Forschung und Lehre der Donau-Universität Krems werden an drei Fakultäten mit insgesamt 17 Departments durchgeführt. Mit transdisziplinärem Ansatz liefern sie einen Beitrag zur Lösung aktueller und künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen.

Von Katharina Roll und Rainer Alexander Hauptmann

Von der Digitalisierung aller Lebensbereiche über demographische Veränderungen, ökologische Risiken und ökonomische Disparitäten bis hin zu Migration und Fragen des sozialen Zusammenhalts: Die dynamischen Veränderungen der Gegenwart haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Donau-Universität Krems sieht es als ihre Verantwortung, gesellschaftliche Herausforderungen in den Mittelpunkt von Forschung und Lehre zu rücken. Dabei verknüpft die Donau- Universität Krems unterschiedliche Disziplinen und schlägt Brücken zur Gesellschaft. Lösungen werden demnach nicht nur interdisziplinär, sondern mit Verknüpfung zur Gesellschaft transdisziplinär erarbeitet.

Den drei Fakultäten der Donau-Universität Krems – die Fakultät für Gesundheit und Medizin, die Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung sowie die Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur – kommt dabei die Funktion als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu. In der Befassung mit aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen setzen sie auf einen hohen Wissens- und Kompetenztransfer zwischen den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Vortragenden mit ihrer Expertise aus Wirtschaft und Verwaltung und den Studierenden, von denen mehr als die Hälfte über zehn Jahre Berufserfahrung hat.

Die Beschäftigung mit den Themen und Fragen der Vortragenden und Studierenden findet Eingang in Lehre und Forschung. Das erfordert ein Zusammenspiel verschiedener Fachdisziplinen und die Berücksichtigung vielschichtiger Aspekte. Auch in den Forschungsprojekten beziehen die Fakultäten gezielt Anwendende mit ein: Mit diesem transdisziplinären Ansatz werden Grundlagenforschung, Anwendung, die wissenschaftlichen Disziplinen und die Gesellschaft miteinander in Beziehung gesetzt. Dadurch lassen sich gesellschaftlich robuste und innovative Lösungsansätze entwickeln.

„Gerade in der Medizin ist inter- und transdisziplinäres Denken wichtig.“

Stefan Nehrer

Brücke zur Gesellschaft

„Gerade aufgrund des multidimensionalen Charakters medizinischer Fragestellungen ist inter- und transdisziplinäres Denken wichtig“, hält Dekan Stefan Nehrer für die Fakultät für Gesundheit und Medizin fest. „Sowohl in der Forschung als auch in der Weiterbildung ist die Medizin mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen konfrontiert. Das erfordert Zusammenarbeit über Department- und Fakultätsgrenzen hinweg. Zusätzlich wird Wissen aus thematisch verwandten Feldern wie der Pflege oder des Managements integriert“, so Nehrer.

Seit der Eröffnung der Donau-Universität Krems ist die Medizin, damals als Abteilung für Umwelt- und Medizinische Wissenschaften, thematisch an der Donau-Universität Krems angesiedelt. 2011 wurde die Fakultät für Gesundheit und Medizin eingerichtet. Gebiete wie extrakorporale Blutreinigung, Gewebe- und Organersatz sowie Biotechnologie waren von Beginn an zentrale Themen in Lehre und Forschung. Gerade im Bereich Gewebe- und Organersatz werden unterschiedliche Disziplinen benötigt, wie Biomechanik, Computermodellierungen, Mikrotomographie oder Biochemie. Möglich ist dies durch Kooperationen beispielsweise mit den Hochschulen am Campus Krems oder internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Zusätzlich kooperiert die Fakultät für Gesundheit und Medizin mit Firmen aus dem Pharma- und Medizinbereich sowie Krankenhäusern. Zudem startete an der Fakultät im Jahre 2016 das internationale PhD-Programm Regenerative Medizin. „Unser Ziel ist es, mit den gewonnenen Erkenntnissen die Therapien zu verbessern und dieses Wissen in die Lehre zu transferieren“,  erklärt Stefan Nehrer.

Das Department für Wirtschaft und Gesundheit betrachtet das Gesundheitssystem auch aus volks- und betriebswirtschaftlicher Perspektive. Das Department für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin deckt in Forschung und Lehre alle klinischen Bereiche der Neurowissenschaften ab. Sein besonderes Augenmerk liegt auf Präventionsstrategien von Schlaganfall und Demenz mit dem Ziel, Inzidenzen zu reduzieren und das Gesundheitssystem zu entlasten. Eine hohe gesellschaftliche Relevanz hat zudem das Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation. Während der Covid-19-Pandemie fassten beispielsweise Wissenschafterinnen und Wissenschafter unter anderem im Auftrag der WHO die aktuelle Studienlage zusammen. Innovative Ansätze verfolgt das Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit – geforscht wird hier unter anderem an einer Stress-App, die individuelle Stress-Auslöser erfasst.

