22.03.2019

Trotz Steigerung der Energieeffizienz in der Wirtschaft und der Nutzung erneuerbarer Energien werden die Umweltschutzziele der EU wohl mit der Vorgabe stetigen Wachstums nicht erreicht werden können. Der Ökonom Niko Paech präsentierte sein Modell eines Wirtschaftssystems, das durch Genügsamkeit und Langlebigkeit bei Konsumgütern sowie verringerter Arbeitszeit einen klaren Bruch mit dem derzeitigen System darstellt.

Hauptgast der Diskussionsveranstaltung der Waldviertel Akademie, die in Kooperation mit der Donau-Universität Krems umgesetzt wurde, war der Vertreter für Postwachstumsökonomie Prof. Dr. Niko Paech. Er verwies darauf, dass in Hinblick auf den vom Menschen verursachten Klimawandel der CO2-Ausstoß jedes Einzelnen deutlich reduziert werden müsse. Vor einigen Jahren ging die Fachwelt noch davon aus, dass dieses Ziel durch „grünes Wirtschaftswachstum“ erzielt werden könne. Darunter wird der Einsatz von innovativen Technologien für Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen sowie die Energiewende verstanden. Auch die Europäische Union stellt in ihrem Umweltaktionsprogramm „Gut leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten“ für die Zeit bis 2020 fest, dass ein wettbewerbsfähiges und CO2-armes Wirtschaftssystem etabliert werden kann.

Wirtschaftsmaxime „de-growth“
2020 steht kurz bevor und Forscher wie Niko Paech erwarten, dass dies nicht in ausreichendem Ausmaß gelingen wird. Die logische Konsequenz für Paech ist eine Wirtschaft unter dem Motto „de-growth“, eine schrumpfende Wirtschaft. Paech bietet dafür ein Modell an, bei dem die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei 20 Stunden liegt. Die Nachfrage nach Konsumgütern sollte durch Suffizienz sowie die Angebote an Waren durch Selbstversorgung und eine regionale Ökonomie ergänzt werden. Diese Transition der Wirtschaft und der Gesellschaft ist auf die Verlängerung der Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern, Reparaturen und auch gemeinschaftlichen Besitz von Gebrauchsgütern gerichtet. Durch die reduzierte Arbeitszeit würden gesündere Menschen das Gesundheitssystem nicht mehr im aktuellen Ausmaß belasten. Die Lebensqualität der Menschen würde durch diese Systemänderung jedenfalls steigen, so Paech.

Sichtbarer ökologischer Fußabdruck
Mag. Johannes Schedlbauer, Direktor der Wirtschaftskammer Niederösterreich, stellte fest, dass ein solcher Systemwechsel schwer durchführbar sei. Er könne sich Regelungen vorstellen, dass die Wirtschaft den Lebenszyklus von Produkten, also die Nutzungsdauer und die Kosten der Instandhaltung sowie des ökologischen Fußabdrucks, ausweist. Dies würde aber nur dann funktionieren, wenn es grenzüberschreitend geregelt werden würde und der heimischen Wirtschaft kein Wettbewerbsnachteil daraus entstünde.

Ressourcenschonung in der Bauwirtschaft
Univ.-Prof. Dr. Christian Hanus, Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur, Donau-Universität Krems, ergänzte die divergierenden Sichtweisen mit wegweisenden Beispielen aus der Bauwirtschaft und belegte anhand lebenszyklischer Betrachtungen die ökonomischen und ökologischen Vorzüge von Altbauten im Vergleich zu Neubauten. Mittels einer intensivierten Nutzung der Bestandsstrukturen, der Einschränkung der Ansprüche und einer Vereinigung tradierter Tugenden mit nachhaltigkeitsfördernden Innovationen lassen sich der Ressourcenverbrauch und die Bodenversiegelung eindämmen und die kulturelle Identität bewahren.

Mehr zum Thema

Zum Anfang der Seite