21.09.2017

Die digitale Wende beherrschte den Alumni-Tag 2017 an der Donau-Universität Krems. Mehr als 100 AbsolventInnen der Universität für Weiterbildung nutzten den Besuch ihrer Alma Mater am 17. September zum Austausch mit Alumni und ExpertInnen aus Wirtschaft, Bildung und Journalismus über die digitale Transformation. Univ.-Prof. Peter Parycek, Experte für E-Government, skizzierte in seiner Keynote Handlungsanleitungen für Unternehmen und ManagerInnen, mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung in Wirtschaft und Verwaltung umzugehen. Den Nutzen und die Risiken von Big Data diskutierte eine ExpertInnenrunde bei der Blue Hour, seitens der Donau-Universität Krems strich Urheberrechtsexperte Univ.-Prof. Clemens Appl die Auswirkungen auf persönliche Daten hervor.

Transformation und Innovation zeichnen auch die Donau‑Universität Krems

In seiner Begrüßung ermutigte der Rektor der Donau-Universität Krems, Friedrich Faulhammer, zu einem konstruktiven und sachlichen Umgang mit dem Thema Digitalisierung. Vielfach, so Faulhammer, stünden in der Debatte zu innovativen Technologien zunächst die Risiken. Ob die Chancen der digitalen Transformation genützt oder versäumt werden, liege an der kritisch‑reflektierten Auseinandersetzung. Transformation und Innovation zeichnen auch die Donau‑Universität Krems, als einzige öffentliche Universität für Weiterbildung im deutschsprachigen Raum, aus, so Faulhammer, der die Donau‑Universität Krems als Modell einer innovativen und transformierenden Idee, der lebensbegleitenden Weiterbildung bezeichnete.

Kombination von Mensch und Algorithmus

Peter Parycek, Universitätsprofessor für E-Governance an der Donau-Universität Krems und seit Juli zusätzlich Leiter des Kompetenzzentrums "Öffentliche IT" am Fraunhofer-Institut in Berlin, skizzierte in seiner Keynote die digitale Transformation in Wirtschaft und Verwaltung. Digitalisierung sei in Wellen in der Gesellschaft angekommen, so Parycek. Die Informationsvernetzung begann vor rund 25 Jahren, die zweite Welle war gekennzeichnet durch das Entstehen der sozialen Medien und nun komme mit der Vernetzung der Objekte die dritte Welle. Datenmengen seien dabei exponentiell gewachsen. So entstehe nun „Stress“ in der Gesellschaft über die Auswirkungen der Technologie- und Datennutzung, Stichwort Wegfall von Arbeitsplätzen durch Roboter. Daneben gebe es aber auch viele positive Forschungsergebnisse, die einen Zuwachs an qualifizierten Stellen prognostizieren. Im Umgang mit der Digitalisierung gab Parycek Organisationen die Empfehlung, die Auswirkungen auf Geschäftsmodell und Einnahmsquellen zu analysieren, weiters auf die Prozesse im Unternehmen und die grundsätzliche Frage, wie organisiere ich mich. Chief Digital Officers sollten dabei die klassische IT und die Anwendbarkeit digitaler Technologien im Auge haben, die optimale Organisation menschlicher Kreativität und Innovationskraft mit Hilfe von Technologie sowie rechtlichen Rahmenbedingungen und drittens, welche Daten im Unternehmen vorhanden seien, wie sie genützt und anonymisiert werden können. Die zentrale Frage für Organisationen, so Parycek, sei daher jene nach der idealen Kombination von Mensch und Algorithmus.

Die helle und dunkle Seite von Big Data

Parycek war auch Teilnehmer an der abendlichen, von Presse-Redakteurin Andrea Lehky moderierten Diskussionsrunde "Blue Hour" zu Hoffnung und Herausforderungen von Big Data. Neben ihm beleuchteten Clemens Appl, Universitätsprofessor für Internationales, Europäisches und Österreichisches Urheberrecht - Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen an der Donau-Universität Krems, Lisa Stadler, Head of Audience & Traffic Management bei der Tageszeitung Der Standard und Gerhard Rettenegger, ORF-Redakteur und Journalistentrainer die helle und dunkle Seite der Nutzung großer Datenmengen. Auf der einen Seite, so die Diskussionsrunde, gebe es einen Zugewinn an Analysemöglichkeiten. So verfüge der Journalismus über zahlreiche neue Möglichkeiten einer tiefgehenden oder die Bedürfnisse der LeserInnenschaft gezielt treffenden Berichterstattung zum Beispiel durch Datenjournalismus oder die Analyse von Traffic und Userverhaltens. Die öffentliche Verwaltung profitiere beispielsweise durch die Auswertung spezifischer Daten, so würden laut Peter Parycek immer öfter Data Science Teams eingerichtet, die der Politik daten- und somit evidenzbasierte Entscheidungsgrundlagen liefern können. Auf der dunklen Seite von Big Data würden aber andererseits viele Missbrauchsmöglichkeiten eröffnet. Clemens Appl appellierte hier an die Eigenverantwortung im Umgang mit persönlichen Daten. Herausforderung sei unter anderem die zunehmende Möglichkeit, anonyme Daten, die Unternehmen legal handeln dürfen, zu deanonymisieren. Studien in den USA, so Parycek, zeigten Re-Identifikationsraten von bis zu 80 Prozent, wenn Daten mit persönlichen Nutzerprofilen kombiniert werden. Problem im Journalismus sei, dass – Beispiel USA – nur noch die Clickrate von Artikeln zähle, womit Absender emotionaler und tendenziöser Botschaften im Vorteil und objektiver, ausgewogener Journalismus im Nachteil wären.

Gallery Walk, Roboter und Showact

Beim Gallery Walk, vergleichbar dem Spaziergang durch ein Museum, konnten sich die Alumni in Aspekte der Digitalisierung für Karriere, Organisationen und das Berufsleben vertiefen. Roboter Pepper Milli Pepper informierte über das Programm und gab so einen Vorgeschmack auf die digitale Zukunft. Mit einem Showact der "The Flying Schnörtzenbrekkers", Buffet und Musik ist der 11. Alumni-Tag ausgeklungen.

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