Die Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung agiert als Seismograf für gesellschaftliche Veränderungen, wie beispielsweise die demokratische Verfasstheit oder das Verhältnis zur Europäischen Union, Fokus im Department für Europapolitik und Demokratieforschung oder im Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen. Weiterer Brennpunkt: die Digitalisierung als Folge des technologischen Wandels. Eine Antwort darauf ist die Erforschung und Weiterentwicklung von E-Governance durch das Department für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung. Auf ökonomische Aspekte geht die Danube Business School am Department für Wirtschafts- und Managementwissenschaften ein, die neben betriebswirtschaftlichem Wissen auch neue Zugänge zu Organisation und Leadership vermittelt. Die Bedeutung und Wirkungsweise von Medien und des Journalismus wird in einem breiteren Kommunikationskontext vom Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement wissenschaftlich aufbereitet und in der Lehre vermittelt. „Die Fakultät greift gesellschaftlich relevante aktuelle Herausforderungen auf. In den transdisziplinären Labs der Fakultät, den Td-Labs, wird ein komplexes Themenspektrum unter Integration von Praxis- und Wissenschaftswissen erforscht, dazu gehören beispielsweise Biodiversität, Demokratieforschung, nachhaltige digitale Welten, Sicherung der globalen Nahrungsmittelsicherheit sowie nachhaltiger Ressourcenumgang“, so Gerald Steiner, Dekan der Fakultät für Wirtschaft und  Globalisierung.

„Wir befassen uns mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.“

Christian Hanus

Gemeinsam neue Sichtweisen entwickeln

Ihrem transdisziplinären Ansatz folgend setzt sich die Fakultät prototypisch im PhD-Programm „Migration Studies“ mit dem facettenreichen gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkt „Kohäsive und innovative Gesellschaften“ auseinander. Komplexe Interdependenzen und wirtschaftliche sowie rechtliche Implikationen zeigen sich besonders beim Phänomen Migration, dessen eingehender Untersuchung sich ein eigenes Department widmet. „Ein Charakteristikum der Donau-Universität Krems ist das zielorientierte Miteinander von Expertinnen und Experten. Hier begegnen sich Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus den Bereichen Medizin, Recht, Wirtschaft, Kommunikation und Migration in den Gängen und tauschen sich über die Fakultät hinaus zu ihren Projekten aus“, erklärt Gerald Steiner.

Die Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur richtet ihren Fokus unter anderem auf die gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkte „Weiterbildungsforschung“ und „Kulturelles Erbe“. In Zusammenhang mit dem Forschungsschwerpunkt „Kulturelles Erbe“ ist die Bewahrung und Revitalisierung des baukulturellen Erbes ein Forschungsgegenstand, dessen Projekte klassische Querschnittsmaterien betreffen und ebenfalls durch hohe Transdisziplinarität gekennzeichnet sind. Ohne die aktive Einbindung der Bevölkerung blieben die Ergebnisse von HistorikerInnen, ArchitektInnen und KulturwissenschafterInnen weitgehend folgenlos. „Die von der EU geförderten Forschungsprojekte zur nachhaltigen Nutzung des Donauraums als historisch gewachsener Kulturraum führen auch zu internationalen und interkulturellen Kooperationen. Alle Beteiligten profitieren von diesem grenz- und sektorenüberschreitenden Austausch“, resümiert der Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur, Christian Hanus. Die Sicherung des kulturellen Erbes erfordert auch fundierte Kenntnisse der Sammlungswissenschaften. Die Wirkmächtigkeit des Bildes und seine modernen Ausformungen in der Medienkunst erforscht das Department für Bildwissenschaften. Das zur Fakultät gehörende Archiv der Zeitgenossen bereitet die Vorlässe österreichischer Kulturschaffender mit wissenschaftlichen Methoden auf. Weitere Schwerpunkte: Bauen und Sanieren unter ökologischen und energieeffizienten Aspekten sowie die Immobilienwirtschaft. Von den innovativen Anwendungen des Departments für integrierte Sensorsysteme profitieren Departments an allen drei Fakultäten.

