22.04.2024

Wie verändert sich die Wirkung von Kunst angesichts ihrer digitalen Surrogate und Erweiterungen durch virtual oder augmented reality? Obwohl Kunstmuseen auf der ganzen Welt verstärkt auf digitale Vermittlungs- und Präsentationsformen setzen, ist die medienspezifische Kunsterfahrung noch relativ unerforscht. Das Department für Kunst- und Kulturwissenschaften und das Belvedere Research Center erforschen im FWF-Projekt „Art Experience in the (Post-) Digital Age. { original | digital | virtual }“ genau diese Fragestellungen, der Kick-off war am 17. April 2024.

Walter Benjamin setzte sich bereits in seinem 1936 erschienenen Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ mit dem Materialismus im Kontext der Kunst auseinander. Stellte er damals primär auf die Medien Foto und Film ab, sind die technologischen Möglichkeiten jetzt durch eine erhöhte Immersion oder Interaktivität ungleich tiefgreifender, gerade auch in ihrer Bedeutung für die Rezeption von Kunstwerken. Insbesondere die Zeit der Pandemie verlieh der digitalen Kunstvermittlung einen starken Schub, waren Museen und damit die Originale auf einen Schlag für längere Zeit nicht mehr für das Publikum zugänglich.

Die Rolle des digitalen Bildes

Das neue inter- und transdisziplinäre Projekt „Kunsterfahrung im (Post-) Digitalen Zeitalter {original | digital | virtuell}“ (OrDiV) hat das Ziel, spezifische Wahrnehmungs­qualitäten von Kunstwerken im Original, ihren digitalen Surrogaten sowie digitalen Erweiterungen im virtuellen Raum (augmented und virtual reality) zu beschreiben, zu analysieren und zu differenzieren. Durch den vermehrten Gebrauch digitaler Tools wie Online-Datenbanken, Smartphone-Apps sowie partizipativer Ausstellungs­formate in der Kunstvermittlung, wurde das digitale Bild zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Kunsterlebens. Gerade Kunstmuseen, in denen zumeist visuell erfahrbare Objekte ausgestellt werden, bieten online digitalisierte Werke, virtuelle Besuche, Digitorials und Videotouren an. Das eröffnet den Museen auch ein viel breiteres und vielfältigeres Publikum. Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen in der Produktion, Präsentation und Zirkulation von Kunst scheint es naheliegend, dass sich diese Entwicklungen auch auf die Wahrnehmung von Kunst auswirken. Was all dies für die Art und Weise, wie wir Kunst betrachten und erleben, bedeutet, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Kunsterfahrung und Bildmedialität

Um die Kunsterfahrung im (post-)digitalen Zeitalter besser zu verstehen, ist es daher notwendig, die Betrachtung von Kunstwerken in verschiedenen Medienformaten – original, digital, virtuell – zu vergleichen und zu untersuchen. Mit diesen Ergebnissen wird erforscht, ob es so etwas wie eine medienspezifische Kunsterfahrung gibt. Ausgehend von Walter Benjamins Konzept der Aura wird die Frage der Unterschiede zwischen Bildmedien hinsichtlich der Auseinandersetzung mit Kunstwerken und wie sich etwaige Unterschiede auf Besucher_innen auswirken untersucht.

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen soll ein Mixed-Methods-Ansatz zur Anwendung kommen, indem qualitative und quantitative Methoden wie Eye Tracking, Fragebögen und eine Online-Befragung eingesetzt werden, um die komplexe Beziehung zwischen Kunsterfahrung und Bildmedialität empirisch durch vergleichende Studien zu erfassen. Das Projekt wird von Dr.in Hanna Brinkmann, M. A. geleitet und ist am Zentrum für Kulturen und Technologien des Sammelns des Departments für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Universität für Weiterbildung Krems angesiedelt. Der nationale Forschungspartner ist das Belvedere Research Center in Wien mit Christian Huemer, Ph.D. und Dr.in Johanna Aufreiter.

 

Art Experience in the (Post-) Digital Age. { original | digital | virtual }

Projektzeitraum:                2024–2027
Fördergeber:                     Österreichischer Wissenschaftsfonds FWF
Department:                      Department für Kunst- und Kulturwissenschaften 
                                           
Zentrum für Kulturen und Technologien des Sammelns
Projektverantwortung:     Dr.in Hanna Brinkmann, M.A.

Zum Anfang der Seite