19.11.2021

Veranstaltet vom Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen der Universität für Weiterbildung Krems in Kooperation mit dem Fachverband für Versicherungsmakler_Innen und Berater_Innen in Versicherungsangelegenheiten der Wirtschaftskammer Österreich fand bereits zum siebenten Mal das Kremser Versicherungsforum am 9. November 2021 online statt. Risikomanagement, Cybercrime, Berufshaftpflicht und Pläne zur IDD-Revision waren einige der von ausgewiesenen Expert_innen behandelten Themen.

Auch im Online-Format vermochte das Kremser Versicherungsforum 2021 wieder rund 160 Personen aus Österreich und Deutschland virtuell zu versammeln, um sich über aktuelle Fragen des Versicherungsrechts mit renommierten Expert_innen auszutauschen. Das große Interesse zeigt auch, dass mit dem Thema „Compliance – Prävention und Risikotransfer“ hochrelevante Fragestellungen aufgegriffen wurden. „Es freut mich, dass das pandemiebedingte Online-Angebot des Kremser Versicherungsforums auch dieses Jahr sehr gut angenommen wurde. Die virtuelle Präsenz der zahlreichen Teilnehmer_innen zeigt einmal mehr, dass wir mit unseren Themen am Puls der Zeit liegen“, so die Organisatorin des Forums, Dr. Arlinda Berisha, LL.M. vom Fachbereich Versicherungsrecht, die gemeinsam mit dem Rektor der Universität für Weiterbildung Krems, Mag. Friedrich Faulhammer, Begrüßung und Eröffnung des Versicherungsforums vornahm.

Rektor Faulhammer hob die Bedeutung des Forums als Expert_innen-Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch hervor und betonte die führende Rolle des Fachbereichs Versicherungsrecht am Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen als Anbieter von versicherungsrechtlichen Weiterbildungslehrgängen.

Aktuelle Geschäftsrisiken und Fragen der Excedenten

Die Bedeutung von Risikomanagement für Unternehmen beleuchteten Rechtsanwalt Dr. Roland Weinrauch, LL.M. (NYU) und akad. FDL Jürgen Sponer, MBA MLS. Sie führten aus, dass Risikomanagement als „Unternehmens-Radar“ fungiere. Aktuell sind die drei höchsten Risiken in Österreich Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit, etwa infolge von Problemen in der Supply Chain, Cybercrime und Auswirkungen der Pandemie, wie der Arbeitskräfteentfall und diverse Beschränkungen. Diese Risiken werden meist anhand ihrer Wahrscheinlichkeit und ihrem Schadensausmaß bewertet, was den Schadenerwartungswert ergibt. Gerade auch die Pandemie verdeutlichte, wie wichtig ein Betriebskontinuitäts­management ist, um den wirtschaftlichen Fortbestand zu sichern.

Dr. Theo Langheid, Honorarprofessor der Universität Salzburg, setzte sich mit der Erschöpfung der Versicherungssumme und der Folgepflicht des Excedenten anhand konkreter Beispiele auseinander. So thematisierte Langheid die Unterschiede in den Folgepflichten zwischen Versicherern bei horizontaler und vertikaler Mitversicherung. Probleme entstehen bei Excedentenversicherern, wenn diese nicht betroffen sind, da nach § 106 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) nur „der Versicherer“ deckungspflichtig ist. Zur Erschöpfung der Versicherungssumme wurden Urteile des OLG Düsseldorf und OLG München besprochen.

Gefahren der digitalen Welt und zeitgemäße Pflichtversicherungen

„Erfolgreiche Akquiseansätze zu Crime und Cybercrime – Zielgerichtete Maßnahmen für einen Risikotransfer“ war der Titel des Vortrags von Claas Hoffmann von Euler Hermes. Er ging auf die drei Bereiche Cybercrime und Schäden durch Dritte, Vorsatzschäden durch Mitarbeiter_innen sowie Compliance ein. Durch die verstärkte Arbeit von zu Hause aus, wo ein regelmäßiger Austausch mit Kolleg_innen schlechter möglich ist, wurden Abläufe gegenüber Betrugsszenarios wie „Payment Diversion“ oder Bestellerbetrug verwundbarer.

Der Bereich der Pflichthaftpflichtversicherung wurde mit einer „Analyse anhand der Berufshaftpflicht aus der Sicht der Praktiker“ von Mag. Wolfgang Fitsch, Prokurist, ALLCURA Versicherungs-Aktiengesellschaft, abgedeckt. Von den gesetzlichen Grundlagen – §§ 158c–158i VersVG – über Beispiele aus OGH-Entscheidungen, u.a. zu immateriellen Schäden und zum Serienschaden, sowie Versicherungs­bedingungen spannte Fitsch einen Bogen bis zu den Anforderungen an moderne Pflichtversicherungslösungen.

Von Cyber-Versicherungen und dem EU-Rechtsrahmen

Der Frage „Benötigen Versicherungsmakler_innen eine Cyber-Versicherung?“ widmete sich Mag. Kerstin Keltner, Fachexpertin für Cyberversicherung und Haftpflichtversicherung bei Koban Südvers Group GmbH. Sie zeigte aktuelle Angriffsszenarien und die Entwicklung des Cyberversicherungsmarktes, wo ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 20 Prozent zu erwarten ist, auf.

Den Abschluss des Forums bildete ein Blick in die Zukunft von Dr. Nadine Wiedermann-Ondrej, BMF, Abteilung III/6 Versicherungsrecht, Bundesministerium für Finanzen. Sie referierte über den Vorhabensbericht der European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) und der Europäischen Kommission zur Revision der Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD). Bis zum Legislativvorschlag der Europäischen Kommission dürfte es bis Ende 2022 dauern, anwendbar dürfte die Revision erst 2026 werden. Ein wichtiger Punkt war die Nachhaltigkeit in bestehenden Rechtsakten, sowohl nach dem Regime von Solvency II-Level 2 als auch nach IDD-Level 2. Auch ein Ausblick auf Digital Operational Resilience (DORA) und das Paneuropäische Private Pensionsprodukt (PEPP) wurde gegeben.

Ausblick auf 2022

Die Programmgestaltung und die Moderation des 7. Kremser Versicherungs­forums oblagen Dr. Klaus Koban, MBA, Geschäftsführer der Koban Südvers Group GmbH, Prof. Mag. Erwin Gisch, MBA, Geschäftsführer des Fachverbands der Versicherungsmakler_Innen, beide Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Forums, sowie Dr. Arlinda Berisha, LL.M., Fachbereichsleiterin Versicherungsrecht, Universität für Weiterbildung Krems.

Das Forum kann als Weiterbildungsveranstaltung angerechnet werden, soweit es den Inhalten des Anhangs I der IDD bzw. der Anlage 9 der GewO entspricht.

Das Kremser Versicherungsforum ist auch für das Folgejahr wieder geplant, der Termin wird der 8. November 2022 sein. Eine Nachlese des 7. Kremser Versicherungsforums wird in Form eines Tagungsbands vom Manz-Verlag vorbereitet.

Versicherungsrecht: Sechs Lehrgänge

Mit Akademische_r Expert_in, Akademische_r Versicherungsmakler_in, MLS – Master of Legal Studies, Master of Laws im Versicherungsrecht, LL.M., Insurance Management MBA und dem Risikomanagement und Versicherung (Certified Program) führt die Universität für Weiterbildung Krems sechs berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme im Bereich Versicherungsrecht für unterschiedliche Berufsgruppen durch.

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