20.11.2019

Thomas Probst von der Donau-Universität Krems untersuchte in Kooperation mit Universitäten aus Deutschland, Schweiz und England, bei welchen Personengruppen der Einsatz von internetbasierten psychotherapeutischen Programmen für Depressionen sinnvoll ist. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit depressiven Symptomen, die zusätzlich soziale Angst haben, von diesen Programmen am meisten profitieren können.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben weltweit 300 Millionen Menschen Depressionen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Personen mit Depression haben oft gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit. Ausgelöst werden diese unter anderem durch genetische Faktoren, traumatische Erlebnisse oder chronische Arbeitsüberlastung.

Um depressive Symptome zu lindern, wurden in den letzten Jahren internetbasierte psychotherapeutische Interventionsprogramme entwickelt. Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit (Departmentleitung: Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh) untersuchte in Kooperation mit Universitäten aus Deutschland, Schweiz und England das Therapieprogramm Deprexis.

 

Positiver Effekt bei Personen mit sozialer Angst

Insgesamt wurden 1013 Personen mit leichten bis moderaten depressiven Symptomen über eine Dauer von einem Jahr in dieser Studie untersucht. Eine Gruppe erhielt die Routineversorgung, während die andere Gruppe zusätzlich zur Routineversorgung für drei Monate Zugang zu der internetbasierten psychotherapeutischen Intervention hatte. Das Potential der internetbasierten Behandlung zeigte sich gegenüber der Routineversorgung besonders bei Personen, die depressive Symptome und zusätzlich soziale Angst hatten. Während sich in der Routineversorgung die depressiven Symptome bei Personen mit sozialer Angst schlechter entwickelten als bei Personen ohne soziale Angst, wirkte das internetbasierte Programm dem Risiko eines ungünstigeren Verlaufs bei Personen mit sozialer Angst entgegen.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass Zugang zu internetbasierten psychotherapeutischen Interventionen bei bestimmten Personen die depressiven Symptomverläufe positiv beeinflusst. Der zielgerichtete Einsatz dieser Programme könnte existierende Behandlungsformen nach einer qualifizierten Depressions-Diagnose durch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Ärztinnen und Ärzte ergänzen und somit Betroffenen helfen“, so der Psychotherapiewissenschaftler Thomas Probst, „sofern saubere wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise in Form randomisiert kontrollierter Studien, sowohl der Internet-Programme als auch der existierenden Behandlungen, vorliegen.“

 

Nachdenkprozess beginnen

Die Internetrichtlinie für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz verweist darauf, „dass derzeit keine Psychotherapie via Internet im Sinne eines wissenschaftlich begründeten und evaluierten Vorgehens existiert“. Probst: Es bedürfe weiterer Studien vor allem in Österreich, doch ermutigten die ersten Forschungsergebnisse dazu, einen Nachdenkprozess über internetbasierte psychotherapeutische Interventionen als Unterstützung zu beginnen, so der Psychotherapiewissenschaftler.

Quelle: Probst, T.; Berger, T.; Meyer, B.; Späth, C.; Schröder, J.; Hohagen, F.; Moritz, S.; Klein, J.P. (2019). Social phobia moderates the outcome in the EVIDENT study, a randomized controlled trial on an Internet-based psychological intervention for mild to moderate depressive symptoms. Journal of Consulting and Clinical Psychology, in press.

Link zum Paper: https://psycnet.apa.org/record/2019-65946-001

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Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst

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