In: P. Kouřil – L. Polaček (Hrsg.), Bewaffnung und Reiterausrüstung des 8. bis 10. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Waffenform und Waffenbeigabe bei den mährischen Slawen und in den Nachbarländern, Internationale Tagungen in Mikulčice 9 (Brünn 2019, 211−231).
Der Schanzberg von Thunau befindet sich bei Gars am Kamp im nördlichen Niederösterreich. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit dem umfassend archäologisch ausgegrabenen Gräberfeld, der sog. Oberen Holzwiese (215 Bestattungen). Dieses steht in Verbindung mit einem Herrenhof, der sich ebenfalls auf dieser zentralen Hochfläche des frühmittelalterlichen Zentralortes am Schanzberg befand.
In den Gräbern wurden wenige Waffen und Sporen gefunden: zwei Schwerter Petersens Typ Y, eine Axt mit nomadischen Einflüssen und vier Paar Sporen mit Nietplatten, eines davon in Miniaturgröße. Die Beigaben dieser Waffen und Reiterausrüstung konzentrieren sich auf drei Bestattungen, die zu Lebzeiten wohl zu einer familia, also einer Hausgemeinschaft gehörten.
Die C14-Untersuchung von zwei Individuen mit Schwertern erbrachte Ergebnisse, die ihre Bestattung auf die Zeit vor der Wende zum 10. Jahrhundert eingrenzen. Somit liegen nun Daten für den Beginn der Produktion dieses Schwerttyps vor, was bisher ein Forschungsdesiderat war.
Interessant ist der Vergleich der relativen Häufigkeit der Bestattungen mit Waffen und Sporen am Gräberfeld der Oberen Holzwiese mit jenen von Friedhöfen zeitgleicher Zentren. Ihr geringes Vorkommen auf der Oberen Holzwiese wird in Verbindung mit dem Bestattungsbrauchtum, genauer dem Einfluss von sozialem Status, sowie dem chronologisch späten Auftauchen von Waffen in den Gräbern der Oberen Holzwiese diskutiert.
Abb. Unterschrift: Thunau, Oberen Holzwiese. Grab 130, Auswahl der Ausstattung. (Grabzeichnung: A. Distelberger, Fundzeichnung: B. Lethmeyer)