25.02.2016

Alumni-Club der Donau-Universität Krems diskutierte Grüne Mobilität.

Elektromotoren, selbstfahrende Autos und Smart Cities – Wie die Mobilität der Zukunft aussieht, diskutierten VerkehrsexpertInnen bei der Blue Hour des Alumni-Clubs der Donau-Universität Krems am 24. Februar im Leopold Museum in Wien. Fazit: Wir haben es selbst in der Hand, wie grün der Verkehr sein wird. 

Beherrschend in der Debatte über die künftige Mobilität ist das E-Auto, das zeigte die Blue Hour-Diskussion. Seine Vorzüge, so Günther Brauner, em. Professor an der Technischen Universität Wien, werde es nicht allein in der Stadt, sondern vor allem im suburbanen Raum, also in den Vororten der Metropolen ausspielen. Dort könne es auch autonom fahren, zum Beispiel als Zubringer zum nächsten Bahnhof. Im Fernverkehr werde Reichweite eine Herausforderung, dort brauche man Schnellladung oder das Hybridauto. "Uns fehlt das preiswerte Nahverkehrsauto", so Brauner, das müsse kommen. Autonomes Fahren habe noch große Hürden wie die Sicherheit zu nehmen, denn die Software muss alle Streckenbedingungen bewältigen. Aber, so Brauner, das autonome Fahren werde kommen, vor allem im suburbanen Bereich.
"In Sachen E-Mobilität", so Ewald Redl, Kaufmännischer Leiter ELLA AG, Hersteller von Schnell-Ladestationen für Elektroautos, „sind wir am Stand der konventionellen Automobilität wie in den 60er Jahren. Aber das Entwicklungstempo ist enorm.“ Hürden sind laut Redl die Vereinheitlichungen von Steckern und Ladesäulen, ebenso müssten sich Bezahlmöglichkeiten verbessern. Die Marktentwicklung werde ein Überangebot mit sich bringen, Tankstellenbetreiber würden bald in den Markt einsteigen. Der Unterschied zu Tankstellen werde sich aus dem E-Tanken als Nebenleistung oder als Hauptangebot ergeben. E-Tankstellen, so Redl, werde es an vielen Plätzen geben, bei Parkplätzen oder Hotels. E-Mobilität habe jedenfalls als Teilmobilität gute Zukunftschancen, resümiert Redl.

Das E-Auto hat auch für Peter Wiederkehr vom Umweltministerium Zukunft, er sieht im Zentrum aber die Frage: welche Mobilität wollen die Menschen eigentlich. Wichtig seien die Herausforderungen der Nachhaltigkeit, die Frage des Ressourcenverbrauchs und die Frage des Klimawandels. Technologie werde uns helfen, aber die Probleme nicht lösen. Dazu braucht es die Menschen. Um zu wissen, welche Mobilität ankomme und wie neue Technologien genützt würden, hat das Umweltministerium Modellregionen ins Leben gerufen, um Erfahrungen zu sammeln. In Vorarlberg sei E-Mobilität alltagstauglich, so Wiederkehr, Wien brauche angesichts der Pendlerströme aber massentaugliche Verkehrsmittel wie die Schnellbahn. Wie wichtig Erfahrungen sind, zeige auch das Beispiel Tesla, erst mit deren Fahrzeugen sei die Skepsis gegen E-Autos gesunken, wenngleich es nach wie vor große Widerstände gegen E-Mobilität gebe, so Wiederkehr. Menschen sollten die Möglichkeit haben, Mobilität selbst zu gestalten, als Umweltministerium setze man neben E-Mobilität auch auf das Fahrrad und das Zu-Fuß-Gehen. Paradigmenwechsel der Mobilität ergeben sich aber letztlich aus den Interessen der Menschen und ihren Vorstellungen. Wir haben es in der Hand, wie wir konsumieren und welche Emissionen Verkehr nach sich ziehe. Hier seien Anreize wichtig, nicht Verbote.


Dass es auf den Menschen und damit auf die soziale Dimension ankomme, bestätigte Bente Knoll. Sie beschäftigt sich in ihrem Büro mit Gender- und Diversityaspekten in der Mobilität. Wie die Zukunft der Mobilität in dreißig Jahren aussieht, ließe sich angesichts der Geschwindigkeit der digitalen Revolution schwer sagen, nur so viel: sie werde gänzlich anders als heute aussehen. Im Mittelpunkt werde die Frage stehen, welche Verkehrsmittel nütze ich, um ans Ziel zu kommen, nicht, wie komme ich mit dem Auto dorthin. Für die Planung der Mobilität werde es wichtiger, auch den Güterverkehr, der sich etwa aus den zunehmenden online-Käufen ergebe, mitzudenken. Der Mensch in seiner Vielfalt und als Nutzer muss im Mittelpunkt stehen, so Knoll. Wenn wir über Ladestationen nachdenken, müssten wir Nutzungsansprüche mitdenken. Mobilitätsverhalten differiere beispielsweise, ob ich allein oder mit anderen, etwa Kindern unterwegs bin. Ein Lösungsansatz in der Analyse seien da Wegeketten. Die soziale Perspektive wird uns also künftig mehr beschäftigen, so Knoll. Wenn wird in die Zukunft der Mobilität schauen, werde sie nicht ohne nachhaltige Entwicklung von statten gehen können. Die soziale Dimension sei dabei wichtig, ohne sie komme Technik nicht im Leben an, so die Mobilitätsforscherin abschließend.


Moderiert wurde die Veranstaltung von Andrea Lehky, Redakteurin der Tageszeitung "Die Presse".

Die nächste "Blue Hour" findet am 20. April 2016 zum Thema "Regenerieren statt Reparieren" statt. 

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