Den Fragen, ob das „Ich“ in der Führung ausgedient habe und wie Entscheidungsprozesse neu aufgesetzt werden können, gingen Birgit Feldhusen, Günther Kainz, Laura Leyser, Manfred Litzlbauer und Gerald Mitterer in der Blue Hour des Alumni-Clubs der Donau-Universität Krems am 30. Jänner im Wiener Leopold Museum nach.
Die thematische Hinführung übernahm Pamina Haussecker, MPP, die auch die Diskussion leitete. In ihrem Impulsvortrag umriss Dr. Birgit Feldhusen, Department für Wirtschafts- und Managementwissenschaften der Donau-Universität Krems, wie die komplexe, dynamische Umwelt es Führungskräften fast unmöglich mache, noch alleine den Überblick zu bewahren und verwies auf die von Dirk Baecker postulierte „postheroische Führung“. Ein weiterer Fokus ihres Inputs lag auf der kollektiven Intelligenz. So zeigten Untersuchungen, dass bei Teams die Intelligenz der Individuen fast keine Rolle spiele. Gute Teams würden entstehen, wenn eine hohe Begegnungsqualität innerhalb des Teams und eine ausgeglichene Redezeit vorhanden waren. Was macht demnach eine gute Führungskraft aus? Diese sollte ein „charismatic connector“, eine Persönlichkeit, die Menschen produktiv zusammenbringen kann, sein.
Jeder Situation ihre Führungsform
Ing. Dr. Manfred Litzlbauer, MAS, MBA, Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich – Telekom GmbH, unterstrich, dass ein Transformationsprozess anders geleitet werden müsse als eine Krisensituation. Seiner Ansicht nach bestehe kein Unterschied bei der kooperativen Führung zwischen Non-Profit-Organisationen und der klassischen Wirtschaft, weil es immer ein dahinterliegendes „Ich will… (etwas verändern)“ gäbe. Und ein „Ich will“ gehe nicht ohne ein Ich. Ein zweiter wichtiger Pfeiler sei das Vertrauen in die Organisation, welches durch viele kleine Schritte erlangt werden könne.
Keine Angst vor Fehlern
MMag. Laura Leyser, MSc, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen, ist es wichtig, ein Unternehmen zu verstehen und sucht deshalb das direkte Gespräch mit den Menschen. Sie gab zu bedenken, dass MitarbeiterInnen nur dann Verantwortung übernähmen, wenn es eine offene Fehlerkultur gäbe, bei der Fehler als Lerngelegenheit wahrgenommen würden.
Partizipation und Struktur kein Widerspruch
Dr. Gerald Mitterer, Catalyst und Mitbegründer von dwarfs & Giants, warf die Frage auf, was mit Führung assoziiert wird. Oftmals ginge es dabei um Über- bzw. Unterordnung, es bestehe kein Austausch auf Augenhöhe. Mitterer beschäftigte sich mit dem Thema, wie Autorität strukturiert werden kann, um die Potenziale der Menschen zu nützen. Wobei er mit dem Missverständnis aufräumte, partizipative Prozesse wären strukturlos oder ohne Autorität. Einbindung in Entscheidungsprozesse bedeute für Mitterer vielmehr Verantwortung zu übernehmen, wobei niemand überfordert werden soll.
Passende Struktur statt 08 15
Komplexe Probleme wie der Klimawandel, Digitalisierung oder Automatisierung erforderten dezentrale Entscheidungen, wie MMag. Dr. Günther Kainz, Bakk., Department für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung der Donau-Universität Krems, ausführte. Entscheidungen sollten dort getroffen werden, wo das dafür nötige Wissen ist. Wie viel Führung gebraucht wird, entscheidet eine Organisation idealerweise selbst, statt sich die Struktur nach einer Blaupause zu geben.
Da das umfangreiche Thema in knapp zwei Stunden naturgemäß nicht abschließend behandelt werden konnte, bleibt Interessierten die Möglichkeit den Zertifikatslehrgang Agile Organizations & Collective Leadership an der Donau-Universität Krems zu belegen, der auch im Rahmen eines Professional MBA besucht werden kann. In diesem Lehrgang, geleitet von Birgit Feldhusen, wird den Fragen zeitgemäßer Führung in größerem Umfang nachgegangen.
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