19.09.2016

"Universität verbindet", unter diesem Motto fand am Samstag, den 17. September am Campus Krems das Alumni-Fest statt. Anlass war die Gründung des Alumni-Clubs der Donau-Universität Krems vor zehn Jahren. Was Menschen verbindet, diese Frage stand auch im Mittelpunkt des Blue Hour Talks mit dem deutschen Psychologen und Philosophen Hilarion Petzold und dem Netzwerkanalytiker der Donau-Universität Krems, Lukas Zenk. Mit Musik, Barbecue und Weindegustation fand das Fest einen stimmungsvollen Ausklang.

Univ.-Prof. Dr. Monika Kil, Vizerektorin der Donau-Universität Krems, betonte bei ihrer Begrüßung der angereisten Alumni der Universität für Weiterbildung die Leistung, die von den AbsolventInnen im Zuge ihrer Weiterbildungsstudien erbracht wurde. Kil verwies dabei auf die hohe Kompetenz der Donau-Universität Krems in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Die Donau-Universität Krems, so Kil, könne stolz auf eine so große Zahl an Alumni blicken, die gleichzeitig eine große Expertise für das Konzept des Lifelong Learning bedeute. Mag. Rita Starkl, Leiterin des Alumni-Clubs dankte bei ihrer Begrüßung allen WegbegleiterInnen, den AbsolventInnen der Universität für Weiterbildung, und hob die besonders engagierten Alumni-Club-Mitglieder hervor, die BetreuerInnen der Alumni-Stammtische in rund 20 Städten Europas und alle jene, die sich besonders um das Leben des Alumni-Clubs bemühten.

Zusammenarbeit am ehesten im Nahraum

Der Alumni-Club der Donau-Universität Krems verzeichnet über 2000 Mitglieder, denen er mit den Alumni-Stammtischen, den Blue Hour-Diskussionen in Wien, einer Job-Börse und zahlreichen weiteren Angeboten, darunter spezielle Unternehmensbesuche, zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten und exklusive Einblicke bietet. Viele der Angebote stehen allen AbsolventInnen der Donau-Universität Krems offen.

Der Mensch sei nach Immanuel Kant ein ungeselliges Wesen, habe die Neigung sich zu vergesellschaften, aber auch den Hang, sich zu vereinzeln: Laut Univ.-Prof. Dr. mult. Hilarion Petzold, Psychologe, Philosoph und Psychotherapeut sowie emeritierter Professor an der Freien Universität Amsterdam und Visiting Professor an der Donau-Universität Krems, gebe es kein friedliches Paradies, der Mensch habe eine hohe Möglichkeit zur Würde und zur Zerstörung gleichzeitig. Das sagte der Autor zahlreicher psychologischer Schriften im Rahmen des von Presse-Redakteurin Andrea Lehky moderierten Blue Hour Talks, der dem Veranstaltungsmotto folgend fragte, wie Menschen kooperieren. Petzold: Kinder von 14 Monaten seien hochkooperativ, ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr löse sich Kooperation auf, bestehen bleibe sie nur im Rahmen des eigenen Clans. "Wenn Leute im Nahraum, also in der Affiliation sind, funktioniert Zusammenarbeit, wo wir kein gleiches Wollen haben, gibt es keine Kooperation", so Petzold. Kooperation unter Fremden, bzw. mit MigrantInnen, sei deshalb herausfordernd, weil die Kultur einverleibt sei. Damit Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen kulturellen Welten funktioniert, muss auch der Habitus einverleibt werden. "Integration muss junge Menschen einbeziehen, um zu gelingen", so der deutsche Psychotherapeut und Berater von Unternehmen. ‚Wir wollen mit Euch Kultur teilen‘, wäre der Weg, damit dann über zwei bis drei Generationen hinweg die Kooperation mit den Zugewanderten gelinge. Je starrer jedoch ein Kulturraum sei, je länger Menschen in einem geschlossenen Weltbild seien, desto schwieriger werde Kooperation über Kulturen hinweg, so Petzold.

Tendenz zur gleichen Gruppe

Dr. Lukas Zenk, Forscher und Vortragender in den Bereichen Netzwerkanalyse und Innovationsmanagement, Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement, Donau-Universität Krems, warf einen anderen Blick auf die Interaktion zwischen Menschen aus der sozio-kognitiven Perspektive. Bei Veranstaltungen, so Zenk, würden Menschen meistens mit Personen sprechen, die sie bereits direkt oder über eine andere Person kennen oder mögen. Erst spezifische Interventionen durch analoge und digitale Medien würden andere Verbindungen von Menschen ermöglichen, zum Beispiel eine digitale Visualisierung gleicher Interessen. Menschen fühlten sich schlecht und unmoralisch, wenn sie bewusst angeben, sich vernetzen zu wollen. Wer sich aber auch ähnlicher Ebene austauschen will ohne neue Klienten zu finden, fühle sich besser. So zeigten Erfahrungen aus dem Jazz und dem von Zenk selbst gespieltem Improvisationstheater, dass neue Stücke bzw. Interaktionen neue und andere Gehirnregionen aktiviere, als repetitive Verhaltensweisen bzw. bekannte Stücke. Zenks Kernbotschaft: "Wir tendieren zwar zu ähnlichen Verhaltensweisen und eher egozentrierten Entscheidungen, haben aber jederzeit die Möglichkeit, uns anders, z.B. kooperativ, zu verhalten. Wenn ein Gruppe es schafft, die Perspektive des anderen einzunehmen, dann sind sie kollektiv intelligenter." Einschränkend, so Petzold, müsse aber bedacht werden, dass dies nur bei gleichen Kulturkreisen funktioniert.

Als Erfolgsfaktoren für Kooperation sahen beide Wissenschafter, mit mehreren mentalen Welten jonglieren zu können, idealerweise werde das schon im Kindesalter eingeübt. Zusammenarbeit funktioniere, wenn Perspektiven des jeweils anderen eingenommen werden könnte, Neugier geweckt werde und an archaische Muster appelliert werde, wie zum Beispiel gemeinsames Kochen.

Ausklang mit Jazz, Kulinarischem und Wachauer Wein

Live-Musik mit "That’s Jazz", ein Show-Act "The Billy Rubin Trio feat. Lady S." sowie eine Degustationen von Weinen aus der Wachau, Krems  und dem Kamptal, zur Verfügung gestellt von zehn Winzern, sowie ein Barbecue-Buffet sorgten für gute Atmosphäre und einen stimmungsvollen Ausklang des Festes.

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