17.09.2020

Dänemark führte von 2011 bis 2012 als einziges Land der Welt eine Fettsteuer ein. Ob diese Steuer sich positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirkt, untersuchte ein internationales Forschungsteam. Die Ergebnisse der Cochrane Übersichtsarbeit zeigen, dass die Bevölkerung zwar weniger Schlagobers oder Faschiertes einkaufte, ein Effekt auf die Ernährungsweise konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen weltweit zu und gelten als große gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts. In Österreich ist ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig oder adipös, ältere Menschen sind mehr betroffen als jüngere und generell steigt der Anteil der adipösen Menschen (vgl. Österreichischer Gesundheitsbericht 2016). Ein zu hoher Konsum von Fett und vor allem gesättigten Fettsäuren wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus.

Daher untersuchte ein internationales Forschungsteam rund um Univ.-Prof. Dr. Stefan K. Lhachimi, MPP, der Universität Bremen in Kooperation mit WissenschafterInnen des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH), der AOK Baden-Württemberg und weiteren internationalen Forschungseinrichtungen die Studienlage zu den Auswirkungen der Besteuerung des Fettgehalts von Lebensmitteln. Die Studie wurde in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlicht.

Attraktivität von ungesunden Nahrungsmittel senken

Dänemark führte bisher als einziges Land von 2011 bis 2012 eine Steuer auf gesättigte Fettsäuren ein. Die zwei eingeschlossenen Studien untersuchten ungefähr 2000 Haushalte in Dänemark und die Verkaufsdaten einer dänischen Supermarktkette (1293 Geschäfte). Eine Studie berichtete, dass der Gesamtfettverbrauch um 41,8 Gramm pro Woche und Person reduziert wurde. In Supermarktfilialen ging der Umsatz von Faschiertem um vier Prozent und der Umsatz von Schlagobers um fast sechs Prozent zurück. Allerdings wurden in den Studien nur Verbrauchszahlen und nicht die tatsächliche individuelle Aufnahme von Fett gemessen. Die Bevölkerung könnte so weniger Fett, mehr Fett oder genauso viel Fett in Form von anderen Lebensmitteln oder bei Restaurantbesuchen gegessen haben.

„Eine Steuer auf besonders fetthaltige Lebensmittel könnte sich positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirken. Die Ergebnisse beruhen allerdings auf einer schlechten Studienlage und weitere solide durchgeführte Studien sind notwendig, um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen. Denn eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist dringend notwendig. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Diabetes. Daher sollten wir ungesunde Lebensmittel so unattraktiv wie möglich machen“, erklärt Mag. Ursula Griebler, PhD MPH, Studienautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Evaluation.

Weitere Studie folgt

„Diese Studie ist die zweite in einer Reihe von drei Cochrane Reviews zum Thema gesundheitliche Effekte von Steuern auf Nahrungsmittel und Getränke. Der nächste Cochrane Review analysiert die Auswirkungen der Besteuerung zuckerhaltiger Getränke in Lebensmitteln. Der Review über die Wirksamkeit einer Zuckersteuer ist bereits publiziert“, so der Erstautor Stefan K. Lhachimi von der Universität Bremen.

Die Studie wurde vom UK Medical Research Council, Scottish Government Chief Scientist Office und dem Cochrane Review Support Programme 2019 finanziert. Die Studie ist kostenfrei zugänglich.

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