18.11.2019

Im Rahmen eines Festakts am 12. November unterzeichnete Rektor Friedrich Faulhammer für die Donau-Universität Krems das Memorandum of Understanding zur Einrichtung der „Schule des Wiederaufbaus“ in Accumoli, Italien. Die von der Donau-Universität Krems koordinierte Schule bündelt die Aktivitäten der universitären Partner aus Italien, Österreich, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Ungarn. Ziel ist der Wiederaufbau der 2016/17 durch ein Erdbeben zerstörten mittelitalienischen Stadt Accumoli. Die Wiederaufbauschule dient darüber hinaus der Forschung sowie der Lehre.

Die Wiederaufbauschule Accumoli „Scuola di Ricostruzione“ vereint zielgerichtet die Expertise der Universität La Sapienza Rom, der Universität Camerino, des Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo, der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität Budapest, der Masaryk-Universität Brünn, der Slowakischen Technischen Universität Bratislava (STU), des Instituts für theoretische und angewandte Mechanik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften sowie des Departments für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems. Ein diesbezügliches Memorandum of Understanding zu den Zielen und Aufgaben der Wiederaufbauschule wurde am 12. November in Accumoli von den Partnern sowie von der Bürgermeisterin Franca D’Angeli und Vizebürgermeister Stefano Petrucci für die Gemeinde Accumoli unterzeichnet. Für die Donau-Universität Krems als Koordinatorin der Wiederaufbauschule unterschrieben ihr Rektor, Mag. Friedrich Faulhammer sowie Univ.-Prof. Dr. Christian Hanus, Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur, das Memorandum of Understanding. Mit der Unterzeichnung wurden die Räume offiziell ihrer Nutzung übergeben. Betrieben wird die Schule von den Partnerinstitutionen in Zusammenarbeit mit den zuständigen politischen und behördlichen Verantwortungsträgern, lokalen Planern und der betroffenen Bevölkerung.

 

Erdbebensichere Holzbaukonstruktion

Auf einer Anhöhe oberhalb der zerstörten Altstadt stellt die Comune di Accumoli in einer neu errichteten, erdbebensicheren Holzbaukonstruktion die Räumlichkeiten der „Scuola di Ricostruzione“ zur Verfügung. Neben der Nutzung für Lehr- und Forschungszwecke der Partnerinstitutionen sind hier auch touristische Aktivitäten geplant. In unmittelbarer Nähe der Schule sollen auch Unterkünfte entstehen, welche die Wiederaufbauschule in ihrer Gesamtfunktionalität unterstützen.

 

Wiederaufbau nach gesamtheitlicher Betrachtung

Nachdem am 24. August 2016 in Mittelitalien die Erde gebebt hatte, verloren fast 300 Menschen in den Gemeinden Accumoli, Amatrice und Arquata del Tronto ihr Leben. Bis ins Jahr 2017 wurde die Region von mehreren schweren Erdbeben heimgesucht.

Die Schäden durch Erdbeben betreffen mehr als nur die offensichtliche Zerstörung der Bausubstanz. Auch ökonomische und ökologische Aktionskreisläufe sowie soziale, kulturelle und religiöse Strukturen sind massiv betroffen. Der Wiederaufbau der Stadt stützt sich auf die Erfahrungen aus dem Erdbeben von Venzone im Jahr 1976. Damals baute der Architekt Roberto Pirzio-Biroli den friulanischen Ort Venzone möglichst getreu seines Ursprungszustandes wieder auf, um den Anschluss an soziale, kulturelle und wirtschaftliche Strukturen zu ermöglichen. Seitens der Stadt Venzone gibt es die Bereitschaftsbekundung, die Wiederaufbauschule Accumoli mit Wissen und Erfahrung zu unterstützen. Pirzio-Biroli steht als Lehrer und Mitarbeiter der Donau-Universität Krems der Wiederaufbauschule in Accumoli zur Verfügung.

 

Transdisziplinärer Zugang und Studierende aus vielen Ländern

Für einen effektiven und nachhaltigen Wiederaufbau erbebenzerstörter Orte müssen die weitreichenden soziokulturellen Zusammenhänge im Gesamtkontext berücksichtigt werden. Durch ihren transdisziplinären Forschungszugang, der Disziplinen, Grundlagenforschung, Anwendung und Gesellschaft verbindet, ist die Donau-Universität Krems bestens auf ihre Aufgaben als Koordinatorin der „Schule des Wiederaufbaus“ vorbereitet. Die beim Wiederaufbau von L’Aquila nach dem Erdbeben im Jahr 2009 gesammelten Erfahrungen fließen in die Arbeit der „Scuola di Ricostruzione“ Accumoli ein. Sie bietet Studierenden des Universitätslehrgangs „Sanierung und Revitalisierung“ der Donau-Universität Krems die Möglichkeit, theoretisches Wissen durch die Praxis vor Ort zu vertiefen und zu ergänzen. Daneben werden künftig Studierende von verschiedenen Universitäten aus mehreren europäischen Ländern an dieser Schule arbeiten. Die Koordination von Lehre und Forschung wurde der Donau-Universität Krems übertragen, sie baut das Lehr- und Forschungsprogramm mit den Partnern der Wiederaufbauschule auf.

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