Knappe Ressourcen in der stetig im Wandel befindenden Bildungslandschaft: Selbstlernpfade als Helfer

 

Ressourcenknappheit ist alltägliches Brot an österreichischen Fachhochschulen und Universitäten. In Abgrenzung zum Beispiel zum anglo-amerikanischen Raum, welcher einem anderen Wirtschaftssystem zu Grunde liegt und damit abweichenden Voraussetzungen in vielen Lebensbereichen (und nicht zuletzt bei der Bildung) verpflichtet ist, stellt sich die Situation hierzulande und vielleicht auch im gesamten deutschsprachigen Raum, grundlegend anders dar. Mangel an Personal, Geld, Infrastruktur etc., kurz an Ressourcen, stellt eher die Regel als die Ausnahme dar und nicht zuletzt betrifft dieses Problem nicht nur das Hochschulsystem, sondern die Bildungslandschaft insgesamt. Ressourcenknappheit sorgt daher dafür, dass sich Wünsche oder Bedürfnisse einer bildungsaffinen Gesellschaft nicht umsetzen lassen. Denn: wünschen kann man sich – bekanntermaßen – ja sehr viel.

In Prozessen der Mikroebene kann sicherlich, bereits vor der Corona-Pandemie, aber durch diese zusätzlich verstärkt in Erscheinung getreten, die fortschreitende Digitalisierung bzw. digitale Transformation an Hochschulen und Universitäten genannt werden. Digitale Kompetenzen gewinnen daher stark an Bedeutung können sicherlich als „future skills“ bezeichnet werden. Der vorliegende Beitrag möchte hier einen praxisnahen Bericht zum Thema E-Learning liefern.

Dürfen wir vorstellen: Die LIKE-Academy!

„LIKE“, das steht an der Universität für Weiterbildung Krems für Lehrinnovation und Kompetenzentwicklung, welches ein kleines Team von Pädagog_innen bzw. Learning Designer_innen mit starkem Hang zur Technik beschreibt – dieses Team ist (neben anderen Aufgaben) am Implementierungsprozess eines neuen Lernmanagementsystems (LMS) beteiligt. Das Konzept der „Academy“ bezeichnet einen begleitenden Teil dieses Projekts, welcher über so genannten asynchrone Lernpfade, also Selbstlernstrecken, das Ziel von digitalem Kompetenzaufbau verfolgt. Hrastinksi (2008) definiert asynchrones Lernen als eine der beiden grundlegenden Arten von E-Learning. Es handelt sich um eine Form des Lehrens und Lernens, bei der die Interaktion zwischen Lehrer und Lernenden oder zwischen Lernenden selbst zeitlich und örtlich versetzt stattfindet. Diese Lernwege haben als Ergänzung zu synchronen Angeboten ein erhebliches Potenzial. Erklärtes Ziel besteht daher darin, die Möglichkeiten solcher Lernwege vollständig auszuschöpfen und jene Faktoren zu identifizieren, die Expert_innen als wirksam erachten, um optimale Lernerfahrungen zu schaffen – und damit der eingangs erwähnten Ressourcenknappheit entgegenzuwirken und digitale Kompetenzen im Bereich der Lehrenden auszubilden und damit letztendlich die Lehre zu verbessern.

Ausgangssituation 

Asynchrone Lernpfade erfreuen sich wachsender Beliebtheit; Probleme ergeben sich in der praktischen Umsetzung vor allem durch ungezielte Vorbereitung und fehlende Strukturierung, was wiederum das Thema der begrenzten Ressourcen induziert. Eine Bereitschaft zur entsprechenden Adaption der Inhalte ist somit essenziell (Fuhrmann et al., 2023), vor allem wenn mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (fachliches Know-How, Zeitressourcen) ein bestmögliches Ergebnis erzielt werden soll (Abbildung des aktuellen Lehrbetriebs im neuen LMS).

Der Posterbeitrag zur LIKE-Academy

Die LIKE-Academy begleitet die bevorstehende Implementierung asynchroner Lernwege als Folge eines digitalen Reorganisationsprozesses der Hochschule. Hierfür wird im Rahmen des Hochschulentwicklungsplans das neue Lernmanagementsystem eingeführt und eine vollständig neue digitale Lernumgebung für Lehrende und Studierende geschaffen. Die Basis soll ein asynchroner Selbstlernkurs bilden, der aus mehreren Lernpfaden besteht. Dieser Selbstlernkurs wird für alle Universitätsmitarbeiter_innen (Personal der Lehre als auch Administration) zugänglich sein, die in den kommenden Semestern ein Studienprogramm über das neue LMS abbilden möchten. Die Umstellung erfolgt kontinuierlich und schrittweise und ist an die Neueinreichung eines Curriculums gebunden.

Die größte Herausforderung bei asynchronen Lernpfaden besteht darin, die Motivation der Lernenden bis zum Abschluss aufrechtzuerhalten und Faktoren zu minimieren, die den Abschluss verhindern können. Ein wichtiger Faktor hierbei ist der bereits erwähnte 'Aha'-Moment, also die spontane Erkenntnis. Ziel der angestrebten Arbeit ist die Entwicklung hin zu einem Modell-Kurs, welcher als Prototyp eines didaktisch, fachlich und gestalterisch optimierten asynchronen Lernpfades dienen soll. Czerwinski und Tasche (2021) haben unter anderem die Motivationsfaktoren für den erfolgreichen Abschluss von Online-Selbstlernkursen untersucht. Bei der Befragung zu diesem Thema ergaben sich als wichtigste Faktoren die Vorteile nachweisbarer Zusatzqualifikationen, die Auswahl der Themen ('spannend', 'aktuell', 'sonst nicht abgedeckt') und die sichtbaren Ergebnisse und Motivation im Kurs, wie regelmäßiges Feedback durch Quizze und Anzeige bereits absolvierter Elemente.

Insgesamt lässt sich daher festhalten, dass ein exzellent gestalteter asynchroner Lernpfad zwar zu Beginn eine große Herausforderung darstellt und sozusagen ein Ressourcenfresser ist, bei gezielter Planung jedoch Kompetenzen schult und damit die Situation von Ressourcenknappheit verbessern kann.

 

 

CV

Martha Wüest, BA BEd MA

  • Universität für Weiterbildung Krems (Martha.Wueest@donau-uni.ac.at); Learning Designerin seit 03/2022
  • Geboren in Wels, Oberösterreich
  • Schulabschluss 2009 (Höhere Lehranstalt für Tourismus in Bad Leonfelden)
  • Studium der Germanistik (BA, MA), 2013-2019 (Universität Wien)
  • Studium Lehramt Deutsch/Geschichte (BEd), seit 2016 (Universität Wien)

 

CV

Magdalena Fuchs, BA MA

  • Universität für Weiterbildung Krems (magdalena.fuchs@donau-uni.ac.at); Learning Designerin seit 08/2023
  • Geboren in Wien
  • Schulabschluss 2005 (Gymnasium, neusprachlicher Zweig)
  • Studium der Sinologie (BA), 2007-2012
  • Studium der Sinologie, Schwerpunkt Unterrichtskompetenz (MA), 2013-2016 (Universität Wien)
  • Studium E-Learning und Wissensmanagement seit 2022 (FH Burgenland)

 

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