21.01.2022

Starkregen, Muren, Stürme oder auch Waldbrände als Folge des Klimawandels können sich drastisch auf das Kulturerbe auswirken. Wie diese Gefahren konkret aussehen und auf welche Weise Kulturerbestätten oder Kulturlandschaften wie die Wachau davor geschützt werden können, das erforschte das EU-Projekt STRENCH. Die Forscher_innen entwickelten gebrauchsfertige Lösungen wie Gefahrenkarten und ein online WebGIS-Tool, um Einsatzkräften und allen mit Denkmalschutz befassten Expert_innen Daten und Strategien für die Gefahrenabwehr und die rasche Schadensbehebung an die Hand zu geben. Das Projekt STRENCH, an dem sieben EU-Länder beteiligt waren, hat dabei Ergebnisse einer Reihe von Vorgängerprojekten zu den Themen Klimawandel und Erhaltung von durch Naturkatastrophen bedrohtem kulturellen Erbe auf eine neue Stufe gehoben. Mit dabei ist auch eine Satellitenkarte für Extremwetterereignisse.

Als Nachfolgeprojekt des EU-Interreg-Forschungsprojekts „ProteCHt2save“, an dem die Universität für Weiterbildung Krems bereits beteiligt war, zielte STRENCH darauf ab, die Widerstandsfähigkeit des gefährdeten Kulturerbes in einer sich durch den Klimawandel verändernden Umwelt durch vorausschauende, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Koordinierungsmaßnahmen nachhaltig zu stärken. Projektziele waren anwendungstaugliche Lösungen, mit denen die Auswirkungen des Klimawandels auf das gebaute Kulturerbe festgestellt und bewertet sowie Kulturlandschaften wie die Wachau in Österreich, der Plattensee in Ungarn oder die fränkische Schweiz in Deutschland geschützt werden können. Denn die zurzeit stattfindenden klimatischen Veränderungen, so viel zeigen die für STRENCH verwendeten Klimaszenarien bis zum Jahr 2100, wirken sich nachteilig auf das kulturelle Erbe und die Kulturlandschaften Europas aus. Ihre Erhaltung steht angesichts von Extremwetterereignissen und seinen Folgen vor neuen Herausforderungen.

Das Projekt STRENCH zielte daher auf eine Verbesserung der Kapazitäten all jener politischen bzw. behördlichen Entscheidungsinstanzen sowie Einrichtungen im öffentlichen und privaten Sektor, die für die Katastrophenvorsorge und den Schutz von Kulturgütern verantwortlich sind. Darüber hinaus binden die im Projekt erarbeiteten Lösungen Bürger_innen und lokale Gemeinschaften in den Entscheidungsprozess zum Schutz ihres kulturellen Erbes ein. Das Projekt STRENCH schuf damit nicht nur Bewusstsein für vorsorgliche Schutzmaßnahmen, sondern untersuchte auch, wie Online-Tools zur Entscheidungsunterstützung beschaffen sein müssen, damit Risikomanagementstrategien für den Schutz von Kulturerbe und Kulturlandschaften nachhaltig und grenzüberschreitend am besten eingesetzt werden können.

WebGIS-Tool hilft Risiken von Naturkatastrophen zu erkennen

Die Projektergebnisse sind umfassend: von der nachhaltigen Risikomanagementstrategie für das kulturelle Erbe einschließlich Trainingsmaßnahmen, über Gefahrenkarten von Extremereignissen in Mitteleuropa zur Entscheidungsfindung in der Katastrophenvorsorge, bis hin zur Methodik für die Bewertung, wie verletzlich bzw. schadensgefährdet das gebaute Kulturerbe und Kulturlandschaften sind. Für den vorsorglichen Schutz des Kulturerbes entwickelten die Forscher_innen ein WebGIS-Tool, also eine einfach zu bedienende online-Landkarte mit zahlreichen Informationen, mit dem verschiedene Risiken des kulturellen Erbes in Mitteleuropa bewertet werden können. Dieses WebGIS-Tool wurde in den Partnerländern des Projekts Deutschland, Italien, Slowenien, Kroatien, Österreich, Tschechien und Ungarn getestet. Testgebiet in Österreich war die Wachau. Das Tool und seine Methodologie sind für Kulturlandschaften, aber auch historische Parks, Ruinen, verfallene Ortschaften in Küsten- und Bergregionen und auch für bewegliches Kulturgut anwendbar. Tutorials geben eine Gebrauchsanleitung. Das WebGIS-Tool zeigt dabei nicht nur die Gefahren, sondern gibt auch Informationen zu den jeweils besten Maßnahmen je nach Gefahrenschema. Diese Maßnahmen richten sich nicht nur an Fachpersonal. Auch Eigentümer_innen als „Laien“ sollen diese Handlungsanleitungen leicht umsetzen können.

Copernicus liefert Daten

Beim WebGIS-Tool handelt es sich um die Weiterentwicklung einer im Vorgängerprojekt ProteCHt2save entwickelten interaktiven Satellitenkarte des europäischen Erdbeobachtungssatelliten Copernicus, mit deren Hilfe klimatische Entwicklungen und Extremwetterereignisse in ganz Europa dargestellt werden können. Das WebGIS-Tool ist frei und kostenlos für alle verfügbar. Die STRENCH Website gibt einen Überblick über die erarbeiteten Projektergebnisse.

Damit die Anwendung des Web GISTools auch mit Blick auf die Zukunft nachhaltig gut bei den Fachkräften von morgen verankert ist, werden Universitätslehrgänge am Zentrum für Kulturgüterschutz der Universität für Weiterbildung Krems und an Partneruniversitäten das Tool und alle Erkenntnisse aus dem Projekt STRENCH in der Lehre einsetzen.

STRENCHStrengthening resilience of cultural heritage at risk in a changing environment through proactive transnational cooperation

Projektzeitraum:            2020–2022
Fördergeber:                   EU
Förderprogramm:          
Interreg Central Europe

Projektverantwortlich: Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Anna Maria Kaiser

Projektmitarbeit:             Univ.-Prof. Dipl.Arch.ETH Dr. Christian Hanus; Thomas Horak-Thurwachter, BA MA; Raffaela Woller, BA MA

Koordination:                 Institute of Atmospheric Sciences and Climate – National Research Council of Italy (Prof.in Dr.in Alessandra Bonazza)

Zum Anfang der Seite