Das vom Land Niederösterreich geförderte Forschungsprojekt „TeichFit“ liefert neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur ökologischen Funktionsweise der Waldviertler Teichlandschaften. Eine kürzlich im Fachjournal Ecology Letters dazu veröffentlichte Studie der Universität für Weiterbildung Krems und des WasserCluster Lunz zeigt, dass diese von Menschen gemachten Teiche auch unter intensiver Nutzung stabile Lebensgemeinschaften aufrechterhalten können, und identifiziert jene Faktoren, die für den langfristigen Erhalt ihrer ökologischen Funktionen entscheidend sind.
„TeichFit“ wird von der Universität für Weiterbildung Krems koordiniert und untersucht den Bezirk Gmünd als Modellregion für nachhaltige, klimafitte Lebensräume. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Wechselwirkungen zwischen Teichbewirtschaftung, Biodiversität, Wasserhaushalt und regionalem Klima, um wissenschaftlich fundierte Grundlagen für eine zukunftsorientierte Entwicklung dieser besonderen Kulturlandschaft zu schaffen.
Stabilität durch Anpassungsfähigkeit
Ein zentrales Ergebnis des Projekts basiert auf der Analyse von Zooplankton in neun Waldviertler Fischteichen. Zooplankton spielt eine Schlüsselrolle in aquatischen Ökosystemen, da es Energie und Nährstoffe innerhalb der Nahrungskette weiterleitet und damit wesentlich zur Produktivität und Stabilität der Teiche beiträgt.
Die Studie mit dem Titel „Shifts in Assembly Rules and Loss of Zooplankton
Functional Diversity Across Hypereutrophic Fishponds“ zeigt, dass die Teiche auch bei hoher Nährstoffverfügbarkeit eine stabile Artenzahl aufweisen. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung der ökologischen Funktionen: Bestimmte Eigenschaften und Strategien werden begünstigt, andere treten in den Hintergrund. Diese Anpassungsfähigkeit verdeutlicht die hohe ökologische Resilienz der Teichsysteme.
„Eine hohe Artenvielfalt an der Basis der aquatischen Nahrungskette ist wesentlich für die Synthese und Bereitstellung von essenziellen Nährstoffen für Konsumenten wie tierisches Plankton und Fische“, sagt Univ.-Prof. Dr. Martin Kainz, Leitung des Research Lab Aquatic Ecosystem Research and Health an der Universität für Weiterbildung Krems. “Obwohl die untersuchten Teiche eutroph sind, wurden eine etwa dreimal höhere Artenvielfalt von Algen und Zooplankton als in Bergseen gefunden.“
Die Ergebnisse machen auch deutlich, dass Teichökosysteme auf veränderte Umweltbedingungen reagieren können, indem sich ihre Lebensgemeinschaften funktional neu ausrichten. Umweltfaktoren wie Nährstoffverfügbarkeit wirken dabei als steuernde Elemente, die jene Organismen begünstigen, die unter den gegebenen Bedingungen besonders effizient sind.
Gleichzeitig zeigen die Daten, dass ein bewusster Umgang mit Nährstoffeinträgen entscheidend ist, um eine möglichst große Bandbreite ökologischer Funktionen erhalten zu können.
„Trotz der hohen Biodiversität sind einige ökologische Funktionen bei extremen Graden von Eutrophierung und Verschmutzung bedroht. Ein verbessertes Verständnis der den Verlust der Biodiversität zugrunde liegenden Mechanismen wird eine nachhaltige Bewirtschaftung und Schutzmaßnahmen in Fischteichen leiten“, sagt Biologe Dr. Cihelio Alves Amorim, Hauptautor der Studie. „So könnte etwa eine einfache Reduktion der intensiven Nutzung von Fischfutter und Düngemitteln sowie die Förderung großer Krebstiere (> 1 mm) die Wasserqualität verbessern und eine hohe Biodiversität in diesen Teichen erhalten – wie auch frühere Studien im Waldviertel gezeigt haben.“
Nachhaltige Teichbewirtschaftung
Die Waldviertler Teiche sind seit dem 13. Jahrhundert ein prägendes Element der Region. Mit mehr als 400 Tonnen Ertrag pro Jahr dienen sie der extensiven Karpfenproduktion, sind Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zur regionalen Klimaregulierung.
Diese vielfältigen Funktionen lassen sich auch künftig sichern, wenn Bewirtschaftung und ökologische Rahmenbedingungen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. Das Forschungsprojekt „TeichFit“ liefert dafür eine fundierte wissenschaftliche Grundlage und zeigt Wege auf, wie Biodiversität und regionale Wertschöpfung nachhaltig miteinander verbunden werden können.
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