24.08.2016

Trüber und grüner wird der Lunzer See - das konnte man in den vergangenen Jahren beobachten, so auch im heurigen Sommer. Und auch das Wetter scheint nicht mehr zu sein, wie es einmal war. Trügen diese Eindrücke? Welche Änderungen gehen tatsächlich vor sich? Und was bedeutet das für unsere Zukunft? Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt der Tage der offenen Tür im WasserCluster Lunz, der am 2. und 3. September seine Pforten für Besucher öffnet.

Der Lunzer See ist nicht mehr, wie er einmal war, das fällt See-KennerInnen schon seit längerer Zeit auf. Auch die ForscherInnen des WasserClusters Lunz haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit den Veränderungen auseinandergesetzt, die im Lunzer See vor sich gehen und folgende Schlüsse gezogen: Die Trübung ist vor allem auf erhöhte Algenbiomasse zurückzuführen, im Lunzer See blühen sogenannte Goldalgen. Sie sind mikroskopisch klein, verursachen bisweilen einen modrig-fischigen Geruch am See, sind für Menschen wie Tiere aber völlig harmlos.

 

Phosphorkonzentration deutlich gestiegen

Warum aber blühen im Lunzer See seit geraumer Zeit mehr Algen? Diese Entwicklung hängt zum einen mit der veränderten Fischgemeinschaft im See zusammen. Die Zahl von Rotfedern und anderen karpfenartigen Fischen stieg an, das führte zur Abnahme von Zooplankton, was wiederum heißt, dass weniger Algen gefressen wurden. Vor allem aber liegt die Veränderung des Sees wohl am geänderten Nährstoffgehalt. Der Nährstoff für das Algenwachstum in Seen ist Phosphor und die Phosphorkonzentration im Lunzer See zeigt in der Tat eine deutliche Zunahme seit 2010. Allerdings liegt der See nach wie vor im oligotrophen Bereich, das heißt, er gilt als sehr sauber.
Und woher kommt nun der Phosphor? Als Ursachen für den Phosphor-Anstieg kommen mehrere Faktoren in Frage: Zum einen das Absterben größerer Waldflächen im Gebiet des Scheiblingsteins und in der Durchlass-Alm zwischen 2010 und 2014, was zur Freisetzung von Nährstoffen im Boden führt und auch die Gefahr von Bodenerosion erhöht. Zum anderen gab es zeitweise hohen Niederschlag in Verbindung mit Bodenerosion in den vergangenen Jahren, vor allem 2014 und 2016. Und nicht zuletzt könnten auch Veränderungen im Wildbestand zum Anstieg des Phosphors im See beigetragen haben.

Um die Nährstoffquelle eingrenzen zu können, nehmen die Forscher des WasserClusters seit geraumer Zeit regelmäßig Wasserproben an mehreren Stellen im oberen Seetal. Die Proben werden im Moment auf ihre Nährstoffkonzentration untersucht. In einem Vortrag im Rahmen der Tage der offenen Tür des WasserClusters Lunz werden die beiden Forscher Robert Ptacnik und Martin Kainz die Veränderungen des Lunzer Sees im vergangenen Jahrhundert genauer beleuchten.

 

"Wetterfrosch" Hannes Hager zum veränderten Lunzer Klima

Weiters wird der WasserCluster-Mitarbeiter und Lunzer "Wetterfrosch" Hannes Hager über Veränderungen des Kleinklimas in Lunz sprechen. Seit 120 Jahren werden in Lunz Wetteraufzeichnungen durchgeführt und seit Gründung der Biologischen Station im Jahr 1905 stehen durchgehende, miteinander vergleichbare Datenreihen zur Verfügung. Nach der digitalen Auswertung der etwa 350.000 Einzelmesswerte zeigen sich die Veränderungen des Kleinklimas in Lunz am See sehr deutlich und sorgen auch für so manche Überraschung in der Vergangenheit und einen eindeutigen Trend in den letzten Jahrzehnten.

Wege der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung stehen ebenfalls am Programm der Tage der offenen Tür. So hat am WasserCluster – für den es ein zentrales Anliegen ist, wissenschaftliches Wissen an die Gesellschaft zu vermitteln – die Zusammenarbeit mit Schulen in der Region bereits große Tradition. Schulkooperationen stellen wertvolle Kontakte dar, die dazu beitragen, die Forschungsarbeit direkt in die Gesellschaft zu tragen. Forscherin Gabriele Weigelhofer spricht über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die durch eigenes Handeln erfahren, wie wissenschaftliche Forschung funktioniert.

 

Programm für Groß und Klein

In diesem Sinne stehen an zwei Tagen die Tore zur Forschungsstation in Lunz für Groß und Klein offen. Mitmach-Stationen und Führungen durch den WasserCluster und die Biologische Station am Samstag sorgen neben den Vorträgen am Freitagabend für ein abwechslungsreiches Programm. Das Team des WasserClusters freut sich auf viele interessierte BesucherInnen.

 

Programm, Tage der offenen Tür

Freitag, 2. September
18 Uhr: Vortragsreihe I: „Der Lunzer See im Wandel der Zeit“ mit Dr. Martin Kainz und Dr. Robert Ptacnik
20 Uhr: Vortragsreihe II: "Wohin mit dem Lunzer Wetter?" mit Ing. Hannes Hager
"ForscherInnen der Zukunft – Kooperationen mit Schulen in der Region" mit Dr. Gabriele Weigelhofer

Samstag, 3. September
10 bis 16 Uhr: Mitmach-Stationen für Kinder, Führungen am WasserCluster und in der Biologischen Station, Transfer mit dem Lunzer "Einhornexpress" möglich;
ab 12 Uhr: Grillwürstel (beim WasserCluster)

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