25.03.2021

Der Österreichische Biodiversitätsrat, dem mehr als 20 ExpertInnen aus den Bereichen Biodiversität, Landschaftsgestaltung und Naturschutz angehören, sowie führende VertreterInnen der Klimaforschung und der Umweltdachverbände in Österreich, fordern Bundesministerin Leonore Gewessler und mit ihr die gesamte Bundesregierung in einem Offenen Brief auf, der „High Ambition Coalition for Nature and People“ beizutreten, die beim „One Planet Summit“ am 11. Jänner 2021 in Paris präsentiert wurde.

Die „High Ambition Coalition for Nature and People” versteht sich als zwischenstaatliche Gruppe. Unter der Führung von Frankreich, Costa Rica und Großbritannien haben sich mittlerweile über 50 Staaten weltweit angeschlossen, in Europa u.a. Deutschland, die Schweiz, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Italien, Rumänien, die Niederlande und Spanien. Die Koalition setzt sich für eine globale Vereinbarung ein, durch die mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresfläche bis 2030 wirksam unter Schutz gestellt werden sollen, unter Anerkennung der Rechte indigener Völker. Ein dementsprechender Beschluss soll bei der 15. Konferenz der UN-Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD), geplant für Ende Mai 2021 in Kunming (China), erreicht werden.

VertreterInnen der Biodiversitätsforschung, repräsentiert durch den Österreichischen Biodiversitätsrat, sowie KlimaforscherInnen und die Spitzen der Umweltdachverbände fordern Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und die weiteren Mitglieder der Bundesregierung auf, dass Österreich so rasch wie möglich der „High Ambition Coalition for Nature and People“ beitritt und deren Ziele entschlossen umsetzt. Prof. Franz Essl vom Leitungsteam des Biodiversitätsrats: „Dem Beispiel Deutschlands folgend, sollte Österreich dabei einen Beitrag zur Finanzierung von Schutzgebieten in Entwicklungs- und Schwellenländern im Rahmen des ‚Legacy Landscapes-Fonds‘ leisten. Gerade die Pandemie sollte politisch als Wendepunkt in Richtung eines nachhaltigen Gesellschafts-, Wirtschafts- und Finanzsystems innerhalb der planetaren Grenzen genutzt werden.“

Die Corona-Pandemie als Weckruf verstehen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die diese Initiative unterstützen, betonen, dass eine fundamentale Wende in unserer Beziehung zur Natur notwendig sei, um einen katastrophalen Klimawandel zu vermeiden, Arten zu erhalten und Ökosysteme zu sichern. Die Pandemie zeige auf drastische Weise die gefährlichen Folgen, wenn immer mehr natürliche Lebensräume zerstört werden, der Mensch in die Lebensräume der Wildtiere eindringt und sich dadurch das Risiko von Zoonosen erhöht. Gleichzeitig verstärken die Zerstörung von Ökosystemen (u.a. durch Entwaldung) und der Klimawandel einander. Beide beschleunigen die Auslöschung von Arten. Zahlreiche wissenschaftliche Studien empfehlen deshalb, die gegenwärtig geschützten Land- und Meeresgebiete erheblich auszuweiten[1], um in einem integrierten Ansatz sowohl die Ziele des Pariser Weltklimavertrags zu erreichen als auch die beschleunigte Erosion der Biodiversität zu stoppen.[2]

 

UnterzeichnerInnen des Offenen Briefes

1) Prof. Dr. Franz Essl, Prof. Dr. Irmgard Greilhuber, Prof. Dr. Christian Sturmbauer, Prof. Dr. Andreas Tribsch, Prof. Dr. Alice Vadrot, Prof. Dr. Thomas Wrbka, Leitungsteam des Österreichischen Biodiversitätsrates

2) Mag. Thomas Alge, Geschäftsführer Ökobüro - Allianz der Umweltbewegung

3) PD Mag. Dr. Ernst Fürlinger, Research Lab Democracy and Society in Transition, Donau-Universität Krems

4) Prof. Dr. Gottfried Kirchengast, Gründungsdirektor Wegener Center und Sprecher Climate Change Graz, Universität Graz

5) Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, Obfrau des Climate Change Centers Austria

6) Mag. Franz Maier, Präsident Umweltdachverband

7) Prof. Dr. Friedrich Schiemer, Präsident der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft Österreichs

8) Prof. Dr. Gabriel Singer, Universität Innsbruck

9) Prof. Dr. Gerald Steiner, Leiter des Biodiversitäts-Hub der Donau-Universität Krems

10) Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und ehemaliger FWF-Präsident

11) Prof. Dr. Verena Winiwarter, Leiterin der Kommission für interdisziplinäre ökologische Studien der ÖAW


[1] u.a. IPBES Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystems Services (Mai 2019).

[2] https://www.hacfornatureandpeople.org/science-and-reports

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