07.03.2016

Krems (kpr). Große Teile der städtischen Bevölkerung Indiens leben in informellen Quartieren ohne Infrastruktur auf engstem Raum unter prekären Umständen. Dennoch bieten diese Siedlungen den Menschen Entwicklungsmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund startete die Donau-Universität Krems Anfang März ein Kooperationsprojekt mit indischen Architektur-Fakultäten, das die Ausbildung zukünftiger ArchitektInnen und StadtplanerInnen in den Fokus nimmt. Ziel: Lebenswerte Wohnquartiere auch für untere Einkommensschichten schaffen.

 

Jedes Jahr verlassen hunderttausende Menschen in Indien ihre Dörfer und ziehen in Großstädte. Ohne Zugang zum teuren formellen Wohnungsmarkt finden sie leistbaren Wohnraum nur in informellen Stadtteilen. Wie durch Stadtplanung soziale Inklusion gelingen und Menschen in diesen Quartieren Entwicklungschancen ausschöpfen können, vermittelt das von der Donau-Universität Krems koordinierten Projekt "Building Inclusive Urban Communities" (BInUCom). Vier indische und drei europäische Universitäten kooperieren, um die Ausbildung von ArchitektInnen und StadtplanerInnen in Indien zu professionalisieren. Studierende sollen befähigt werden, Fragen der Sozialen Inklusion, Nachhaltigkeit und Partizipation erfolgreich in ihre Arbeit mit informellen Stadtquartieren zu integrieren. Gefördert wird dieses Projekt im Rahmen der EU-Erasmus Programmlinie "Capacity Building in Higher Education".

"ArchitektInnen und StadtplanerInnen können beim Umgang mit informellen Siedlungen durchaus richtungsweisend auftreten", sagt etwa Ainsley Lewis, Professor am Kamla Raheja Vidyanidhi Institute of Architecture and Environmental Studies (KRVIA) in Mumbai. "Wenn Stadtverwaltungen diese Siedlungen am liebsten plattwalzen und die dort Wohnenden an den Stadtrand ausquartieren wollen, um Platz für neue Shopping-Center und Luxusbauten zu schaffen, dann können PlanerInnen hier Alternativen aufzeigen, die lebenswerte Wohnquartiere auch für untere Einkommensschichten in der Mitte der Gesellschaft erhalten."

 

Lerneffekte für europäische Partner

Projektleiterin Tania Berger vom Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems betont den Lerneffekt für die europäischen Wissenschaftspartner in diesem Projekt: "Indische Großstädte haben interessante Modelle entwickelt, um bestehende Slums behutsam aufzuwerten und zu verbessern um dadurch billigen Wohnraum für ZuzüglerInnen anbieten zu können, der diesen im Sinne einer 'Willkommensarchitektur' das Fuß-Fassen in einem neuen Umfeld ermöglicht." Parallelen zur derzeitigen Situation mit starkem Flüchtlingszustrom in Europa seien da offenkundig, so Berger.

Ein Kick-Off Workshop zum Kooperationsprojekt fand Mitte Februar an der Donau-Universität Krems statt. Dabei ist es zu einem ersten ExpertInnenaustausch mit den teilnehmenden indischen Projektpartnern gekommen.

Das Projekt "Building Inclusive Urban Communities" (BInUCom)" hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll im Herbst 2018 abgeschlossen werden. Partnereinrichtungen sind neben der Donau-Universität Krems die Universiteit Twente, Niederlande, die Lunds Universitet, Schweden sowie die indischen Hochschulen in Ahmedabad, Coimbatore, Mumbai und Vijayawada.

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