Amin Sharifan, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation der Universität für Weiterbildung Krems, ist mit dem renommierten Bill Silverman Preis von Cochrane ausgezeichnet worden. Der jährlich vergebene Preis würdigt wissenschaftliche Arbeiten, die durch Originalität und kritisches Denken zur Weiterentwicklung der Cochrane-Praktiken beitragen.
Benannt ist die Auszeichnung nach William (Bill) Silverman, einem Pionier der amerikanischen Neonatologie und evidenzbasierten Medizin. Sein kontinuierliches Hinterfragen wissenschaftlicher Grundlagen prägt bis heute die Werte von Cochrane, insbesondere die Bedeutung konstruktiver Kritik als Impuls für methodische Weiterentwicklung.
Analyse zweier Jahrzehnte Cochrane-Reviews
Sharifan analysierte in seiner prämierten Studie Cochrane-Reviews, die über zwei Jahrzehnte hinweg publiziert wurden. Dabei identifizierte er mehrere Ansatzpunkte, um die globale Repräsentation in der Evidenzsynthese zu verbessern. Handlungsbedarf zeigt sich unter anderem bei der Beteiligung von Forschenden aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie bei der Einbeziehung bislang unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen wie älteren Menschen oder sexueller und geschlechtlicher Minderheiten.
Die Arbeit orientiert sich an den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen – insbesondere SDG 4 „Hochwertige Bildung“ und SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“ – und formuliert Empfehlungen, wie die Inklusivität und globale Reichweite der Evidenzsynthese gestärkt werden können.
„Die Verleihung des Bill Silverman Preises ist mir eine große Ehre“, sagt Sharifan. „Der Beitritt zur Gruppe der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger und das Aufbauen auf deren wegweisender Arbeit in der evidenzbasierten Medizin stellen sowohl ein Privileg als auch eine Chance dar, die Bemühungen um eine inklusivere Evidenzsynthese fortzusetzen.“
Fokus auf bislang unterschätzte Evidenzsignale
Sharifan ist am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation sowohl in der Forschung tätig als auch als Doktorand eingeschrieben. Seine Dissertation, gefördert durch die Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich, widmet sich der Interpretation und Berichterstattung statistisch nicht-signifikanter Ergebnisse, die dennoch Hinweise auf klinische Wirksamkeit oder mögliche Sicherheitsbedenken enthalten. Dabei handelt es sich um einen Aspekt, der in vielen Studien nur unzureichend beleuchtet wird, für evidenzbasierte klinische Entscheidungsfindung jedoch essenziell ist.
Rückfragen
Tags