04.05.2016

Bei diesem Alumni-Visit durften wir das stillgelegte Atomkraftwerk Zwentendorf besichtigen.

Bei einer Führung im nie in Betrieb gesetzten Atomkraftwerk fühlten sich unsere Alumni wie bei einer Zeitreise in die späten 1970er Jahre. Nur ein Knopfdruck hätte genügt und das Atomkraftwerk hätte in Betrieb gehen können.

1971 fällt der Startschuss für den Bau des Atomkraftwerks Zwentendorf. Damals geht man in Österreich sogar von insgesamt drei Kraftwerken aus, die später einmal den Energiebedarf decken sollen. Doch der Protest gegen Zwentendorf wird immer lauter und so kommt es 1978 zur ersten Volksabstimmung. Bundeskanzler Kreisky verknüpfte ein "Ja" mit seinem Verbleib in der Politik. Es wurde ein sehr knappes "Nein" (50,4 Prozent). Kreisky blieb, das AKW Zwentendorf war Geschichte. 

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200 Techniker verloren plötzlich Ihre Arbeitsstätte, an der man 4 Jahre gebaut und Kosten von insgesamt einer Milliarde Euro verursacht hatte. Bis 1985 hielt man den Bau „warm“, in der Hoffnung, dass sich die Politik vielleicht doch über den Volksentscheid hinwegsetzt. Mit Tschernobyl platzte dieser Traum endgültig. Seit 2005 gehört das AKW der EVN.

Bei unserer Führung ging es - nach einem kurzen Film - in die Schaltwarte, die aus der Kulisse früher "Raumschiff Enterprise"-Serien stammen könnte. Kleine Monitore von Grundig, eine Wand an Schaltern, Warnleuchten, Druckanzeigen sowie Telefone. Eines davon mit rotem Hörer. Das war die direkte Leitung ins Bundeskanzleramt. Auf dem Tisch liegen noch die Schichtbücher der vergangenen Jahre, ein anderes zeigt Wartungseinträge aus dem Jahr 1977. Man sieht sogar noch die Schutzkleidung und Unterwäsche der Arbeiter. Die auffällige Farbe sollte daran erinnern, kontaminierte Kleidung nach der Arbeit auszuziehen. Auf insgesamt 39 Meter Höhe befindet sich die Reaktorhalle mit der Brennelement-Wechselmaschine und das Flutbecken mit Blick auf das Brennelement-Lagerbecken. Dieses dient als Kühlung für abgebrannte Brennelemente. Durch eine Montageöffnung gelangt man auf einer Höhe von 27 Metern in den Sicherheitsbehälter. Hier kann austretender Dampf und Kühlwasser zurückgehalten werden. Sehr beeindruckend war der Steuerantriebsraum, das technische Herzstück. Der Reaktorboden befindet sich direkt darüber. Die Temperatur würde hier 215 Grad Celsius betragen.

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"Das AKW wieder in Betrieb nehmen?" das ist nicht mehr möglich. Einerseits, weil es Ersatzteillager für andere Kraftwerke ist , etwa zehn Prozent der Anlage fehlen bereits. Andererseits wurde für die Führungen eine Tür in die Kondensationskammer des Reaktors geschnitten.

Die EVN hat in den vergangenen Jahren im Atomkraftwerk in Zwentendorf einen weltweit einzigartigen Schulungsreaktor eingerichtet. Dort können in einem strahlungsfreien Umfeld Wartungs- und Montagearbeiten gefahrlos geübt werden. Darüber hinaus hat die EVN gemeinsam mit dem Land Niederösterreich eine große Fotovoltaikanlage auf dem Areal des AKWs in Betrieb genommen. 

Wir möchten uns bei unserem Alumni-Club-Mitglied DI Gerald Rücker, MSc ganz herzlich für diesen interessanten und informativen Nachmittag bedanken. Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Der nächste Alumni-Visit findet Anfang Juli bei der LINZ AG statt.

Fotos von der Führung

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