18.02.2021

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie werden tele-psychotherapeutische Behandlungen erstmals auf breiter Basis durchgeführt. Thomas Probst, Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, untersuchte in Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) die Auswirkungen auf die Betroffenen. Die Ergebnisse zeigen, dass PatientInnen sehr gut damit zurechtkommen, während PsychotherapeutInnen zwar positiv überrascht jedoch auch skeptischer sind.

In Zeiten von Corona wurde nicht nur die Schule oder der Arbeitsplatz in den virtuellen Raum verlegt. Auch die Psychotherapie stieg auf tele-psychotherapeutische Behandlungen um.  Um die Auswirkungen auf die Betroffenen zu untersuchen, wurde eine Umfrage vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit in Kooperation mit der ÖBVP gestartet. Befragt wurden mehr als 1800 PsychotherapeutInnen und 100 PatientInnen während der Pandemie.

Tele-Psychotherapie wird positiv bewertet

Die Ergebnisse zeigen, dass PsychotherapeutInnen die Behandlungen über Telefon oder via Internet positiver bewerten, als sie es erwartet hätten. Allerdings ist diese Form des Kontaktes nicht 1:1 vergleichbar mit einer persönlichen Anwesenheit. PatientInnen wiederum erleben den Unterschied weniger stark als die befragte Berufsgruppe und kommen mit den tele-psychotherapeutischen Möglichkeiten gut zurecht.

Dies entspricht auch den Studienergebnissen aus anderen Ländern: PatientInnen sind in dieser Hinsicht offenbar aufgeschlossener. Die Vorsicht bei PsychotherapeutInnen kann mit ihrer Ausbildung zusammenhängen, die sich bei den meisten rein auf die Psychotherapie in persönlicher Anwesenheit konzentriert. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich die österreichische Internet-Richtlinie für PsychotherapeutInnen gegen eine Behandlung via Internet ausspricht.

Insgesamt sind Psychotherapien in persönlicher Anwesenheit drastisch zurückgegangen (von durchschnittlich 13,45 Sitzungen pro Woche auf 2,6 pro Woche), wobei der Anstieg von Tele-Kontakten diesen Einbruch nicht kompensieren konnte.

Tele-Psychotherapie ermöglicht Zugang für alle Betroffenen

„Es gibt eine Reihe an evidenzbasierten tele-psychotherapeutischen Methoden vor allem gegen Depression und Angst, die helfen können, die hohe psychische Belastung während der Pandemie zu reduzieren. Psychotherapeutische Methoden könnten in Zukunft auch innovativ eingesetzt werden, zum Beispiel am Smartphone aber auch in den Medien (Radio, TV) oder Schulen. Der Vorteil von Tele-Psychotherapie ist, dass der Großteil der Bevölkerung Zugang hat. Ein Telefonat mit entsprechenden Kontaktstellen oder das Aufrufen eines Selbsthilfeprogramms im Internet ist für die meisten leicht möglich und bieten Anonymität“, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst, Professor für Psychotherapiewissenschaften und Studienautor.

Zur Studie

Die Donau-Universität Krems und der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) haben im vergangenen Jahr drei Befragungen durchgeführt: Die erste mit 1.547 PsychotherapeutInnen im April 2020, die zweite mit 222 PsychotherapeutInnen im Sommer 2020 und die dritte mit 139 PatientInnen im Sommer 2020.

Rückfragen

Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst

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