In einer von Unsicherheit, Polarisierung und wachsendem Druck auf akademische Institutionen geprägten Zeit widmete sich der achte Research Summit an der Universität für Weiterbildung Krems der Bedeutung von Konfliktkompetenzen im Hochschulbereich. Der Abend brachte Forschende, Fachleute und Entscheidungsträger_innen zusammen, um darüber zu diskutieren, wie Hochschulen Konflikte als Chance für Lernen und institutionelle Weiterentwicklung begreifen können.
Konflikte gehören zum Alltag – und der Hochschulbereich bildet hier keine Ausnahme. In einer von multiplen Krisen und zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen geprägten Welt ist die Fähigkeit zum konstruktiven Umgang mit Konflikten essenziell. Beim diesjährigen Research Summit widmete sich das Department für Hochschulforschung diesem zentralen Thema im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, die am 18. November 2025 an der Universität für Weiterbildung Krems stattfand. Attila Pausits, Leiter des Departments für Hochschulforschung, war Gastgeber der Veranstaltung, die den offiziellen Start des neuen Zertifikatsprogramms „Managing Conflict and Effective Dispute Resolution in Higher Education” markierte und an die Diskussion des vorangegangenen Workshops anknüpfte. Ein Schwerpunkt lag auf der Rolle von Konflikten für das institutionelle Lernen und den Kosten, die durch ungelöste Konflikte entstehen.
Konflikte als Chance für Wandel begreifen
In ihrer Keynote „From Tension to Transformation: Rethinking Conflict in Higher Education“ betrachtete Jean Grier, Präsidentin des European Network of Ombuds in Higher Education (ENOHE), Konflikte nicht als Scheitern, sondern als potenziellen Treiber institutionellen Lernens und institutioneller Entwicklung. An Hochschulen entstehen Konflikte oft dort, wo unterschiedliche Rollen, Erwartungen und Verantwortlichkeiten aufeinandertreffen. Grier betonte, dass ungelöste Spannungen – oft verborgen in komplexen akademischen Strukturen – erhebliche emotionale und finanzielle Folgen haben können. Um dem entgegenzuwirken, benötigen Hochschulen eine transparentere und proaktivere Kultur der Konfliktbearbeitung, unterstützt durch professionelle Ombudsstellen.
Strategien im Umgang mit Konflikten
Die Podiumsdiskussion „The Costs of Conflict – Understanding the Impact of Unresolved Disputes in Higher Education“ brachte universitäre Führungspersönlichkeiten, Studierendenvertreter_innen und internationale Ombudspersonen zusammen. Rektorin Viktoria Weber hob den wachsenden Druck an der Universität wie auch im Hochschulsektor insgesamt hervor und betonte die Notwendigkeit von Zusammenhalt und gemeinsamen Perspektiven auf das „große Ganze“ jenseits der einzelnen akademischen Einheiten. Padmakumar Nair, Vice Chancellor des Thapar Institute of Engineering and Technology (Indien), unterstrich die zentrale Bedeutung von Empathie in der Konfliktbearbeitung. Empathie sei „the mother of excellence“, erklärte er, und plädierte für das, was er als ein „compassionate reframing“ bezeichnete.
Perspektiven von Studierenden und aus der Ombudstätigkeit
Maximilian Veichtlbauer, Vorsitzender der Hochschülerschaft der Universität Krems, veranschaulichte das breite Spektrum an Themen, mit denen Studierendenvertreterinnen konfrontiert sind, und betonte die Bedeutung des regelmäßigen Austauschs mit Kolleg_innen. Anna-Katharina Rothwangl, Leiterin der Österreichischen Studierenden-Ombudsstelle, hob die Herausforderungen speziell in Betreuungs- und Prüfungsprozessen hervor, die oft dann zu Konflikten führen, wenn institutionelle Mechanismen nicht greifen. Jean Grier, Präsidentin des European Network of Ombuds in Higher Education (ENOHE), beobachtete zudem einen deutlichen Trend: Studierende sind heute eher bereit, Unterstützung zu suchen, als dies früher der Fall war. Auf die Frage, wie sie selbst „the art of the ombuds“ erlernte, verwies sie auf Erfahrungen, die sie direkt im Berufsalltag gesammelt habe, da es ihrem Einstieg in den Beruf keine systematischen Weiterbildungsmöglichkeiten gab. Ihre Ausführungen unterstrichen die aktuelle Notwendigkeit strukturierter Qualifizierungswege – wie sie das neu gestartete Certificate Program Managing Conflict and Effective Dispute Resolution in Higher Education bietet.
Gesellschaftliche Herausforderungen erkennen und bewältigen
Indem der Research Summit beleuchtete, wie Hochschulen mit Konflikten umgehen, nahm er zugleich eine breitere gesellschaftliche Verantwortung in den Blick. Konfliktkompetenz wird in allen gesellschaftlichen Bereichen benötigt – insbesondere in Zeiten von Unsicherheit und Umbrüchen. Durch kontinuierliche Forschung, Weiterbildung und öffentlichen Dialog trägt die Universität für Weiterbildung Krems dazu bei, diesem Bedarf gerecht zu werden. Der Research Summit der Universität für Weiterbildung Krems bot eine wertvolle Gelegenheit, aktuelle Forschung sichtbar zu machen und mit Akteur_innen aus unterschiedlichen Bereichen in Forschung und Praxis in einen inspirierenden Austausch zu treten.
Rückfragen
Tags