30.03.2023

Forschungskoordinator_innen von vier Universitäten in Äthiopien und Mosambik trafen sich im März in Krems, um über informelle Siedlungen zu diskutieren. Während des zweiwöchigen Projekttreffens wurden Grundlagen für transdisziplinäre Prozesse mit lokalen und sektoralen Stakeholdern in allen vier Projektregionen gelegt. Das übergeordnete Ziel des GIRT-Projekts ist es, die Lebensbedingungen von Frauen in informellen Siedlungen zu verbessern.

Fast ein Jahr nach dem Start des Projekts GIRT trafen sich die Teamleiter_innen von vier Partneruniversitäten in Äthiopien und Mosambik persönlich in Krems. Das Projekttreffen war in den Monaten zuvor gut vorbereitet worden: Seit Dezember wurden von der Projektkoordinatorin Dipl.-Ing. Dr. Tania Berger vom Cluster „Social space based research in built environment (SPACE)“ am Department für Bauen und Umwelt vier virtuelle Kurzkurse zur qualitativen Befragung organisiert. Diskussionen darüber, wie man mit Bewohner_innen in informellen Siedlungen forschen kann, hatten bereits begonnen und wurden in Krems fortgesetzt.

Im Mittelpunkt des Projekttreffens stand die Strategie, transdisziplinäre Prozesse mit lokalen Akteur_innen in ausgewählten informellen Siedlungen in allen vier Projektregionen (Addis Abeba, Bahir Dar und Mekelle, Äthiopien, sowie Nampula, Mosambik) zu initiieren. Während die Bewohner_innen informeller Siedlungen in der Regel eine Aufwertung und Formalisierung befürworten, haben die lokalen Regierungen oft Vorbehalte, diese Siedlungen anzuerkennen. In Arbeitssitzungen mit den GIRT-Koordinator_innen wurde versucht, die besonderen Gegebenheiten in den ausgewählten Gebieten zu beschreiben und zu vergleichen.

Jede Siedlung wurde anhand eines Fallstudienansatzes in 20 Schritten gründlich diskutiert. Nach der Identifizierung der lokalen Herausforderungen und Chancen wurden die theoretischen Grundlagen der Transdisziplinarität durch das gemeinsame Studium transdisziplinärer Methoden vertieft. Das konsolidierte Wissen wird in den kommenden Wochen für den Kapazitätsaufbau von Projektmitgliedern und Doktoranden genutzt werden. Dr. Kumela Gudeta Nedessa von der Universität Addis Abeba (Äthiopien) wird für die Koordinierung künftiger virtueller Kurzkurse über Transdisziplinarität verantwortlich sein.

Der großzügig geplante Aufenthalt in Krems ließ genügend Zeit, um an Aufgaben zu arbeiten, die die Koordination aller Teams erfordern. Ein Tag war für die Sichtung der bisher gesammelten Literatur über Frauen in informellen Siedlungen vorgesehen. António Manuel de Amurane von der Universität Lurio (Mosambik) stellte einige der vorläufigen Ergebnisse seines Teams vor. Dies ermöglichte eine kontinentübergreifende Debatte über die Lebensbedingungen in informellen Siedlungen. Die Forscher_innen aus Äthiopien waren überrascht über die Besitzverhältnisse in den informellen Siedlungen von Nampula, während unser Kollege aus Mosambik den Trend zum Bau von Eigentumswohnungen an den Stadträndern der äthiopischen Städte nicht kannte. Der zweiwöchige Aufenthalt ermöglichte es den Forschungskoordinator_innen, von den Erfahrungen und dem Wissen der jeweils anderen zu lernen.

Einer der Höhepunkte des Projekttreffens waren die Videoaufzeichnungen der Standortpräsentationen. Die vier Forschungskoordinator_innen konnten bei der professionellen Aufzeichnung ihrer Präsentationen von der technischen Unterstützung durch das Medienlabor der Universität für Weiterbildung Krems profitieren. Dr. Atsede Desta Tegegne von der Universität Bahir Dar (Äthiopien) leistete bei den Videoaufnahmen Pionierarbeit und ebnete den Weg für ihre Kolleg_innen, die folgten.

Daniel Semunugus Negese von der Universität Mekelle (Äthiopien) war erst vor kurzem als Folge der Konflikte in der Region Tigray (wieder) in das GIRT-Projekt eingestiegen, konnte aber sehr schnell den Anschluss finden. Für interdisziplinäre Forschungsgruppe, die sich aus Architekt_innen und Sozialwissenschaftler_innen zusammensetzt, erfordert die Teambildung und das Finden einer gemeinsamen Basis Zeit und Kommunikationsbemühungen. Das Projekttreffen war für alle eine Lernreise und wird die weitere Zusammenarbeit und Umsetzung des Projekts erleichtern.

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