06.06.2025

Mit einer öffentlichen Vorlesung zum Thema „Demokratie in EUropa: Ein Blick auf die Grauzone der Transformation und was wir daraus lernen können“ präsentierte Univ.-Prof.in Dr.in Karin Bischof am 2. Juni 2025 zentrale Aspekte ihrer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Prozessen der Demokratieveränderung. Bischof wurde mit 15. Oktober 2023 gemäß §98 Universitätsgesetz zur Universitätsprofessorin am Department für Europapolitik und Demokratieforschung berufen, dessen Leitung sie auch übernommen hat.

Im Mittelpunkt der Antrittsvorlesung stand die Analyse von Dynamiken, die demokratische Systeme nicht abrupt, sondern schrittweise aushöhlen. Bischof rückte insbesondere jene politischen und diskursiven Prozesse in den Fokus, die im Vorfeld autoritärer Entwicklungen sichtbar werden – beispielsweise durch antidemokratische Rhetorik, Umdeutungen von Demokratie, Volk und Europa oder die schleichende Aushöhlung demokratischer Institutionen. Die sogenannte „Grauzone“ solcher Transformationen wurde dabei als analytischer Schlüsselbereich identifiziert, um frühe Tendenzen von Entdemokratisierung zu erkennen und kritisch zu reflektieren.

„Es sind schleichende Prozesse, bei denen sich kein klarer Kipppunkt identifizieren lässt. Ihr Anfang und ihr Ende sind schwer festzumachen – und in Demokratie-Rankings sind sie nur schwer abzubilden“, so Bischof. Dazu stellte sie die zentrale Frage: „Was also passiert in etablierten Demokratien, bevor Institutionen beschädigt oder angegriffen werden?“ Auf zwei Prozesse, die hier stattfinden, ging sie genauer ein: einerseits politische Deutungskämpfe darum, was unter Demokratie, Volk und Europa verstanden wird, anderseits die rasche Veränderung des Terrains, auf dem diese Deutungskämpfe durch Digitalisierung stattfinden.

Darüber hinaus präsentierte Bischof aktuelle methodische und interdisziplinäre Zugänge zur Erforschung dieser Prozesse. Ihre Arbeit verbindet demokratietheoretische Perspektiven mit Ansätzen der Diskursanalyse und einer intersektionalen Gesellschaftsanalyse. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Grundlagen zur Einordnung politischer Entwicklungen in europäischen Demokratien bereitzustellen und Potenziale demokratischer Resilienz zu identifizieren.

Forschung zur Stärkung der Demokratie

Diese theoretischen Zugänge übersetzt Bischof gemeinsam mit ihrem Team in konkrete Forschungsvorhaben, die demokratische Transformationsprozesse empirisch untersuchen. „Das Team des Departments für Europapolitik und Demokratie hat sich auf unterschiedliche Zugänge zu der hier adressierten Grauzone der Demokratieveränderung spezialisiert. Sie bündeln sich in mehreren Projektvorhaben, die wir aktuell erarbeiten und vorbereiten.“

Im Zentrum stehen dabei beispielsweise politisch-strategische und gesellschaftliche Re-Interpretationen von Demokratie in Europa, die Analyse von Anti-Gender-Mobilisierungen als Knotenpunkt von Autokratisierung, Radikalisierungsdynamiken, die urbane und regionale Dimension von Demokratieveränderung und Europäisierung. Ein zentrales Anliegen ist es, nicht nur entdemokratisierende Entwicklungen sichtbar zu machen, sondern auch resiliente demokratische Praktiken und Gegenbewegungen systematisch zu erfassen.

Über die Person

Karin Bischof studierte Politikwissenschaft an der Universität Wien, wo sie zu „EUropa-Metaphern im medialen Diskurs: das Beispiel der EU als global player. Zum ideologiekritischen Potenzial von Metaphernanalysen“ promovierte. Ihre kumulative Habilitationsschrift „Demos- und Wir-Konstruktionen und die Transformation der Demokratie. Intersektionale Analysen“ wurde im Nomos-Verlag publiziert. Karin Bischof ist unter anderem Mitglied der International Political Science Association (IPSA), des European Consortium für Political Research (ECPR) und der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft ÖGPW.

Ihre früheren beruflichen Stationen führten sie unter anderem als Lektorin, Research Fellow und später als Privatdozentin für Politikwissenschaft und Gender Studies an die Universität Wien (seit 2011), als Assistenzprofessorin an das European Forum der Hebrew University Jerusalem (2019/20 und 2022/23) sowie als Research and Teaching Fellow an die Universität Passau (2020/21). Davor war sie in Wien Senior Researcher am Institut für Konfliktforschung (2002–18) und Research Fellow am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (2012–14).

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