25.10.2019

Universitäre Weiterbildung: Mehr als Stuckatur?

Im Jubiläumsjahr 2020 wird eine Chiffre von der Gegenwart eingeholt

Das Jahr 2020 wird in vielerlei Hinsicht aufmerksamkeitsintensiv. Neben dem Antritt einer neuen Regierung werden große Jubiläen wie 100 Jahre Österreichische Verfassung begangen, und auch mehrere österreichische Universitäten, darunter die Donau-Universität Krems, werden sich ihrer jeweiligen Gründungsjahre erinnern. Aus hochschulpolitischer Perspektive gilt 2020 auch als wohlbekannte Chiffre, die die Überschriften zahlreicher strategischer Planungen ziert und Gestaltungswillen in eine nicht allzu ferne Zukunft projizierte, in vielen Bereichen jedoch von der Gegenwart rasch eingeholt wurde. Das Jahr 2020 markiert so auch das Zieljahr der 2011 initiierten „LLL:2020-Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich“.

Für eine ausführliche Bilanzierung dieses interinstitutionellen sowie interministeriellen Vorhabens ist es wohl noch zu früh, jedoch seien mit Blick auf diverse bevorstehende strategische Dokumente einige grundsätzliche Bemerkungen erlaubt.

Dass Weiterbildung per se angesichts der gesellschaftlichen, ökonomischen und vor allem technologischen Umbrüche unserer Zeit von elementarer Bedeutung ist, sei an dieser Stelle nur einleitend und der Ordnung halber erwähnt. Zahlreiche Studien haben dies in den vergangenen Jahren empirisch belegt; kaum ein Debattenbeitrag über Wettbewerb, Standortfragen oder Zukunftsfähigkeit kommt ohne den diesbezüglichen Verweis aus. Im Vergleich zum öffentlich kommunizierten und gesellschaftlich notwendigen Stellenwert ist der (hochschul-)politische Bedeutungsraum für Weiterbildung jedoch (noch) eher verhalten.

Universitätslehrgänge. Exemplarisch zeigt sich dies, indem noch keine umfassende Diskussion über die Fortsetzung von LLL:2020 präsent ist, oder beispielsweise die marginale Berücksichtigung des Themas Weiterbildung im Entwurf des neuen gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplans bzw. auch in Zahlen: 15,8 Prozent der Bevölkerung beteiligen sich laut Statistik Austria an Weiterbildung, davon jedoch nur rund 2,6 Prozent – in Zahlen 20.144 Studierende – in Universitätslehrgängen an öffentlichen Universitäten (rund 50 Prozent davon an der Donau-Universität Krems – der Universität für Weiterbildung).

Das bedeutet: Weiterbildung findet in der Regel an außeruniversitären Institutionen statt, die nicht über organisationale Merkmale verfügen, wie per Gesetz „zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen“ (§ 1 UG) oder nicht mit dem Credo „Forschung macht den Unterschied“ wesentliche Qualitätsstandards definieren können oder frei von gewinnorientierten Interessen sind. Gerade Letzteres nimmt durch das Aufkommen von diversen „Weiterbildungsanbietern“ zu. Zugespitzt dargestellt wird gesellschaftliche Verantwortung für das Thema Weiterbildung und die diesbezügliche Bedeutungszuschreibung „Anderen“ überlassen.

Neues Denken. Ob es nun nach 2020 eine neue LLL-Strategie geben wird oder nicht, wäre das österreichische Wissenschafts- und Innovationssystem gut beraten, universitäre Weiterbildung nicht als beiläufige Stuckatur zu betrachten oder vereinzelt unter nicht einmal mehr vorgehaltener Hand als „cash-cow“ zu sehen (forschungs- und qualitätsgeleitete Weiterbildung wird dies ohnehin nie erfüllen können). Empfohlen wäre es mit einem gänzlich neuen Denken über Weiterbildung, großen inhaltlichen Schritten und mit einer deutlichen Intensivierung der Qualität – sowohl innerhalb als auch außerhalb von Universitäten – fortzusetzen bzw. zu beginnen. Fahrlässig wäre es jedenfalls, im Jahr 2030 auf die ignorierte Notwendigkeit und vertane Chance zur Weiterentwicklung der Weiterbildung in Österreich zurückzublicken.

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