02.05.2018

Gesunde Personen empfinden nach einer Nachtschicht die gleichen Kältereize um fast ein Drittel schmerzhafter als vor der Nachtschicht. Nach einer Erholungsnacht normalisiert sich das Schmerzempfinden wieder. Diese wechselseitige Beziehung von Schlaf und Schmerz kann bei der Chronifizierung von Schmerzen eine relevante Rolle spielen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems, die die Schmerzempfindlichkeit von NachtschichtarbeiterInnen mit Hilfe von Schmerzreizen getestet hat.

Schmerzen werden vom Körper als Warnsignal eingesetzt, um den Körper vor Verletzungen zu schützen. Wie stark Menschen den Schmerz empfinden, hängt allerdings von vielen Faktoren ab: Füge ich mir den Schmerz selbst zu oder wird er mir von einer anderen Person zugefügt. Verbinde ich das Schmerzgefühl mit einem angenehmen Gefühl, wie bei einer Massage oder mit einem unangenehmen Gefühl. Das Schmerzempfinden wird auch von psychischen Faktoren gesteuert, wie der Stimmung und dem Schmerzgedächtnis.

Eine neue Studie vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems, in Kooperation mit dem Department für Neurologie der Universitätsklinik St. Pölten, liefert Hinweise, dass auch Schlafentzug einen Einfluss auf unser Schmerzempfinden hat.

Schmerz um ein Drittel stärker wahrgenommen
Die Studie untersuchte das Schmerzempfinden vom Pflegepersonal der Universitätsklinik St. Pölten vor und nach der Nachtschicht. Nach der Nachtschicht waren die Personen deutlich schmerzempfindlicher, der gleiche Schmerzreiz wurde um fast 30 Prozent stärker eingestuft als im ausgeruhten Zustand. Nach einer Erholungsnacht normalisierte sich die Schmerzempfindlichkeit wieder.

„Wovon die gesteigerte Schmerzempfindlichkeit abhängt, von der Müdigkeit, von der Stimmung oder von einer reduzierten Schmerzhemmung, ist noch unklar“, so Univ.-Prof. Dr. med. univ. Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems.

Feststellung der Schmerzschwellen
Die Schmerzschwelle und das Schmerzempfinden wurden mit Hilfe von „Schmerzreizen“ getestet. Dafür wurde eine Thermode auf den Handrücken der ProbandInnen befestigt. Eine Thermode ist ein Reizgerät welches Hitze- und Kältereize abgibt. Um die Schmerzschwelle der ProbandInnen festzustellen, korrigiert die Thermode die Temperatur nach unten. Das Experiment startete bei 32°C Grad und die Temperatur sank jede Sekunde um 1°C Grad. Wenn die ProbandInnen den Schmerz als unangenehm empfanden, stoppten sie den Versuch indem sie auf einen Knopf drückten. Im Zweiten Experiment mussten die Probandinnen einen konstanten Kältereiz auf einer Skala von 0 (nicht schmerzhaft) bis 100 (maximal vorstellbarere Schmerz) bewerten.

Suche nach weiteren Faktoren
Diese Studie ist ein weiterer Hinweis für die bilaterale Beziehung zwischen Schmerz und Schlaf. „Es ist wie ein Kreislauf, der sich gegenseitig aufrechterhält. Der Schlaf wird durch Schmerzen gestört und Schlafentzug macht die Menschen schmerzempfindlicher. Weitere Studien werden zeigen, welche weitere Faktoren das Schmerzempfinden beeinflussen und ob Nachtschichtarbeit ein möglicher Chronifizierungsfaktor von Schmerzen darstellt“, so Christoph Pieh, der Leiter der Studie.

Publikation: Pieh, C.; Jank, R.; Waiß, C.; Pfeifer, C.; Probst, T.; Lahmann, C.; Oberndorfer (Mai 2018): Night-shift work increases cold pain perception. In: Sleep Medicine: Vol. 54, S. 74-79.

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