Der Forschungsschwerpunkt „Weiterbildungsforschung“ adressiert lebensphasenorientiertes Lernen auch von älteren Menschen, das Management von Wissen, die technologische Unterstützung von Bildungsprozessen, digitale Medienkompetenz sowie E-Learning. Der Wandel zum lebensbegleitenden Lernen und der Internationalisierung der Bildung wird aus einer lernendenzentrierten Perspektive untersucht. „Die flexible Gestaltung der Lehrgänge durch Module und Blended Learning zeichnet dabei das Studieren an allen drei Fakultäten aus. Eine Stärke der Donau-Universität Krems liegt im Aufgreifen aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen. Unsere Forschungs- und Lehraktivitäten richten wir danach aus“, sagt Christian Hanus.

Forschung als Fundament

Die Forschung an der Donau-Universität Krems bildet das Fundament der Universitätslehrgänge und trägt maßgeblich zu deren Qualität und Relevanz bei. Die forschungsgeleitete Lehre verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Anforderungen der Praxis. Forschung bildet damit den entscheidenden Unterschied zwischen wissenschaftlicher Weiterbildung und anderen Formen lebensbegleitenden Lernens. Die qualitative und quantitative Entwicklung der Forschung an der Donau-Universität Krems äußert sich unter anderem durch kontinuierlich steigende Einnahmen aus kompetitiv eingeworbenen Drittmittelprojekten, durch eine wachsende Anzahl an Publikationen in peer-reviewten wissenschaftlichen Fachzeitschriften sowie durch ein Mitwachsen der Forschungsinfrastruktur.

Die 2018 eröffnete Core Facility beispielsweise verleiht der Entwicklung der Forschung eine zusätzliche Dynamik. Diese im Rahmen der NÖ FTI-Strategie geförderte Forschungsinfrastruktur umfasst Laborausstattung State of the Art und ermöglicht eine Erweiterung des biomedizinisch-technischen Methodenspektrums. Genutzt wird sie gemeinsam mit den Partnerinstitutionen, der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und der IMC Fachhochschule Krems.

Nicht nur die medizinische Forschung bewirbt sich in kompetitiven Verfahren um Fördermittel. „Gerade die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschafter werden hauptsächlich durch Forschungsförderungen von EU oder Bund unterstützt. Mit der gezielten Berufung von Professorinnen und Professoren erhöhen wir die Forschungsleistung. Die steigende Anzahl an eingeworbenen Drittmittelprojekten bestätigt unseren erfolgreich eingeschlagenen Kurs“, bilanziert Christian Hanus.

„In den Td-Labs der Fakultät wird ein komplexes Themenspektrum erforscht.“

Gerald Steiner

Nicht nur national, sondern auch auf EU-Ebene ist die Donau-Universität Krems als Forschungseinrichtung sichtbar positioniert. Sie ist beispielsweise derzeit die einzige Universität in Österreich, die drei Erasmus-Mundus-Konsortien koordiniert. „Diese Studiengänge werden von mindestens drei Hochschulen aus drei verschiedenen Erasmus+-Programmländern entwickelt. Dadurch wird eine hohe Internationalität gewährleistet, die den Studierenden neben dem fachlichen Austausch auch wertvolle kulturelle Zugänge vermittelt“, erklärt Gerald Steiner. 2020 gab die Europäische Kommission der Donau-Universität Krems den Zuschlag für das neue Joint-Master-Degree-Programm „Transition, Innovation and Sustainability Environments“. Die beiden bereits zuvor von der Donau-Universität Krems koordinierten „Erasmus Mundus Joint Master Degree“-Programme „Research and Innovation in Higher Education“ (MARIHE) und „Media Arts Cultures“ wurden 2018 verlängert.

Entwicklungsperspektiven

In der wachsenden Bedeutung der universitären Weiterbildung sehen die drei Dekane unisono eine wertvolle Perspektive für die Zukunft ihrer Fakultäten. Mit ihrer lang jährigen Erfahrung und Expertise in der universitären Weiterbildung verfügt die Donau- Universität Krems über sehr gute Voraussetzungen. Die starke Koppelung von Lehre und Forschung mit einer transdisziplinären Arbeitsweise ist ein starkes Fundament, auf dem die Donau-Universität Krems auch in Zukunft Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen erarbeiten wird und dabei auch dem wichtigen Thema Weiterbildung besondere Bedeutung verleiht.


STEFAN NEHRER
Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer ist Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin der Donau- Universität Krems und leitet dort das Department für Gesundheitswissenschaften, Medizin und Forschung.

CHRISTIAN HANUS
Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus ist Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur der Donau-Universität Krems und leitet dort das Department für Bauen und Umwelt.

GERALD STEINER
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Steiner ist Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung der Donau-Universität Krems und leitet das Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement.

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