16.03.2018

Wie gestaltet sich Arbeit in der Zukunft, die von Digitalisierung auf der einen Seite und Klimawandel sowie globaler Ungleichheit auf der anderen Seite geprägt ist? Dieser Frage ging das siebente Symposion Dürnstein nach, das heuer von 8. bis 10. März auf Stift Dürnstein stattfand. Die Donau-Universität Krems war als Kooperationspartnerin und Mit-Herausgeberin des Tagungsbandes in der inhaltlichen Planung und Ausrichtung engagiert.

Anlässlich der Eröffnung des Symposions forderte der Autor und Historiker Dr. Philipp Blom in seinem Vortrag zum Thema „No future? Über Zukunftsveweigerung und ihre Folgen?“ dazu auf, die Zukunft mitzugestalten, statt einfach abzuwarten.

Das Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems brachte im Rahmen des Symposions insbesondere zwei Schwerpunkte ein: Die Herausforderungen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt sowie die Auswirkungen globaler Ungleichheit auf Migrationsbewegungen.

Chancen der Digitalisierung
Unter der Leitung von Univ.-Prof.em. Dr. Gudrun Biffl, Migrationsexpertin an der Donau-Universität Krems, diskutierte am Freitag eine Runde von ExpertInnen aus Wirtschaft, Verwaltung, Gewerkschaft und Wissenschaft die Chancen der zunehmenden Digitalisierung. Im Fokus standen dabei die rasanten technologischen Entwicklungen sowie der Mangel an Fachkräften, um die sich die  Volkswirtschaften konkurrenzieren, so Univ.-Prof. em. Hermann Kopetz von der TU Wien.  Wichtig sei es, immer wieder die Verteilungsfrage zu stellen, forderte Dr. René Schindler von der Gewerkschaft PRO-GE. Dazu müsse man eingreifen und steuern – auch im Bereich der Forschung, denn diese fände derzeit vor allem dort statt, wo entsprechende Renditen erwartet werden.

Polarisierung der Gesellschaft
Mag. Michael Wiesmüller aus dem BMVIT zeigte in seinem Beitrag, dass die aktuellen Entwicklungen auf eine Polarisierung in sehr hohe und sehr niedrig Qualifizierte hinausliefen. Dabei sei auch die Politik gefragt, insbesondere in Bezug auf die Mitte der Gesellschaft.

Univ.-Prof. Dr. Mathias Czaika, der Leiter des Departments für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems, belegte in seinem Vortrag anhand von empirischen Daten, dass der Anteil der Weltbevölkerung in „extremer Armut“ in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich abgenommen habe: Der Anteil derer, die unterhalb der international definierten Einkommensgrenze von 1,90 US Dollar pro Tag leben, sank demnach von rund 40 Prozent auf 10 Prozent (Quelle Weltbank 2015).

Zusammenhang von Entwicklung und Migration
Empirisch untermauern konnte Mathias Czaika auch die These, dass internationale Migration bei Entwicklungsfortschritten eher zu- als abnimmt. Die höchsten Abwanderungsraten haben demnach nicht die Länder, in denen noch absolute Armut herrsche, sondern sogenannte „aufstrebende Volkswirtschaften“. Daneben gebe es jedoch auch andere Fluchtbewegungen, beispielsweise aus Syrien, Eritrea oder dem Sudan, die andere Ursachen hätten – vom Klimawandel bis hin zu Krieg und Vertreibung.

In der folgenden Podiumsdiskussion ging es wiederum um Verteilungsfragen. Mathias Czaika wies darauf hin, dass nicht nur die Einkommensunterschiede zwischen Nord und Süd, sondern die sich vergrößernde Ungleichheit innerhalb der Gesellschaften der Länder des Südens von Bedeutung sei.

Sicherung des gerechten Zugangs zu Ressourcen
Phänomene wie Landnahme durch meist internationale Investoren, die von der ugandischen Vertreterin der internationalen Organisation FIAN, Rehema B. Namaganda, zuvor beschrieben worden waren, „rufen nach einer starken nationalen und internationalen rechtlichen Rahmensetzung zur Sicherheit eines gerechten Zugangs zu den Ressourcen und einer menschenwürdigen Gestaltung der Lebensbedingungen“, betonte Mathias Czaika.

Das nächste Symposion Dürnstein findet von 7. bis 9. März 2019 zum Thema „Demokratie in der Krise? Die schlechteste aller Staatsformen, abgesehen von allen anderen“ statt.

Rückfragen

Mag. Michael Fasching, Bakk.

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