11.01.2019

Informationen zu den Vorhaben des Biodiversitäts-Hubs sowie Vernetzung und interdisziplinärer Austausch von ExpertInnen standen beim Ersten Österreichischen Forum zu Biodiversität & Ökosystemleistungen im Vordergrund. Rund 70 Personen aus unterschiedlichen Bereichen wie Forschung, Verwaltung und NGOs folgten der Einladung des Biodiversitäts-Hubs an der Donau-Universität Krems.

Im September 2017 wurde der Biodiversitäts-Hub, der sich den inter- und transdisziplinären Aktivitäten im Bereich Biodiversität und deren (ökonomischen) Wert für die Gesellschaft beschäftigt, an der Donau-Universität Krems gegründet. Um die Vernetzung der BiodiversitätsakteurInnen in Österreich weiter voranzubringen, fand am 18. Dezember das Erste Österreichische Forum zu Biodiversität & Ökosystemleistungen statt. Die Vizerektorin für Forschung der Donau-Universität Krems, Univ.-Prof. Dr. Viktoria Weber, nahm die Eröffnung der Veranstaltung vor.

Forum im Zeichen der inter- und transdisziplinären Vernetzung
Ein Schwerpunkt des Forums war der Aufbau und die Stärkung des Netzwerk Biodiversität Österreich. Personen aus unterschiedlichen Disziplinen und Tätigkeitsbereichen konnten über den Bedarf eines Netzwerks zur Stärkung der Biodiversität in Österreich und dessen Ausgestaltung diskutieren. Weiters arbeiteten die TeilnehmerInnen gemeinsam an den ersten Schritten und Schwerpunkten für einen Science Plan zu Biodiversität & Ökosystemleistungen, welcher für die nächsten Jahre den entsprechenden Forschungsbedarf aufzeigen und eine stärkere Konzentration der Ressourcen mit einer gemeinsamen Zielrichtung ermöglichen soll.

Biodiversität und Klimaforschung
Dr. Daniela Pauli, Forum Biodiversität Schweiz, stellte die Biodiversitätsstrategie der Schweiz mit den Erfolgsfaktoren, die sich in den letzten 20 Jahren bewährten, vor. Das Netzwerk Biodiversität Österreich war Thema im Beitrag von Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Steiner, Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung, Donau-Universität Krems. Für Dekan Steiner ist die Anbindung der Donau-Universität Krems an die Allianz Nachhaltige Universitäten, das Climate Change Center Austria, den Complexity Science Hub Vienna und die Transdisciplinary Labs wichtig, um Synergieeffekte zu erzielen.

Em. Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, Universität für Bodenkultur Wien, erklärte, wie der Science Plan Klimawandel des Climate Change Centre Austria (CCCA) erstellt wurde. Auch gesellschaftliche Aspekte wie die Abdeckung des Informationsbedarfs und die Erhöhung der Wirksamkeit und Akzeptanz flossen in die Zielsetzung ein. „Wir haben als Community ein Gewicht bekommen, das wir vorher nicht hatten“, so Helga Kromp-Kolb.

Verlust der Biodiversität
Dass im Bereich Biodiversität Handlungsbedarf besteht, betonte Priv.-Doz. Mag. Dr. Franz Essl, Universität Wien. Er warnte davor, dass der globale (und nationale) Biodiversitätsverlust Teil einer breiten Systemkrise sei, deren Ausmaß immer noch unterschätzt werde, und die unabsehbare, aber jedenfalls massive Auswirkungen auf die Menschen haben werde. „Wir reizen die Grenzen des Planeten aus beziehungsweise überschreiten sie – gerade auch im Bereich Biodiversität“, so Franz Essl. Durch den Klimawandel würde der Prozess zudem eine neue Dynamik bekommen, da die beiden Themen eng miteinander verzahnt seien. Wird beispielsweise die Ausbreitung des Borkenkäfers in die Berechnungen mit einbezogen, wären deutlich mehr Fichtenwälder durch den Klimawandel gefährdet. „Es braucht eine Stärkung der Wissensbasis zu Biodiversität – und wir müssen rasch handeln“, hob Essl hervor. Ein Netzwerk für Biodiversität sei jedoch auch nach außen hin wichtig: „Der Politik fehlt der Ansprechpartner im Biodiversitätsbereich in Österreich“, so Essl.

Verbesserung der Datenbasis erforderlich
Auch die Notwendigkeit der Datenmobilisierung und -digitalisierung war Thema von Fachinputs sowie der Diskussionen unter den TeilnehmerInnen. Ein priorisiertes Projekt des Biodiversitäts-Hubs an der Donau-Universität Krems ist der Biodiversitäts-Atlas Österreich, ein Datenmanagementsystem für Biodiversitätsdaten. Auskunft über den aktuellen Umsetzungsstand des Biodiversitäts-Atlas Österreich gab Tanja Lumetsberger, MSc, Donau-Universität Krems. Forumsorganisatorin Andrea Höltl stellte die Kompetenzlandkarte vor, die NachhaltigkeitsexpertInnen Österreichs mit den Schwerpunkten Klima, Biodiversität, Ökosystemleistungen sowie Sicherheits- und Katastrophenforschung besser sichtbar und auffindbar macht und so eine gezieltere Vernetzung ermöglicht. Das Thema der hohen Relevanz der Datenverfügbarkeit vertiefte Mag. Heimo Rainer, Naturhistorisches Museum Wien, in seiner Präsentation über Vernetzung und Kontext von Biodiversitätsdaten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene.

Ökosystemleistungen und die EU-Biodiversitätsstrategie 2020
Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tappeiner, Universität Innsbruck, hielt einen Impuls zum Thema Ökosystemleistungen. Darunter werden Güter und Dienstleistungen verstanden, welche von der Natur erbracht und vom Menschen genutzt werden, um sein Wohlbefinden zu gewährleisten. Durch die Rückkopplung der Naturleistungen mit wirtschaftlichen Kategorien wird der ökonomische Wert einer intakten Umwelt messbar gemacht. Mag. Dr. Martin Götzl, Abteilung Biodiversität und Naturschutz vom Umweltbundesamt, informierte über die Maßnahmen, die Österreich unternimmt, um der Biodiversitätsstrategie 2020 der EU zu entsprechen. Anhand des Erholungspotenzials zeigte er beispielhaft das Konzept der Ökosystemleistungen und die damit verbundenen Herausforderungen auf.

Die zweite Auflage des Österreichischen Forums für Biodiversität und Ökosystemleistungen ist für Dezember 2019 geplant.

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