berufliche Fragestellungen handelte. Seit sie als junge Frau ihren ersten Job startete, prägt sie das Lebensmotto, neue Impulse für ihr Leben nicht im selben Umfeld zu suchen, sondern in einem Fremden: „Am besten lernt man, wenn man über den Tellerrand hinaus schaut“, erzählt Friedl. Diese Einstellung habe ihr damals schon sehr geholfen, als sie nach der Matura in einem Reisebüro im Einkauf arbeitete. „Ich durfte mit 19 Jahren schon Verträge verhandeln und das in fremden Ländern, da lernt man viel und wächst durch die Erfahrungen, die man täglich mit den Menschen macht. Ein Job, der rückwirkend vielleicht auch eine Wurzel meiner heutigen Tätigkeit war.“ Wenn die 45-Jährige zurück denkt, waren die Gründe, sich für eine bestimmte Herausforderung zu entscheiden, für sie ganz klar: „Die Voraussetzung war immer die Frage, ob es interessant und spannend ist. Und der Wunsch, meine Fähigkeiten weiter zu entwickeln, meinen Horizont zu erweitern und parallel in fundierte Weiterbildung zu investieren.“

Arbeitsfeld „Vielfalt“

Heute bezeichnet Margarete Friedl ihre Arbeit gewissermaßen als einen Kompass zur Orientierung im interkulturellen Unternehmensumfeld. Nach vielen verschiedenen Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung, der Unternehmensberatung und der Personalentwicklung übernahm sie im Jahr 2004 das Unternehmen SPIDI, wo sie mit ihrem Team und vielfältigen Angeboten den Fokus auf interkulturelle Kompetenzen in Sprache und Kommunikation setzt. Ein Thema, das in der globalisierten Welt eine große Rolle spielt: „Fast jedes Unternehmen in Österreich beziehungsweise Europa hat entweder internationale Geschäftskontakte oder Mitarbeiter. Interkulturelle Kompetenzen sind daher aus meiner Sicht die wahren „hard facts“ für den Unternehmenserfolg, da die Qualität der Interaktion immer wichtiger wird.“ Friedls Erfahrung nach geht es dabei um ein Gesamtbild: „Im Grunde sind wir alle verschieden, das haben wir gemeinsam. Bei interkulturellen Kenntnissen geht es jedoch speziell darum, den individuellen, kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund wahrzunehmen. Das geht bis hin zu Informationen zum BIP oder dem Korruptionsindex eines Landes.“ Oft berät sie Firmen, deren Mitarbeiter in fremde Länder gerufen werden. „Interkulturelle Herausforderungen gibt es aber auch vor der Haustüre, etwa im Verkauf. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nicht-deutschsprachige Mitarbeiter in Österreich oft mit  Kunden-Vorurteilen konfrontiert werden. Ziel ist es also, die Menschen zu unterstützen, mit diesen Situationen umzugehen und eine höhere Sensibilität dafür zu entwickeln.“ Der Benefit für Unternehmen ist laut Friedl nicht zu unterschätzen: „Es gibt weniger Missverständnisse und Konflikte, schnellere Prozesse, eine höhere Qualität in der Dienstleistung und somit mehr Projekterfolge.

Blickwechsel

Der Lehrgang für „Interkulturelle Kompetenzen“ an der Donau-Universität Krems, den sie von 2008 bis 2010 absolvierte, war für die Patchwork-Mutter ein weiterer wichtiger Meilenstein für ihre Karriere, aber auch für ihre persönliche Entwicklung. „Neben dem Interesse an Interkulturalität war das Studium eine strategische Entscheidung für mein Unternehmen. Ich wollte Personalentwicklungsberatung und Trainings vermehrt unter dem Thema interkulturelle Kompetenz anbieten. Außerdem erlebe ich in meiner täglichen Führungsarbeit die kulturellen Unterschiede mit Menschen aus etwa 30 Nationen und somit auch dementsprechende Herausforderungen.“ Herausgeholt hat sie sich dabei sehr viel: „Die tiefe Beschäftigung mit einem Thema und viele – auch kontroverse –Diskussionen mit Vortragenden und Studierenden haben mich sehr bereichert. Und ich konnte natürlich mit mehr Kompetenz am Markt auftreten. Aufgrund dieser Ausbildung entstand etwa unser Lehrgang „Interkulturelle Trainer in der Wirtschaft.“

Fremde Länder, fremde Sitten?

Bei ihrer täglichen Arbeit bei SPIDI erlebt Margarete Friedl interkulturelle Kompetenz immer wieder als sehr vielschichtig: „Individuum, Team und Organisation interagieren im System ‚Unternehmen‘ und beeinflussen einander laufend gegenseitig. Die Einbeziehung unterschiedlicher Kulturdimensionen ermögliche eine wirksame Entwicklung und Veränderung auf individueller, Team- und Organisationsebene. Wichtige Teilkompetenzen von interkultureller Kompetenz seien dabei etwa Fremdsprachenkenntnisse, Akkommodationsfähigkeit, Flexibilität, interkulturelle Lernbereitschaft, Neugier- und Entdeckergeist und das Verstehen des Wertes interkultureller Vielfalt, so Friedl. „Meine persönliche Erfahrung ist, dass es bei der Auseinandersetzung mit dem Thema immer um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in einem „System“ geht, und um die Fähigkeit, mit diesen passend umzugehen. Interkulturelle Kompetenz ist also nicht das Wissen, wie man Visitenkarten übergeben soll, sondern die Fähigkeit, eine „fremde“ Situation wahrzunehmen und das eigene Verhalten passend auszurichten.“

Chancen bekommen, Chancen ergreifen

Möglichst ohne Vorurteile auf Menschen und Situationen zuzugehen ist Margarete Friedl auch privat ein Anliegen: „Ich lebe in einer vielfältigen Patchwork-Familie und möchte unseren Kindern eine ganz große Offenheit und Interesse am Leben und den Menschen mitgeben.“ Auch der Förderung von Potenzialen junger Menschen hat sie sich verschrieben: „Ich finde es sehr wichtig, Chancen zu bekommen und diese dann auch zu ergreifen. In Wien haben wir etwa einen Beachvolleyballclub für junge Menschen gegründet. Was ich damit unterstützen will, ist das ‚Tun-Wollen‘ und den Jugendlichen so die Chance zu geben, etwas aus eigener Kraft zu erreichen.“

Margarete Friedl, MA, MSc, MAS, ist seit 2004 Eigentümerin von SPIDI, einem Trainings- und Beratungsunternehmen für Interkulturelle Kompetenzen, Interkulturelles Management und Fremdsprachen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Interkulturelle Personal– und Organisationsentwicklung und Trainings für Cultural Awareness, Multicultural Teams sowie Leadership & Culture. Neben dem Studium „International Human Resource Management and Organizational Development“ an der PEF Privatuniversität für Management und der Ashridge Business School  (1999-2001) absolvierte Friedl von 2008 bis 2010 den Masterlehrgang „Interkulturelle Kompetenzen“ an der Donau-Universität Krems.

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