Die internationale Orchesterakademie „Accademia Vicino di Accumoli“ hat dem mittelalterlichen Städtchen Accumoli in Italien erneut kulturelle Lebendigkeit und internationale Aufmerksamkeit gebracht. Unter Koordination des Research Labs Nachhaltiges Baukulturelles Erbe der Universität für Weiterbildung Krems musizierten vom 19. bis 25. August Talente aus aller Welt, diesmal mit einem Schwerpunkt auf Werken der Brüder Strauss und Wolfgang Amadeus Mozart.
Bei einem Erdbeben 2016 wurde Accumoli schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Verlust betraf nicht nur die historische Bausubstanz, sondern erschütterte zugleich die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen der Stadt. Gerade deshalb legt die „Accademia Vicino di Accumoli“ ihr Augenmerk auf die Wiederbelebung dieser immateriellen Dimensionen und macht sichtbar, wie eng sie mit dem physischen Wiederaufbau verflochten sind.
Musikalisches Programm und Begegnungen
Das Unterrichtsprogramm umfasste Musikunterricht durch renommierte Maestri, zahlreiche Orchesterproben sowie die Auseinandersetzung mit dem Katastrophenereignis und der Rekonstruktion. Eine Führung durch das zerstörte historische Zentrum verdeutlichte den Teilnehmenden, welche Verantwortung sie mit der Kunst des Musizierens für den Wiederaufbauprozess tragen. Musikalische Auftritte bei den Gedenkfeiern in Accumoli und Amatrice im Beisein des Bischofs von Rieti, die Eröffnung der „Sagra delle fettucelle alla trota“ sowie ein Abendkonzert auf der Piazza San Benedetto in Norcia bildeten Höhepunkte des Programms.
Ein wesentlicher Bestandteil der „Accademia Vicino di Accumoli“ ist auch die Zusammenarbeit mit örtlichen Musikformationen. Gemeinsam mit der Stadtkapelle von Accumoli wurden Stücke einstudiert und unter der Leitung des Banda-Dirigenten Vittoria Altavilla und Akademiedirigent Werner Hackl aufgeführt. Maestro Richard Josef Sigmund zeichnete sich für die musikalische Leitung sakraler Werke verantwortlich, die das Akademieorchester gemeinsam mit den Chören von Accumoli und Amatrice bei den Gedenkmessen darbot. Aktivitäten, die einen unvergesslichen, persönlichen und musikalischen Austausch zwischen allen Musizierenden ermöglichen und oftmals Freundschaften entstehen lassen.
Nachhaltige Wirkung der Akademie
Die Akademie bringt Musiktalente aus aller Welt nach Accumoli, manche nehmen bereits regelmäßig teil. Gleichzeitig werden auch lokale Nachwuchskräfte gefördert und vernetzt. Mehrere von ihnen haben in internationalen Orchestern Anstellungen gefunden oder ihre Ausbildung an österreichischen Musikbildungsstätten fortgesetzt.
Musik als integrales Element ist mittlerweile auch in die „mappa di comunità“, ein Strategiepapier für den Wiederaufbau von Accumoli, aufgenommen worden. „Es ist beeindruckend, welche Wirkung und Dynamik die Accademia Vicino di Accumoli auf die Bevölkerung und den Wiederaufbauprozess entfaltet“, betont Univ.-Prof. Dr. Christian Hanus, Leiter des Research Labs Nachhaltiges Baukulturelles Erbe. Im kommenden Jahr, zum zehnten Jahrestag des Erdbebens, wird ein von Maestro Richard Josef Sigmund komponiertes Requiem aufgeführt, an dem auch die „Choryphäen“, der Chor des Campus Krems, beteiligt sein werden.
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