29.03.2021

Im Vergleich zum letzten Jahr, hat sich der Anteil an veröffentlichten Ergebnissen klinischer Studien in Österreich verdoppelt. Im Jahr 2020 wurden rund 18 Prozent und ein Jahr später rund 37 Prozent in der europäischen Datenbank offengelegt. Trotzdem fehlen noch 63 Prozent der Studienergebnisse.

Laut der Transparenzvorschriften der Europäischen Union sollten alle Ergebnisse von klinischen Studien an denen Patientinnen und Patienten beteiligt sind, innerhalb eines Jahres nach der Beendigung der Studie im europäischen Register (EU Clinical Trial Register) veröffentlicht werden. Dies ist in Österreich bei weitem noch nicht der Fall. Ein aktueller Bericht zeigt, dass sich die Meldemoral der österreichischen Organisationen gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Wurden 2020 nur rund 18 Prozent der österreichischen Studienergebnisse in der europäischen Datenbank veröffentlicht, waren dies ein Jahr später rund 37 Prozent.  Besonders bei den medizinischen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck waren große Verbesserungen in der Meldung von Studienergebnissen zu beobachten. Die Medizinische Universität Wien steigerte die Berichtsquote von 13 auf 27 Prozent, die Medizinische Universität Graz von 20 auf 45 Prozent und die Medizinische Universität Innsbruck von 20 auf rund 73 Prozent. Insgesamt fehlen in Österreich aber noch immer Ergebnisse von 233 Studien, an denen Patientinnen und Patienten beteiligt waren; das sind zwei Drittel aller berichtspflichtigen Studien. Besonders kleinere Institutionen haben noch eine schlechte Berichtsquote.

Wissenschaftlichen Fortschritt durch Offenlegung fördern

„Der rasante Fortschritt an den medizinischen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck ist eindrucksvoll", sagte Till Bruckner, Autor der Studie und Gründer von TranspariMED, eine Plattform die sich für transparente Berichterstattung in der medizinischen Forschung engagiert. „Wir hoffen, dass das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen sicherstellen wird, dass alle anderen österreichischen Sponsoren schnellstmöglich nachziehen, um eine lückenlose Transparenz der Studienergebnisse zu schaffen.“

Dr. Barbara Nußbaumer-Streit, Co-Direktorin von Cochrane Österreich, setzt sich für die Berichterstattung der Studienergebnisse ein: „Auch wenn der Trend erfreulich ist, darf man nicht außer Acht lassen, dass nach wie vor zwei Drittel der Studienergebnisse fehlen. Das behindert den wissenschaftlichen Fortschritt."

Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH, Direktor von Cochrane Österreich ergänzt: „Das Fehlen dieser Ergebnisse kann im Endeffekt dazu führen, dass Patientinnen und Patienten im klinischen Alltag mit wirkungslosen Therapien behandelt werden, weil Ärztinnen und Ärzten diese Information fehlt.“

Vorgesehen ist, dass sämtliche Versuchsergebnisse innerhalb eines Jahres nach Abschluss der Studie in der europaweiten EudraCT-Datenbank hochgeladen werden müssen. Die Anti-Korruptions-NGO Transparency International setzt sich seit vielen Jahren für mehr Transparenz in Medizin und Wissenschaft ein. Ihr Leitfaden für EntscheidungsträgerInnen ist online abrufbar.

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