27.02.2018

Der Erfolg von Museen weltweit hat ihre eigentliche Funktion in den Hintergrund gedrängt: das Sammeln und Forschen. In ihrer Antrittsvorlesung am 22. Februar 2018 plädierte Univ.-Prof. Dr. Anja Grebe daher, sich wieder der eigentlichen Aufgabe der Museen zu erinnern und deren wissenschaftliche Funktionen zu fördern. Museen seien Speicher des kulturellen Gedächtnisses, so Grebe, die als Universitätsprofessorin für Kulturgeschichte und Museale Sammlungswissenschaften an die Donau-Universität Krems berufen wurde.

„Das notwendige Museum. Sammlungsforschung und Gesellschaft im 21. Jahrhundert“, unter diesem Titel präsentierte Univ.-Prof. Dr. Anja Grebe im Rahmen der Antrittsvorlesung vor zahlreichen Universitäts- und MuseumsvertreterInnen ihre Überlegungen zu einer Strategie, das Museum auch in Zukunft als notwendige Einrichtung für die Gesellschaft wahrzunehmen.
Fast 20.000 registrierte Museen gibt es laut aktueller Statistik von EGMUS in Europa, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch weitaus höher liegen. Obwohl Sammlung, Forschung und Bewahrung als grundlegende Kriterien ausgewiesen seien, so Grebe, spielten sie in den wenigsten Statistiken eine Rolle. Vielmehr scheine sich die gesellschaftliche Relevanz von Museen primär in Umsätzen, BesucherInnenzahlen und Ausgaben der öffentlichen Hand zu messen – mit fatalen Folgen: Bereits jetzt, so die Expertin für Sammlungswissenschaften, sei zu beobachten, dass Investitionen selten in die Forschung und Pflege des gesammelten Kulturerbes, sondern oft nur in wirtschaftlich „erfolgreiche“ Museen und Sonderausstellungen als BesucherInnenmagnete getätigt werden.

Bewahren in den Mittelpunkt rücken
Soll der gesellschaftliche Stellenwert des Museums für die Zukunft gesichert bleiben, sei es daher von größter Bedeutung, die eigentliche Kernkompetenz des Museums im Blick zu behalten, nämlich jene des Sammelns und Forschens. Neben den Objekten sollten auch die Sammlungen insgesamt als Wissensträger mit innovativen, transdisziplinären Methoden in den Fokus genommen werden. „Ein Mensch ohne Gedächtnis hat auch keine Identität“, so Grebe. Die Sammlungsforschung als neue, kulturwissenschaftlich fundierte Disziplin widme sich dabei der Aufgabe, das Potenzial musealer Sammlungen für die Gesellschaften des 21. Jahrhunderts nutzbar zu machen.
Anja Grebe studierte Französische Literatur, Geschichte sowie Kunst- und Medienwissenschaft an der Universität Konstanz und der Université Paris-Sorbonne. Im Jahr 2000 promovierte sie im Fach Kunstwissenschaft an der Universität Konstanz und habilitierte sich im Fach Kunstgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Albrecht-Dürer-Spezialistin und langjährige Museumskuratorin wurde als Universitätsprofessorin für Kulturgeschichte und Museale Sammlungswissenschaften an die Donau-Universität Krems berufen.

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