16.02.2017

Im Rahmen des EU-Projekts ATS2020 werden derzeit die Kompetenzen von europäischen SchülerInnen untersucht. Es soll gezeigt werden, dass feedbackgesteuertes und lernerInnenzentriertes Lernen die Entwicklung von Kompetenzen im Klassenzimmer fördert. Das Thema ist nicht zuletzt durch die Diskussion um digitale Kompetenzen in Österreich hochaktuell.

ATS 2020

Rund 10.000 SchülerInnen aus 10 Ländern stellen derzeit ihre Kompetenzen bei einem Pre-Test für das Strategieexperiment ATS2020 (Assessment of Transversal Skills – Bewertung fächerübergreifender Fähigkeiten) unter Beweis. Österreich ist zwar nicht mit Pilotschulen im Projekt vertreten, das Department IMB der Donau-Universität Krems leitet im Projekt aber das Technologie-Arbeitspaket und hat für einen Teil der SchülerInnen und ihre LehrerInnen einen E-Portfolio-Raum eingerichtet. Die Mitarbeit am Projekt ermöglicht zudem gute Einblicke in den Prozess des Kompetenzerwerbs durch lernerInnenzentriertes Lernen und formatives (leistungsförderndes) Feedback.

Feedback ist Teil des Lernprozesses

Feedback bzw. formative Bewertung wird im Projekt sowohl von den Lernenden als auch von den Lehrenden vorgenommen. Diese Form der Bewertung dient nicht nur dem Lernen, sie ist Teil des Lernprozesses. LehrererInnen stehen den 10- bis 15-jährigen SchülerInnen dabei wie MentorInnen zur Seite. Sie helfen den Jugendlichen, ihre bisherigen Fähigkeiten zu bewerten und sich auf dieser Basis (und im Einklang mit dem Lehrplan) selbst Lernziele zu setzen. Hilfsmittel, die zur Verfügung gestellt werden müssen, sind Kompetenzraster mit Kann-Beschreibungen, die auch zu Fragebögen umgearbeitet werden können. 

Die SchülerInnen erarbeiten auf Basis der selbstgesteckten Ziele Lernprodukte wie Aufsätze, Videos, und Präsentationen, die sie auch selbst dokumentieren. Als Online-Arbeitsräume dienen ihnen dabei E-Portfolios, die auf unterschiedlichen Plattformen erstellt werden. Formative Bewertung durch MitschülerInnen und die LehrerInnen hilft den SchülerInnen, diese Sammlung ihrer Lernprodukte zu verbessern und ihre Lernergebnisse selbst zu bewerten. Aus der Selbstbewertung entstehen neue Ziele – die SchülerInnen übernehmen mehr Verantwortung für ihr Lernen, da sie auch mehr Kontrolle über ihren Lernprozess haben.

Kompetenzorientiertes Lernen und Fachwissen sind kein Widerspruch

Die Ressourcen im seit Kurzen für die Öffentlichkeit zugänglichen ATS2020-Portal  zeigen, dass die Kompetenzorientierung keineswegs im Widerspruch zu solidem Fachunterricht steht. So werden SchülerInnen beispielsweise von einigen spanischen Schulen im Englischunterricht auf einen Webquest geschickt, um Recherchen über die Zeit, in der Charles Dickens gelebt hat, anzustellen. Wie war damals das Alltagsleben? Die SchülerInnen gehen via WWW auf eine Zeitreise und präsentieren in ihrem E-Portfolio und in der Klasse, was sie gefunden und erlebt haben. Am Ende der Lernsequenz bewerten die SchülerInnen sich anhand eines Rasters gegenseitig sowie selbst und reflektieren ihren Kompetenzzuwachs.

Digitale Kompetenz und Zusammenarbeit

Für das Fach „Health Education“ entwickelte eine zypriotische Kollegin ein Lerndesign für die sichere Internetnutzung. In diesem Lernzirkel arbeiten die SchülerInnen zusammen um sich selbst Informationen zu ihrem Umgang mit dem Internet zu erarbeiten. Sie setzen sich dabei selbst einen Schwerpunkt innerhalb der Themenbereiche „Cyber Bullying“, „Falschinformationen im Internet“, „Internetsucht“ oder „Verführung Minderjähriger durch das Internet“. Die Ergebnisse werden zu einer kleinen Unterrichtseinheit – von den SchülerInnen für ihre KlassenkameradInnen. Auch bei dieser Unterrichtseinheit werden die SchülerInnen von der/dem Lehrenden unterstützt, unter anderem durch Fragestellungen, die wie eine Checkliste für die Recherchearbeit fungieren. Danach folgt die Fremd- und Selbstbewertung.

Wie geht es weiter?

Ein Post-Test wird zeigen, ob die SchülerInnen, die sich selbst und einander bewerten und Vorschläge für Verbesserungen machen, auch mehr Kompetenzen entwickeln. Die Ergebnisse werden spätestens zu Projektende (Februar 2018) präsentiert.

Weiterführende Links

EU-Projekt ATS2020

Projektmitarbeiterin Dr.in Andrea Ghoneim

 

 

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