15.10.2019

Die Jury unter dem Vorsitz von Erhard Busek zeichnete die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot für ihre Leistungen und ihr Engagement für ein neues europäisches Denken und Handeln aus. Zum zehnten Mal wird der Paul Watzlawick-Ehrenring vergeben, mit dem die Ärztekammer für Wien ihre Politik der Offenheit, Toleranz und des Humanismus zum Ausdruck bringt.

Der Namenspate der Ehrung, Paul Watzlawick, war ein großer österreichischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Philosoph und Autor. Die Ehrung versteht sich als Appell, das aktive und konstruktive Gespräch zu suchen und sich für Dialog und Diskurs einzusetzen. Insofern ist die Verleihung an Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, Leiterin des Departments für Europapolitik und Demokratieforschung der Donau-Universität Krems, konsequent. „Paul Watzlawick ist für mich eine Art haptischer Wissenschaftler, immer praktisch und kompakt in seinen Formulierungen und nah bei den Menschen. Vor allem aber ist er für mich ein großer Freidenker, der methodische Grenzen oder Grenzen zwischen Fachbereichen stets lustvoll übersprungen hat“, beschreibt Guérot für sie wesentliche Züge Watzlawicks. Mit ihren Beiträgen in Zeitungen und Zeitschriften sowie ihren Auftritten im Fernsehen und bei Diskussionsveranstaltungen regt sie laufend zum Diskurs an, wie Europa neu gedacht werden kann. Ihr Buch „Warum Europa eine Republik werden muss!“ rief 2016 große Resonanz hervor. „Der neue Bürgerkrieg. Das offene Europa und seine Feinde“ erschien ein Jahr später. In ihren beiden Essays „Wie hältst du’s mit Europa?“ und „Was ist die Nation?“ von 2019 zeichnet sie zum einen die Entwicklung der EU in den drei Jahrzehnten zwischen 1989 und 2019 nach und versucht zum anderen, den Begriff der Nation zu dekonstruieren. In der Begründung der Jury wird Guérot als „mutig, intellektuell, engagiert“ beschrieben, die „das Selbstverständnis ihrer wissenschaftlichen Disziplin verändert, durchbrochen und ausgeweitet“ hat.

Forschung am Puls der Zeit

Den Fokus legt Ulrike Guérot bei ihrer aktuellen Forschung auf die Zukunftsthemen Demokratieentwicklung und Regionalisierung. Die Rolle von Regionalparlamenten und die Zukunft der europäischen Demokratie werden im Forschungsprojekt „Zukunft in EU-ropa und Österreich: Demokratie und Regionen – European Democracy Lab“ behandelt. Dabei bleibt es nicht bei theoretischen wissenschaftlichen Hypothesen, Demokratieentwicklung und Regionalisierung werden auch mit der Sphäre der Realpolitik konfrontiert.

Das Thema Europa bildet den roten Faden in der Arbeit Guérots. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Delors, und leitete das Berliner Büro des European Council on Foreign Relations von 2007 bis 2013. Zudem ist sie Board-Member von European Alternatives (EA), Council Member beim European Council on Foreign Relations (ECFR) und Vorstandsmitglied des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IMK) in Köln.

Über den Paul Watzlawick-Ehrenring

Der Paul Watzlawick-Ehrenring ist für die Ärztekammer für Wien ein Signal für interdisziplinäres Denken und Handeln, für den Dialog zwischen Medizin, Naturwissenschaften, Sozial- und Geisteswissenschaften und ein Bekenntnis zur empathischen Kommunikation. Vor Ulrike Guérot wurden mit dem Ehrenring unter anderem bereits der Wiener Publizist Franz Schuh (2017), der Philosoph Konrad Paul Liessmann (2016), der Autor, Architekturhistoriker und -kritiker Friedrich Achleitner (2011) sowie die deutsche Anglistin, Ägyptologin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (2009) ausgezeichnet.

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