Die Lange Nacht der Forschung ist ein heimische Forschungs-Event, bei dem Forscherinnen und Forscher ihre Leistungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Am 9. Oktober 2020 ab 14 Uhr findet die Lange Nacht der Forschung erstmals digital statt, Videobeiträge zu aktuellen Forschungsprojekten können bequem von zu Hause aus angeklickt werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, Forschung einem breitem Publikum zugänglich zu machen. Erklärvideos, Lehrvideos und Live-Demonstrationen zeigen auf verständliche Art und Weise, wie Forschung funktioniert und helfen Forschung gerade für junge Menschen greifbar zu machen. Der Startschuss zum ersten digitalen Event der Langen Nacht der Forschung ist am 9. Oktober ab 14 Uhr, das gesamte Online-Programm steht bis 30. Dezember zur Verfügung.
Die Donau-Universität Krems ist mit drei Forschungsprojekten vertreten, die sich den BesucherInnen ab Freitag per Video vorstellen.
The Archive of Digital Art (ADA) – Dokumentation und Archivierung Digitaler Kunst an und für (Kunst-)Unis und Museen
Das Archive of Digital Art (ADA, digitalartarchive.at), gegründet 1999, ist ein wegbereitendes und umfassendes Archiv zur Geschichte der Medienkunst. Als überinstitutionelles Archivprojekt werden KünstlerInnen, Wissenschaftler und Kunstwerke aus aller Welt dokumentiert und miteinander verknüpft, einem Konzept erweiterter Dokumentation folgend. Daten zu Ästhetik, Themen und Technologien dieses breiten Feldes zeitgenössischer Kunst zeigen so nicht nur dessen Geschichte, sondern machen Verbindungen zwischen Kunst, Technologie und Wissenschaft sichtbar. Neben biographischen Daten und Werksbeschreibungen liegt der Fokus auf der Erfassung technologischer Entwürfe & Konzepte, Installationen, Hardware-Software Technologien und Nutzer-Interaktionen.
Das Team stellt die kollaborative Arbeit am Archive of Digital Art vor, in dem KünstlerInnen und WissenschafterInnen ihre Werke zu Digitaler Kunst selbst dokumentieren. Die BesucherInnen bekommen spielerisch und interaktiv einen Einblick in das Feld der Digitalen Kunst und die Fragestellungen ihrer Archivierung.
Klang als Bild und Objekt – Das Forschungsprojekt Sonoid
Der musikalisch talentierte Physiker und Astronom Ernst Chladni (1756-1827) befasste sich experimentell mit Akustik. Chladni entdeckte dabei, dass Klänge in der Lage sind, den auf einer Platte verteilten Sand zu Mustern zu formen. Je nach Tonhöhe entstehen verschiedene Bilder, die das Schwingungsverhalten von Flächen anschaulich machen. Chladnis Erkenntnisse sind noch heute populär. Sie wurden unter anderem von Gesangs- und StimmpädagogInnen sowie MedienkünstlerInnen aufgegriffen. Im 21. Jahrhundert sind dreidimensionale Simulationen des Chladni-Experiments möglich, von denen auch 3D-Prints erstellt werden können.
Daran forschen Viola Rühse vom Department für Bildwissenschaften und ihre KollegInnen von der dänischen Universität Aalborg im Forschungsprojekt „Sonoid“. Im Video erfahren BesucherInnen, wie sich akustische Phänomene visualisieren lassen – der Fachbegriff lautet „Kymatik“ – und wie Chladnis zweidimensionale Klangbilder in dreidimensionale Darstellungen oder sogar in Objekte wie zum Beispiel Lautsprecher transformiert werden können. BesucherInnen erfahren darüber hinaus, welche weiteren Anwendungen der Erkenntnisse von Chladni denkbar und realisierbar sind.
Sepsis: Auslöser und Therapieansätze
Die ForscherInnen Tanja Eichhorn, Birgit Fendl, Jens Hartmann und René Weiss des Departments für Biomedizinische Forschung erklären im Video Ursache, Verlauf und Therapiemöglichkeiten der Sepsis.
Sepsis ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch eine fehlregulierte Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion verursacht wird. Dadurch kommt es zur Schädigung körpereigener Organe und Gewebe, was im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Neben zahlreichen Entzündungsmediatoren schütten Immunzellen auch extrazelluläre Vesikel aus, die im Verdacht stehen bei der Entstehung von Sepsis eine wichtige Rolle zu spielen.
Extrazelluläre Vesikel stellen eine weitere Kommunikationsform zwischen den Zellen dar und gelten als wichtige Mediatoren bei vielen Erkrankungen. Diese membranumhüllten Partikel übertragen biologische Information, z. B.: Erbinformation oder Proteine, von ihrer Ursprungszelle und werden von der Zielzelle aufgenommen.
Ursächlich für eine Sepsis können neben Bakterien auch Viren, wie SARS-CoV 2, sein. SARS-CoV 2 stellt momentan eine immense Herausforderung unserer Gesellschaft dar. Mittels molekularbiologischer und immunologischer Methoden ist es möglich, Erkrankte oder Personen, die die Erkrankung bereits durchgemacht haben, schnell zu identifizieren, um eine unkontrollierte Verbreitung einzudämmen. Um sich selbst zu schützen, ist es notwendig, sich mit potenziellen Infektionswegen und Präventionsmaßnahmen auseinander zu setzen. Im Kampf gegen Infektionen sind antimikrobielle Peptide, körpereigene Antibiotika, eine innovative Idee für neue Therapieformen, die ganz spezifisch Bakterien und deren Toxine inaktivieren können.
„Der Traum der Archivarin“ – ein innovativer „Live Escape Room“
Mit „Der Traum der Archivarin“ präsentiert das Archiv der Zeitgenossen gemeinsam mit dem Zentrum für Angewandte Spieleforschung eine innovative Variante des erfolgreichen Spielformats der „Live Escape Rooms“. In der Traumwelt einer Archivarin helfen die BesucherInnen der Träumerin einen Weg durch das gesammelte Archivmaterial zu bahnen und lernen dabei archivarischer Arbeitsweisen kennen.
Das Archiv als Wunderkammer, gefüllt mit Materialien verschiedener Kunstgattungen wie Musikhandschriften, Filme oder architektonische Modelle und Skizzen, ist Ausgangspunkt einer immersiven Erzählung, in der es gilt verborgenen Spuren zu folgen. Dabei lernen die BesucherInnen nicht nur das Archivmaterial kennen, sondern beschäftigen sich auch mit den technischen Medien, die das Schaffen der im Archiv vertretenen Künstler prägen. So arbeiten einige KünstlerInnen auch heute noch handschriftlich, mit mechanischer Schreibmaschine und analogen Aufnahmegeräten und verzichten bewusst auf Computer und digitale Technik.
Beim Umgang mit den Materialien lernen die BesucherInnen diese zuzuordnen, ihre Bedeutung zu entschlüsseln und sie in einen Kontext zu stellen. Auf diesem Weg des spielerischen Rätsellösens wird gleichzeitig ein Eindruck vermittelt, wie facettenreich Archivarbeit ist. Das Video gibt einen ersten Einblick in den Escape Room, dessen eröffnen für Dezember 2020 geplant ist.