Einträge ins Business Register, Schiffszertifikate oder Details zu Beschaffungsprozessen - die EU sammelt zahlreiche Daten aus dem Wirtschaftsleben. Würde sie das Once-Only-Prinzip umsetzen, könnten Unternehmen und Organisationen arbeitsintensive Meldeprozeduren erspart und die Verwaltungskosten europaweit um 5 Milliarden Euro reduziert werden, schätzt eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst&Young. Ein Anfang 2017 angelaufenes EU-weites Forschungsprojekt soll herausfinden, ob und wie dieses Once-Only-Principle bei der grenzüberschreitenden Datenerhebung bzw. im Datenabgleich umsetzbar ist. Die e-Governance-ExpertInnen der Donau-Universität Krems sind Teil des Forschungsteams. Erste Ergebnisse zeigen: Nationale Systeme müssten unter bestimmten Voraussetzungen nicht aufgegeben werden.
Im Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung geben BürgerInnen oder Unternehmen ihre Daten nur einmal bekannt. Behörden teilen intern diese Daten und nutzen sie vielfach, über verwaltungs- und Ländergrenzen hinweg, selbstverständlich unter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen Bedingungen: Das „Once-Only-Principle“, kurz OOP, ist eine der Zukunftsperspektiven, die sich aus der Digitalisierungsstrategie des öffentlichen Sektors herleiten. Geht es nach der Europäischen Kommission, soll damit Verwaltungsaufwand reduziert werden, für die Verwaltung selbst, aber vor allem für BürgerInnen und Unternehmen. Das Beratungsunternehmen Ernst & Young sieht im OOP enormes Sparpotenzial: Europaweit könnten mit der neuen Datenverarbeitungsmethode fünf Milliarden Euro eingespart werden.
Mittlerweile haben viele EU-Mitgliedsstaaten begonnen, das OO-Prinzip in ihrer Verwaltung umzusetzen, auch Österreich. Was innerhalb der Landesgrenzen gut vorankommt, stockt noch in der grenzüberschreitenden Umsetzung. Hier fokussiert die Europäische Kommission derzeit ihre Anstrengungen mit dem Ziel, auch diese Hürde in der Realisierung des Digital Single Market in Europa zu meistern. So will es auch der “eGovernment Action Plan 2016-2020”.
Das Funktionieren demonstrieren
Neben dem Projekt SCOOP4C, das die Rolle und den Beitrag von BürgerInnen zum OOP in den Fokus nimmt, peilt das TOOP-Projekt die Erkundung und Demonstration des grenzüberschreitenden Einsatzes mit Blick auf wirtschaftsbezogene Daten an. Solche Daten, beispielsweise Einträge ins Business Register, Schiffszertifikate oder Details zu Beschaffungsprozessen sollen leichter ausgetauscht werden können und den Verwaltungsaufwand minimieren.
Das von der Tallinn University of Technology geleitete Projekt umfasst 51 Einrichtungen aus 21 Ländern, darunter auch solche außerhalb der Europäischen Union, wie die Türkei oder Norwegen. Aus Österreich beteiligt sind das Bundeskanzleramt, das Finanzministerium und als Forschungspartner die Donau-Universität Krems. Ihr Beitrag umfasst sowohl die Verantwortung für das Forschungsdatenmanagement im gesamten Projekt, als auch die Identifikation von Treibern und Hindernissen zur Implementierung des Once-Only-Prinzips, dessen nachhaltige Umsetzung sowie die Mitwirkung an der technisch zu entwickelnden föderalen Architektur und deren Realisierung in den Pilotprojekten innerhalb Österreichs.
Nach erfolgreichem Abschluss des ersten Jahres im Projekt biegt die Entwicklung der Architektur auf die Zielgerade ein. In Folge dessen werden die PilotpartnerInnen bis Herbst die Architektur in Ihren nationalen Infrastrukturen umsetzen, um dann in die konkrete Pilotierungsphase zu gehen.
Thomas Lampoltshammer, verantwortlich für das Projekt an der Donau-Universität Krems, wo er am Department für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung forscht: „Wir stehen hier technisch als auch organisatorisch vor einer großen Aufgabe. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die intensiven Arbeiten an der Architektur, unter der Berücksichtigung der erhobenen politischen und rechtlichen sowie technischen Anforderungen gelingen wird. Wir sind jedoch zuversichtlich, mit der erfolgreichen Umsetzung der Pilotierung in Österreich einen wichtigen Meilenstein für die Zukunft des Once-Only-Prinzips in Österreich zu legen.“
Das Projekt:
The Once-Only Principle Project, Large-Scale Pilot Initiative
Fördersumme: 8 Mio. Euro.
Förderungsgeber: Europäische Kommission
Laufzeit: 2017-2019
Koordinator: Tallinn University of Technology
Projektverantwortlich seitens Donau-Universität Krems: Dr. Thomas Lampoltshammer
Website: www.toop.eu