09.06.2015

Krems (kpr). In Österreich leiden die Menschen wie in den meisten Industrieländern am häufigsten unter Depressionen, Migräne und den Folgen von Stürzen. Stark im Vormarsch sind COPD bei Frauen und Diabetes bei Männern. Das zeigen die jüngsten Ergebnisse der Global Burden of Disease Study, kurz GBD, an der Prof. Michael Brainin von der Donau-Universität Krems als Co-Autor mitgewirkt hat. Angesichts der Österreich-Ergebnisse fordert Brainin höhere Anstrengungen im Kampf gegen nichttödliche Krankheiten.

Wenngleich die ÖsterreicherInnen im Schnitt länger leben, werden nichttödliche Krankheiten wie Rücken- und Nackenschmerzen sowie Depression zu einer zunehmenden Bedrohung ihrer Gesundheit. Sie belegen die ersten drei Plätze im Top-10-Ranking der am meisten verbreiteten nichttödlichen Krankheiten in Österreich. Als weitere Ursachen folgen Gehörverlust, Diabetes, Angstzustände, andere Erkrankungen des Bewegungsapparates und chronische Bronchitis. Das zeigt die Global Burden of Disease Study, die weltweit die Entwicklung von Gesundheitsbeschwerden erforscht.

COPD bei Frauen, Diabetes bei Männern mit stärkstem Anstieg

Chronische Bronchitis (COPD) hat nach Angaben der StudienautorInnen bei Frauen in Österreich Diabetes als führende Ursache für Gesundheitsbeeinträchtigungen abgelöst. COPD verzeichnete einen Anstieg von 71 Prozent zwischen 1990 und 2013. Den zweitstärksten Anstieg bei Frauen zeigen Alzheimer und andere Demenzerkrankungen mit 37 Prozent. Im Top-10-Ranking liegen COPD auf Platz neun und Alzheimer auf Platz zehn. Mit acht Prozent den geringsten Anstieg haben Angstzustände, um 18 Prozent gefallen ist sogar der Anteil an Stürzen als Grund für gesundheitliche Einschränkungen und der damit verbrachten Lebensjahre. Die führende Gesundheitsbeeinträchtigung bei Frauen bilden Nacken- sowie Kreuzschmerzen und Migräne.

Unter den Top-10 nichttödlichen Krankheiten bei Männern in Österreich liegt Diabetes zwar nur auf Platz sechs, verzeichnete seit 1990 aber mit 129 Prozent den größten Anstieg. Einen starken Anstieg weisen auch Kreuzschmerzen mit 80 Prozent auf. Migräne, bei Männern die vierthäufigste Gesundheitsbeeinträchtigung, zeigt im Untersuchungszeitraum keine Veränderung ihrer Verbreitung, während Nackenschmerzen, Ursache Nummer eins bei Frauen, bei Männer sogar um 18 Prozent zurückgegangen ist und auf Platz vier liegt. Spitzenreiter bei Männern sind Kreuzschmerzen.

"Die negativen Auswirkung von nichttödlichen Krankheiten und Verletzungen in Österreich werden oft übersehen", resümiert Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin, Leiter des Departments für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau-Universität Krems sowie Co-Autor der Studie. Österreich machet zwar große Fortschritte in der Bekämpfung tödlicher Krankheiten, müsse aber die Anstrengungen zur Bekämpfung und Vermeidung nichttödlicher Krankheiten sowie Verletzungen, die zu Gesundheitsverlust, Leid und Invalidität führen, erhöhen, so Brainin.

Größte Studie zu Gesundheitsbeschwerden weltweit

Bei der Global Burden of Disease Study (GBD) handelt es sich um die größte und detaillierteste Studie zu Gesundheitsbeschwerden rund um den Globus zwischen 1990 und 2013. In diesen 23 Jahren haben sich die Leiden weltweit kaum verändert: Kreuzschmerzen, Depressionen, Blutarmut wegen Eisenmangels, Nackenschmerzen und altersbedingter Gehörverlust verursachten global den größten Gesundheitsverlust. Die Studie wurde vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), einer unabhängigen Gesundheitsforschungseinrichtung an der University of Washington, USA, durchgeführt.

Schlaganfall und Diabetes im Fokus der Donau-Universität Krems

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Brainin, Co-Autor der weltweiten Global Burden of Disease Study, leitet das Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin der Donau-Universität Krems. In ihren Forschungsarbeiten haben die MitarbeiterInnen des Departments Schlaganfall und Diabetes im Fokus. Sie erforschen Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen und untersuchen Möglichkeiten, den kognitiven Abbau bei PatientInnen mit Diabetes oder nach einem Schlaganfall zu verhindern. Die international ausgerichteten Studiengänge des Departments bieten Weiterbildung in den Feldern Neurorehabilitation, Ergotherapie und die Pflege von PatientInnen mit neurologischen Krankheitsbildern sowie neurologische Spezialgebiete.

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Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin

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