Im Rahmen der sogenannten „Open Method for Coordination“ wurde eine EU-Expert_innengruppe einberufen und ein Kooperationsrahmen für die Expert_innen der EU-Mitgliedstaaten geboten, um sich mit Fragen des Klimawandels und der Erhaltung des europäischen Kulturerbes zu befassen. Auf Einladung von Christian Hanus, Leiter des Departments für Bauen und Umwelt und ein Mitglied der Arbeitsgruppe, wird die Gruppe vom 28. bis 30. April 2022 zum neunten und letzten Arbeitstreffen an der Universität für Weiterbildung Krems zusammenkommen. Bundesrätin Doris Berger-Grabner wird Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner vertretend die Gruppe offiziell begrüßen.
Mehr als 50 Expert_innen aus 25 EU-Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern arbeiten in der OMC-Gruppe unter der Leitung von Dr. Johanna Leissner (Vorsitz) und der Unterstützung durch die Europäische Kommission (Referat Kulturpolitik), Anne Grady (Head Cultural Heritage Advisor/Principal Officer). Der Schwerpunkt liegt auf der Bestandsaufnahme in den Mitgliedstaaten, wo und wie die Auswirkungen des Klimawandels auf das kulturelle Erbe in die allgemeine Politik eingebunden sind, zudem sollen bestehende Lücken und strukturelle Defizite ermittelt werden. Energiewirksamkeit historischer Gebäude, Gestaltung und Umgestaltung von Kulturlandschaften sowie die Sicherheit des kulturellen Erbes unter extremen klimatischen Bedingungen sind zentrale Themen in Zeiten des Klimawandels. Ziel ist es, diesbezügliche Empfehlungen kontinuierlich auszuloten und den Erfahrungsaustausch zu fördern.
„Die komplexe Herausforderung besteht darin, das europäische Kulturerbe in einer angemessenen und dauerhaften Form nutzbar zu halten, obwohl Einflüsse des Klimawandels unvermeidlich sind, und seine Eigenschaften und Werte zu bewahren. Wir freuen uns sehr über die Möglichkeit, unsere Expertise aus entsprechenden Forschungsaktivitäten einbringen zu können. Der Arbeitsbesuch der OMC-Gruppe in Krems ist für uns alle eine große Ehre“, sagt Univ.-Prof. Dipl.Arch.ETH Dr. Christian Hanus.
Aufgaben der Arbeitsgruppe „Kulturerbe und Klimawandel“
Expert_innen, nominiert von Kulturministerien, Kultur- und Forschungsinstitutionen der EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegens, der Schweiz und Islands, tauschen sich in einer im Rahmen des EU-Arbeitsplans für Kultur 2019–2022 eingerichteten Arbeitsgruppe in Krems aus, um Best-Practice-Beispiele und innovative Maßnahmen zum Schutz des materiellen und immateriellen Kulturerbes in Bezug auf den Klimawandel gemeinsam zu ermitteln. Diskutiert werden die aktuellen sowie künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf das kulturelle Erbe – einschließlich der Kulturlandschaften – und geeignete Schutzmaßnahmen. Die OMC-Gruppe konzentriert sich bei ihrer Arbeit auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit des kulturellen Erbes angesichts einer sich verändernden Umwelt mit dem Ziel der Vermeidung von Fehlanpassungen.
An die Bestandsaufnahme schließt sich die Erstellung eines Berichts durch die Mitglieder der OMC an. Dieser enthält Vorschläge für künftige Forschungsarbeiten, Empfehlungen für die Vorsorge, den Aufbau von Kapazitäten und die Verringerung von Risiken bei Katastrophen sowie Leitlinien dazu, wie das Kulturerbe zur Verringerung der CO2-Emissionen beitragen kann. „Das kulturelle Erbe ist durch den Klimawandel in einem noch nie dagewesenen Tempo und Ausmaß bedroht. Dennoch wird dem Kulturerbe in den strategischen Klimaanpassungsplänen der meisten europäischen Länder derzeit keine gezielte Aufmerksamkeit zuteil. Die Empfehlungen der OMC-Gruppe sollen daher dazu beitragen, diese Lücke zu schließen“, sagt Dr. Johanna Leissner.
Die Empfehlungen der OMC-Gruppe dienen dazu, die nationalen Behörden in ihren politischen Entscheidungen zu unterstützen und Maßnahmen im Einklang mit den gemeinsamen europäischen Zielen zu fördern. Durch das Aufzeigen der Bedeutung des Schutzes des kulturellen Erbes vor den Auswirkungen des Klimawandels wird die Grundlage für die Planung von Klimaschutzmaßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene geschaffen. „Wir arbeiten hart daran, dass die Empfehlungen der OMC-Gruppe umfassend sind, damit sie effektiv ausgelegt und sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab umgesetzt werden können. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass die Ergebnisse inhaltlich untermauert werden, einschließlich 83 Best-Practice-Fallstudien, die zusammen mit dem Bericht weit verbreitet werden sollen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Anforderungen bei unserem letzten Treffen erfüllen werden“, betont Anne Grady.
Fallstudien und Austausch
In Österreich hat die Erhaltung des kulturellen Erbes als öffentliche Aufgabe traditionell einen hohen Stellenwert. In diesem Zusammenhang werden das Konzept des mobilen Hochwasserschutzes in Krems sowie die komplexen Herausforderungen im Benediktinerstift Melk diskutiert, die zeigen, dass eine welterbekonforme Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft und von Kulturgütern automatisch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gerade diese Beispiele veranschaulichen die besondere Zuwendung des Landes Niederösterreich in der adäquaten und dauerhaften Erhaltung, Nutzung und Entwicklung kulturellen Erbes. Im Rahmen der OMC-Expert_innengruppe erfolgt ein fachlicher Austausch der Verantwortlichen des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport wie auch des Amts der Niederösterreichischen Landesregierung.
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